„Laut und stark“ will die Junge Union auftreten – das zumindest ist ihrer Facebook-Seite zu entnehmen. Dass vor einem solchen Auftritt bisweilen auch leises und nachdenkliches Innehalten von Vorteil sein kann, erfährt die Jugendorganisation der CDU im Moment.
Nach den kritischen Äußerungen von Julia Klöckner und Guido Wolf postete die JU ein Plakat. Zu sehen ist der Kandidat aus Baden-Württemberg, darunter steht geschrieben:
„Ohne Asylgrund oder Schutzstatus soll niemand mehr in unser Land einreisen dürfen.“
Als Urheber dieses markigen Spruches werden Guido Wolf und Julia Klöckner angegeben. Doch die Häme ließ nicht lange auf sich warten, denn offensichtlich hatte sich keiner bei der Jungen Union Gedanken darüber gemacht, was diese Forderung tatsächlich bedeutet.
Da hilft es auch nichts, dass zu dem Post noch einige erklärende Worte eingefügt wurden. Die Junge Union schreibt:
„Julia Klöckner und Guido Wolf unterstützen Angela Merkel in der Flüchtlingspolitik. Sie wollen aber auch Anreize für andere EU-Staaten schaffen, sich an einer europäischen Lösung zu beteiligen, und auch mit nationalen Maßnahmen Schlepperkriminalität austrocknen und Fehlanreize beseitigen.“
Doch die Meinung vieler Internetnutzer ist wohl eine andere als die der Jungen Union.So schreibt ein Facebook-Nutzer unter den Post:
„Schämt euch! Ich bin seit 20 Jahren CDU Mitglied, davor JU und SU… so einen widerlichen Wahlkampf meiner Partei habe ich selten erlebt. Wir sind Christen, eine christliche Partei, da verbietet sich das Thema Flüchtlinge im Wahlkampf ganz klar“
Die Junge Union antwortet darauf:
„Leider sind Flüchtlinge Wahlkampfthema. Das haben wir und nicht ausgesucht. Die Menschen wollen Antworten auf die Frage, was die Politik hier künftig tut. Im Übrigen unterstützen wir den Kurs von Angela Merkel. Man muss aber doch auch überlegen, wie wir damit umgehen, wenn auch in den nächsten Monaten keine europäische Lösung gefunden werden kann.“

Laut und stark, statt leise und nachdenklich – die JU in Baden-Württemberg
Da aber war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Viele der Internet-Nutzer teilen eher die folgende Meinung:
„Nun „niemand“ heisst ebenfalls Staatsoberhäupter, Regierungschefs, Zuliefererfirmen, Touristen, Wanderer und Kunden(!). Einfach mal den Duden gegenchecken, bevor man taff auftreten will. So dichte Grenzen will noch nicht einmal die AfD und hatte noch nicht einmal die DDR mit ihrem antifaschistischen Schutzwall.“
Hier geht es zu dem Post der Jungen Union:
Da hatte allerdings auch schon die politische Konkurrenz das Thema erkannt. Grünen-Minister Alexander Bonde hat die Abkehr der CDU-Wahlkämpfer in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg von der Flüchtlingspolitik Angela Merkels (CDU) als „Panikpapier“ bezeichnet. Was die CDU-Spitzenkandidaten Guido Wolf und Julia Klöckner mit ihrem Schreiben an die Bundeskanzlerin machten, sei „durchschaubar und unsolidarisch“ und mache den Riss in der CDU weiter auf, den Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer in die Unionsparteien getragen habe, sagte Bonde am Montag in Stuttgart. „Und das zu einem Zeitpunkt wie den Brüsseler Gipfel, wo die Kanzlerin eigentlich innenpolitischen Rückhalt braucht, um in Europa doch noch was zu bewegen.“
Als Tourismusminister irritiere es ihn zudem ein wenig, wenn in dem Papier drinstehe, man dürfe nur noch Ausländer ins Land lassen, die plausible Fluchtgründe hätten. Das zeige, dass beide „auch rhetorisch über das Ziel hinausgeschossen sind“. Hier geht es zu dem Papier von Wolf und Klöckner
Naja, wer schon einen Schutzstatus hat, bevor er die dt. Grenze ueberquert, der muss sie ja nicht mehr ueberqueren. So gesehen ist diese Forderung eingentlich auch Nonsens. Den Status kriegen Fluechtlinge ja erst nachdem sie in D. angekommen ist und im Asylverfahren sind…
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Hier läuft einiges etwas seltsam. Ich glaube, der Satz ist vor allem der Angst geschuldet, dass die Grünen an der CDU in B-W vorbei ziehen könnte. Ich bleibe gespannt, was als nächstes kommt.
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