Nun regt sich Widerspruch. Deutsche Muslime reagieren bestürzt auf den Vorstoß des AfD-Bezirksverbandes Niederbayern, den „Bau und Betrieb von Moscheen“ zu untersagen.
Islamfeindlichkeit wird salonfähig
„Mit Erschrecken, aber nicht überrascht stellen wir fest, wie Islamfeindlichkeit in Hass und Verachtung gegen alle Muslime umschlägt und nun auch keinen Halt mehr vor unseren Verfassungsprinzipien macht“, sagte der Vorsitzende der Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland. Islamfeindlichkeit werde zum „salonfähigen Rassismus“.
In dem aus Niederbayern stammenden Entwurf zum Grundsatzprogramm der AfD heißt es, Moscheen dienten „nicht nur dem gemeinsamen Gebet, sondern auch der Verbreitung der auf die Beseitigung unserer Rechtsordnung gerichteten islamischen Lehre“. Der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Aber auch innerhalb der Partei ist der Entwurf umstritten. Der bayerische AfD-Landeschef Petr Bystron hatte sich bereits am Mittwoch davon distanziert. Der Bezirksverband wirbt jedoch weiter um Unterstützung. Ende April will die AfD auf ihrem Parteitag in Stuttgart ihr Grundsatzprogramm diskutieren und verabschieden.
Gezielte Stimmungsmache der AfD
Der Geschäftsführer der Christlich-islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz (CIBEDO), Timo Güzelmansur, sprach von gezielter Stimmungsmache gegen Muslime. „Aber wir sollten nicht auf diesen Zug aufspringen, sondern ruhig abwarten, ob diese Forderungen tatsächlich in ein Parteiprogramm hineinkommen oder vielleicht einfach parteiinterne Auseinandersetzungen sind“, sagte der katholische Theologe im Kölner domradio. Hier der Link zum Interview im Domradio

Nicht nur die Kirche hält den Vorschlag für Unsinn
Den Dialog mit dem Islam suchen
Gleichzeitig erklärte der Theologe und Buchautor Ulrich Nersinger, die Gesellschaft sei auf den Dialog mit dem Islam angewiesen. Dies beziehe sich angesichts der Flüchtlingszahlen auch auf persönliche Gespräche, sagte er dem Internetportal katholisch.de in Bonn. „Auch die aktuellen Ereignisse wie die Terroranschläge in Brüssel verlangen, dass man offen miteinander spricht.“Hier der Link zu dem Text
Dialog sei indes „kein sinnloses, beschönigendes Daherreden“, betonte Nersinger. Er fordere vielmehr „das offene und kritische Gespräch“. Dazu gehöre auch das Festhalten an der eigenen Identität, „dass man sich mit seinem Glauben beschäftigt, sich in ihm auskennt und auch zu ihm steht, sonst ist der Dialog nicht sinnvoll“. – Nersingers Buch „Krieg und Frieden. Die Päpste und der Islam“ ist soeben im Bernardus Verlag erschienen.
Kritik der Israelitischen Kultusgemeinde an der AfD
Einen anderen zweifelhaften Aspekt aus dem offiziellen Programmentwurf der AfD kritisiert die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. Darin heißt es: „Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, die auch die positiven, identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte mit umfasst.“ Dass eine derartige „Verengung“ existiere, sei eine Unterstellung, sagte Knobloch dem „Handelsblatt“. „Das trägt – gewollt oder bewusst fahrlässig – unterschwellige Züge von sekundärem Antisemitismus“, fügte Knobloch hinzu.