Engelke im Auge des Shitstorms

Anke Engelke hat einen Witz gemacht. Zugegeben, es war nicht ihr bester – dafür schlägt er sehr hohe Wellen. Ziel ihres Spotts bei der Gala zur Eröffnung der Berlinale war Leipzig. Aber das ist schon falsch formuliert: Ziel ihres Spotts waren die „besorgten Bürger“, die dort leben.

 

 

Der Witz des Anstoßes der Moderatorin geht so:

„George Clooney hat für den Film viele Millionen investiert, um Deutschland in Nazi-Deutschland zu verwandeln. Das hätte er billiger haben können – 180 Kilometer südlich, in Leipzig.“

 

Hier die Sequenz aus der Eröffnung, die natürlich sofort auch auf Youtube gepostet wurde:

 

Millionen für einen Film

Das sind sehr viele Anspielungen in zwei Sätzen, die nicht jedem sofort einleuchten werden. Zur Erklärung: Die Komädiantin ging auf Clooneys Beitrag zur Berlinale 2014 ein, den Film „Monuments Men“. Darin geht es ​um eine Spezialeinheit der US-Armee, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg den Auftrag hatte, Kunstgüter für die Nachwelt zu retten und von den Nazis gestohlene Güter an die rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Der US-Superstar hatte den Film in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen gedreht.

Die Redaktion im Saal ließ erahnen, dass dieser Witz eher ein Rohrkrepierer war. Engelke moderierte über die Mischung aus Gelächter und Getuschel einfach hinweg. Als Komikerin kennt sie solche Situationen zur Genüge.

Große Erregung im Internet

Doch da baute sich die Woge der Erregung im Internet schon auf und entwickelte sich zu einem veritablen „Shitstorm“. Natürlich fühlten sich viele Leipziger verunglimpft. Aber auch all jene waren zur Stelle, die in Angst und Sorge ums christliche Abendland leben, und beschwerten sich, da habe – schon wieder! – jemand mit der Nazi-Keule auf „besorgte Bürger“ eingedroschen.

Auf Twitter waren dann bitterböse Kommentar zu lesen. Eine der zitierbaren Äußerungen  haben wir hier:

 

Einige Experten vermuteten auch, dass Anke Engelke eine kleine geografische Schwäche offenbar habe:

 

 

Der Witz mag kein Brüller gewesen sein, doch schien er einige Nerven getroffen zu haben. Fakt ist: Keine Gesellschaftsschicht ist vor Engelkes Humor sicher. In- und Ausländer nimmt sie ebenso aufs Korn wie bettelarme Schlucker oder Superreiche. Politische Korrektheit definiert sie nach eigenem Gusto. Ihre eher brachiale Art muss erst einmal ausgehalten werden.

Die Moderatorin fand auf Twitter aber auch Verständnis:

 

Und sie hatte auch eine prominente Fürsprecherinnen:

 

 

Einer aber scheint die Gelassenheit nicht verloren zu haben: Leipzigs Bürgermeister Burkhard Jung nahm den Witz mit Humor und lud die Engelke mal in seine Stadt ein – zum Aufhängen der Fahnenspaliere und fegen der Exerzierplätze. Dann stellte er aber klar, dass „Demokratie und Offenheit hier einen hohen Stellenwert haben.“

16.02.13-engelke-OB

Klar, dass Anke Engelke die Angriffe nicht unkommentiert lassen wollte. Sie reagierte auf den „Shitstorm“ im Internet – auf ihre Weise, mit einem Video-Clip:

 

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