Erika Steinbach – Woher kommst Du denn?

Mit einem Foto-Kommentar zum Thema Flüchtlinge hat die CDU-Abgeordnete Erika Steinbach erneut empörte Reaktionen hervorgerufen – auch bei Parteifreunden. Sie hat das „Deutschland 2030“ überschriebene Bild im Internetdienst Twitter verbreitet. In der „Bild“-Zeitung hat sie den Tweet verteidigt. Schließlich haben die Macher des NDR-Magazins ZAPP die Geschichte hinter dem Bild recherchiert – und Erika Steinbach wundert sich, dass Journalisten ihre Arbeit machen.   
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16.02.28-steinbach

Der Tweet von Erika Steinbach

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CDU-Generalsekretär Peter Tauber kritisierte die Parteifreundin mit den Worten: „Liebe @SteinbachErika, da ich nicht schon wieder Schimpfworte benutzen will, sage ich zu Deinem letzten Tweet jetzt nichts.“
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Die Antwort von Erika Steinbach:

 

Die CDU-Bundestagsabgeordnete hat ihren umstrittenen Tweet verteidigt – allerdings nicht im Netz, sondern ganz herkömmlich in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung (29.02.2016). „Das Foto zeigt lediglich ein Problem, das die Menschen umtreibt“, sagte Steinbach.

„Es ist kein aggressives Foto. Es sind auch keine arabischen Flüchtlinge darauf zu sehen, sondern freundliche Inder, die das Kind neugierig und interessiert ansehen.“

Zu der Herkunft des Bildes sagte Steinbach dem Blatt: „Das Foto schickte mir ein besorgter Vater aus Frankfurt am Main, dessen Kind in seiner Klasse nur noch zwei weitere deutsche Mitschüler hat.“ Das Foto habe er einer Mail angehängt. Laut „Bild“-Zeitung nutzen Fremdenfeinde das Foto regelmäßig mit unterschiedlichen Überschriften im Internet. Auf die Frage, ob Deutschland 2030 wirklich so aussehen könne wie auf dem verwendeten Foto, antwortete Steinbach: „Die Daten deuten darauf hin. In Großstädten gibt es jetzt schon einen erheblichen Anteil nichtdeutscher Bevölkerung.“
Der Tweet Steinbachs hat parteiübergreifend auf Empörung gestoßen. Auch aus der eigenen Partei wurde die Politikern angegangen. Unionsfraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer (CDU) kommentierte einen Tweet der „Rheinischen Post“ („Dieses Foto von @SteinbachErika finden wir einfach nur schlimm“) mit den Worten: „Ich auch.“
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SPD-Vize Ralf Stegner twitterte am Sonntag:
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„Frau Steinbach ist nicht mehr bei Trost – zusammen mit Seehofer, Wolf, Klöckner&Co braucht Angela Merkel eigentlich keine Gegner mehr.“

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Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter bezeichnete den Beitrag Steinbachs, die zugleich Sprecherin der Unionsfraktion für Menschenrechte ist, als „widerlich, rassistisch, hetzerisch“.
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Der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger twitterte:

 

Steinbach, ehemals Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (1998-2014) konterte:

 

 

„Allen Realitätsverweigerern: mehr Menschen in D haben Sorge, dass Einheimische zur Minderheit werden als Sie es für möglich halten.“

 

Ein weitere Replik lautete:

„Und jetzt wünsche ich alle Empörten und Nichtempörten ein schönes Wochenende“.

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Und zum Schluss noch ein Zitar von Erika Steinbachs Homepage:

„Als Sprecherin für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Fraktion geht es mir um den Respekt vor dem anderen.“

Nachtrag:

Das Magazin ZAPP hat in wochenlanger Kleinarbeit den Ursprung des Fotos recherchiert. Die Journalisten schreiben, das Motiv kursiere schon seit Jahren in ähnlicher Form im Netz: Mit Parolen wie „Italien 2030“ oder „Russland 2050“ werde das Bild auf Websites und Social-Media-Profilen aus verschiedenen europäischen Ländern benutzt, um Stimmung gegen Migranten zu machen. Hier geht es zu dem Betrag von ZAPP

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16.03.23-ZAPP

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Und weiter heißt es:

Die Familie hatte ihren damals 18 Monate alten Sohn nach eigenen Angaben 2011 bei einem Besuch des Kinderheims fotografiert. „Wir sind sehr traurig, dass das Bild für solche Propaganda verwendet wird. Wir hatten genau das Gegenteil im Sinn“, sagte die australische Familie gegenüber ZAPP. Hochgeladen hätten sie das Foto, „in der Hoffnung, dass das Kinderheim von der Aufmerksamkeit dort profitieren würde“. Während eines Indien-Urlaubs hätten sie dort Spenden übergeben, erzählt die Mutter. „Das Foto entstand in einem sehr schönen Moment voller Liebe und Freude. Er zeigt das Miteinander verschiedener Kulturen und von Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen“, erinnert sich der Vater. „Das auf eine negative Weise zu verwenden, unterstützen wir auf gar keinen Fall.“

 

Nach Angaben von ZAPP hat Steinbach auf Nachfragen des Magazins nicht direkt reagiert – hat aber einen Tweet dazu abgesetzt. Darin schreibt die CDU-Politikerin, dass sie sich wundere, wofür manche Journalisten ihre Zeit verschwenden würden. Das allerdings ist erstaunlich, haben die ZAPP-Macher doch nur ihre Arbeit getan und nach der Quelle des Bilder gesucht. Das hätte Erika Steinbach auch tun sollen – es wäre ihr vielleicht sehr viel Ärger erspart geblieben.

2 Kommentare zu “Erika Steinbach – Woher kommst Du denn?

  1. Pingback: Erika Steinbach twittert wieder – Knut-Krohn-Blog

  2. Pingback: Erika Steinbach biegt rechts ab – Knut-Krohn-Blog

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