Der Fall Böhmermann hat längst ein Eigenleben. Er beschäftigt nicht nur die Politik, inzwischen wird zur Deutung sogar die Kunstgeschichte herangezogen. Es kursieren Gerüchte, dass sein umstrittener Schmähbrief ein legendäres historisches Vorbild haben könnte.

Auf Twitter macht das Bild Repins Karriere
Ein rauflustiges Völkchen
Der Sage nach haben sich einst die Saporoger Kosaken im Jahr 1676 mit dem türkischen Sultan Mehmed IV. angelegt. Das taten sie auf eine für das sehr rauflustige Völkchen eher ungewöhnliche Art: mit einem Brief.
Festgehalten hat diesen provokanten Akt der russische Maler Ilja Repin. Ende des 19. Jahrhunderts malte er das Bild mit dem Titel „Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief“. Heute hängt das Historiengemälde im Russischen Museum in Sankt Petersburg.
Die Kosaken haben großen Spaß
Grund für den rüden Briefwechsel war die Aufforderung des türkischen Sultans an die Kosaken, sich unter seine Herrschaft zu unterwerfen. Die dachten aber gar nicht daran. Und das Werk Repins offenbart, dass es den Kosaken sehr großen Spaß bereitet haben muss, den Sultan in dem Schreiben unflätig zu beschimpfen.
Einer unbestätigten Legende nach schrieben die Kosaken – wir zitieren an dieser Stelle aus dem Internetlexikon „Wikipedia“:
„Du türkischer Teufel, Bruder und Genosse des verfluchten Teufels und des leibhaftigen Luzifers Sekretär! Was für ein Ritter bist du zum Teufel, wenn du nicht mal mit deinem nackten Arsch einen Igel töten kannst?“
Es folgen dann noch zahlreiche weitere Verbalinjurien, die an dieser Stelle allerdings kaum zitiert werden können.
Den Saporoger Kosaken brachte dieser unflätige Ausflug in die Literatur allerdings nicht allzu viel. Sie wurden zwischen den damaligen Großmächten Osteuropas aufgerieben und nur 100 Jahre nach dem Brief an den Sultan wurde das Kosaktentum von Fürst Potjomkin – das ist der mit den virtuellen Dörfern – aufgehoben.