Ein US-General stuft Russland als die größte Bedrohung Washingtons ein. Erst an vierter Stelle – nach China und Nordkorea – nennt der designierte Generalstabschef die Terrormiliz Islamischer Staat.
Eine ideologische Reise in die Vergangenheit
Früher war alles besser – zumindest einfacher! Es gab Gut und Böse, Linke und Rechte – und es gab den Westen und den Ostblock. Nach dem Fall der Mauer ist alles kompliziert geworden. So gesehen bewegen wir uns im Moment wieder zurück ins 20. Jahrhundert, genauer gesagt, weit vor das Jahr 1989.
Böses Russland
„Russland stellt die größte Bedrohung für unsere nationale Sicherheit dar“, sagte der designierte US-Generalstabschef Joseph Dunford bei einer Anhörung im Kongress. Die Atommacht könne die Souveränität von US-Verbündeten verletzen und sei eine „existenzielle Bedrohung für die Vereinigten Staaten“. Dunford setzte noch einen drauf: Moskau sei sogar eine noch größere Bedrohung als die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Wir leben also in einer Mischung aus Kalten Krieg und Krieg gegen den Terror!
Zweitböses China
Doch damit nicht genug der Bedrohung: An zweiter Stelle folge China wegen dessen militärischer Fähigkeiten und seiner Präsenz im Pazifik. Grund sei aber auch der dortige Interessenkonflikt mit den USA. „Es heißt nicht, dass wir China als Feind betrachten“, unterstrich der Generalstabschef.
Drittböses Nordkorea
Auf Platz drei der Dunford‘schen Rangliste der Bedrohung: Nordkorea. Der Grund: dessen Raketen könnten auch das amerikanische Festland treffen. Hier trifft sich die Einschätzung des Generals mit der „Achse des Bösen“, die eins von US-Präsident George W. Bush und seinen Falken im Weißen Haus definiert wurde.
Dunford steht mit seiner Einschätzung in Sachen Russland nicht allein. Auch Luftwaffen-Staatssekretärin Deborah Lee James hatte Russland in diesen Tagen als größte derzeitige Bedrohung der Vereinigten Staaten bezeichnet. All diese Aussagen kann der Kreml natürlich nicht unkommentiert lassen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte dazu: „Wir sind über die künstlich erzeugte Atmosphäre der Feindseligkeit besorgt, die nichts mit der Realität, den Plänen und Handlungen Russlands zu tun hat.“ Was die „Handlungen“ Russlands angeht, erwähnte Lawrow den Krieg in der Ukraine, an dem Russland mit Waffen und Soldaten beteiligt ist, natürlich nicht.
Das unerwartete Böse
Russland, China und Korea sind nun Bedrohungen, die selbst der Durchschnittsbürger als real empfinden wird. Doch da setzt der designierte US-Generalstabschef noch einen drauf. Seine größte Sorge gelte einer noch unbekannten Bedrohungen. „Das, was mich nachts wachhält, ist die Frage unserer Fähigkeit, auf das Unerwartete zu reagieren“, sagte Dempsey nach Angaben des Fachblatts „Military Times“. „Im Großen und Ganzen können unsere Streitkräfte mit den derzeitigen Herausforderungen umgehen.“ Es gebe jedoch wenig Restkapazität, darüber hinaus, so der Vier-Sterne- General.
Si vis pacem para bellum
All den Ausführungen kann man natürlich einen fast schon philosophischen Hintergrund abgewinnen. So gesehen argumentiert Dunford in der Tradition Platons. Auf dessen Grundidee geht der Satz zurück: Si vis pacem para bellum – „Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.“ Vielleicht sind die Beweggründe des Generals allerdings auch profanerer Natur. Dunford möchte, dass die USA mehr Geld für Rüstung ausgeben. Als Argumente dienen ihm natürlich alle möglichen Gefahren – seien sie auch noch so irreal.