Der Tyrann Assad ist wieder im Spiel

Wir können die Augen nicht mehr verschließen. Mit den Flüchtlingen sind auch die sichtbaren Folgen des Krieges in Syrien nach Europa gekommen. Das Versagen des Westens wird für jeden sichtbar. Und was passiert? Der Westen will plötzlich wieder mit Bashar al-Assad reden – und ihn auf diese Weise für sein langes Ausharren und für seine Grausamkeiten belohnen.

15.10.01-syrien

Demokratie für Syrien

Das hört das westliche Ohr gerne. Nach Vorstellung des russischen Botschafters in Frankreich,  Alexander Orlow, sollen nach einer Befreiung Syriens von der Terrormiliz Islamischer Staat in dem Land freie und international beaufsichtigte Wahlen stattfinden. Das sagte er am Donnerstag dem Sender France Info. (Hier der Link zu dem Interview)

Weniger gern werden die Verantwortlichen im Westen hören, dass Russland erst nach dem wiederholten Versagen der US-geführten Koalition, die Terrormiliz Islamischer Staat zu vertreiben, eingegriffen habe. Der Botschafter legt damit den Finger in eine schwärende Wunde. Tatsache ist, dass keiner der internationalen Assad-Gegner einen Plan hat, wie Syrien geholfen werden könnte.

Rat- und Hilflosigkeit des Westens

Dieser Zustand der Rat- und Hilflosigkeit hat den Westen allerdings lange nicht interessiert. Jetzt erst, da der Krieg in Syrien angesichts der Flüchtlingsströme auf Europa erreicht hat, machen wir uns wieder Gedanken für eine Lösung des Konflikts. In diese Lücke stößt nun Wladimir Putin. Viele Politiker im Westen scheinen froh zu sein, dass durch die Angriffe Russlands wieder Bewegung in die Sache gekommen ist. Wenig interessiert uns daran, dass alles wieder einmal auf Kosten der Bevölkerung in Syrien geht.

Der Westen setzt nun wieder auf genau die Männer, die verantwortlich sind für das Sterben von inzwischen einer Viertelmillion Menschen. Und wie müssen Putin und Bashar al-Assad die Wende der internationalen Staatengemeinschaft verstehen? Ihre Lehre kann nur sein: man muss nur lange genug brutal und rücksichtslos sein, man kann das Recht brechen und Menschen abschlachten, dann wird man am Ende bekommen, was man möchte. Fatal ist es da, dass der SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel bereits auch laut über die Aufhebungen der Sanktionen gegen Russland wegen der Annexion der Krim und dem Krieg in der Ostukraine nachdenkt – in der Hoffnung, dass in Syrien endlich Ruhe herrschen mag. Auch wenn es eine Grabesstille sein wird.

Der Westen knickt ein

Noch erklärt der Westen, dass es ein Syrien mit Assad nicht mehr geben wird. Aber was wird der Westen sagen, wenn der Bürgerkrieg mit Hilfe der Truppen des Diktators und den russischen Kampfjets erstickt wird und in der Region wieder scheinbare Ruhe einkehren wird? Womöglich ist dann auch der IS entscheidend geschwächt und wieder irgendeine Ordnung in das Chaos eingekehrt? Der Westen wird dann Assad als starken Mann akzeptieren, weil keiner will, dass Assad das bestialische Abschlachten von neuen beginnt. Niemand wird sich dann daran erinnern, dass die Menschen nicht vor dem IS, sondern vor den Fassbomben des Tyrannen geflohen sind.

Der Westen wird die Augen verschließen und das Terrorregime Assads akzeptieren, weil der eine Illusion von Stabilität herstellen wird. Leiden wird die Bevölkerung, denn die Menschen können sich sicher sein, dass der Tyrann Rache nehmen wird an jenen, die sich gegen ihn gestellt haben. Wer glaubt, dass das ein unglaubwürdiges Szenario ist, der blicke nach Ägypten. Dort sitzt eine Militärdiktatur fest im Sattel, die das eigene Volk mit eisernem Griff unter Kontrolle hält – und der Westen sieht schweigend dabei zu.

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