Petry spielt das Opfer der Medien

Frauke Petry ist ein Medienprofi. Die AfD-Chefin weiß sehr genau, wie Medien funktionieren und wie man sie nutzt – und sie weiß auch, wie man Interviews gibt. Deshalb erstaunt es, dass sie nun den „Mannheimer Morgen“ für ihre scharf kritisierten Äußerungen zum Schusswaffengebrauch an der Grenze verantwortlich macht.

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Diese Worte wurden der AfD-Chefin tatsächlich in den Mund gelegt!

Im „Stil eines Verhörs“

Petry wirft dem Blatt eine „verkürzte und völlig sinnentstellte“ Wiedergabe ihrer Worte vor. „Man wollte die Schlagzeile produzieren, dass die AfD auf Flüchtlinge schießen will“, sagte Petry. Das habe aber niemand gesagt. Sie halte das „für journalistisch total inakzeptabel“. Das Interview sei im „Stil eines Verhörs“ geführt worden.

Festzuhalten ist, dass solche Interviews einem sehr genauen Ablauf folgen. Das Gespräch wird aufgezeichnet, abgetippt und danach wird jedes Wort von den Befragten autorisiert. Das heißt, auch Frauke Petry hat die Sätze noch einem gelesen – und offensichtlich für gut befunden.

Der Chefredakteur wehrt sich

Das wird auch Dirk Lübke, Chefredakteur des„Mannheimer Morgen“, bestätigt.  „Was ist daran nötigend, wenn Frauke Petry uns selber das Interview angeboten hat, sie und ihr Sprecher jedes Wort zur Autorisierung vorgelegt bekommen haben, jedes Wort und jeden Satz mehrmals gelesen und schließlich zur Veröffentlichung freigegeben haben?“, fragte der Chefredakteur. Aus diesem Grund weist Lübke den Vorwurf zurück, der AfD-Chefin die Worte in den Mund gelegt zu haben. „Die perfide Tabu-Brecherin Petry stilisiert sich gerade zum kleinen, ahnungslosen Mädchen, was nicht wusste, was es gesagt hat.“

Petry hatte der Zeitung gesagt, Polizisten müssten illegale Grenzübertritte von Flüchtlingen verhindern, „notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So steht es im Gesetz“.  Mit ihren Äußerungen hatte Petry bei den anderen Parteien einen Proteststurm ausgelöst.

Petry ist keine naive Politikerin

Naivität kann Frauke Petry also kaum nachgesagt werden. Möglich aber ist, dass der Druck auf sie so groß geworden, dass sie versuchen muss, mit allen Mitteln ihren Kopf zu retten. Denn inzwischen machen Putschgerüchte die Runde.  Jörg Meuthen bezeichnet solche Berichte allerdings als  „kompletten Unfug“. Der Co-Vorsitzende bezieht sich auf einen Bericht der „Bild“-Zeitung. Darin wird behauptet, der AfD-Vorstand habe  in einer Telefonschaltkonferenz am frühen Dienstagmorgen über Petrys Amtsführung gesprochen. Auch sei schon ein Szenario für den Fall ihrer Absetzung durchgespielt. Als möglicher Nachfolger wird Partei-Vize Alexander Gauland ins Gespräch gebracht.

Meuthen erklärt dazu: „Eine Ablösung von Frauke Petry steht in keinster Weise im Raum.“ Richtig sei, dass es am Dienstag eine turnusmäßige Konferenz gegeben habe, dort sei auch über die Medienberichte gesprochen worden.

Petry selbst sagte nach der Konferenz, sie sehe sich in ihrer Partei nicht unter Druck. „Ich stehe da, wo ich stehe, und ich glaube, ich habe ausreichend Unterstützung hinter mir“, sagte sie in Dresden. Auch sie unterstreicht, dass es auf der Schaltkonferenz des Bundesvorstandes „keine Tagesordnungspunkte zur Amtsführung“ gegeben habe.

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