Nun donnern sie wieder in Richtung Westen. Die „Nachtwölfe“ haben sich aufgemacht in Richtung Berlin. Doch die Mitglieder des russischen Motorradclubs gelten als Anhänger eines aggressiven Nationalismus und sind im Westen nicht bei allen gerne gesehen.

„Sputnik“ berichtet intensiv über den Zug der Motorradfahrer
Der Ärger ist programmiert
Die Route der „Nachtwölfe“ führt von Moskau über Weißrussland und Polen in Richtung Berlin. Am 9. Mai soll die Fahrt in der deutschen Hauptstadt enden. Und wie im vergangenen Jahr zeichnet sich ab, dass die Fahrt zu diplomatischen Spannungen führen wird und zumindest einige Mitglieder umkehren müssen, bevor sie ihr Ziel erreichen.
Der ORF meldet, dass die „Nachtwölfe“ inzwischen über die Slowakei in die EU eingereist seien. Mitglieder der Gruppe fotografierten sich am Flughafen Bratislava und stellten die Bilder auf Facebook. Hier geht es zum ORF und der Berichterstattung. Mirek Toda schreibt auf Twitter, dass die Gruppe in der Slowakei in einer Stadt angekommen seien, die als Hauptquartier einer rechtsradikalen Partei gilt.
#NightWolves in Slovak city where Neo-nazi party has HQ. https://t.co/ir12VWzUos
— Mirek Toda (@jeemine) 3. Mai 2016
Auch die Stadt Brünn war eine Station auf dem Weg nach Berlin. Die „Wiener Zeitung“ schreibt:
„Rund 80 Biker der umstrittenen russischen Motorradgang „Nachtwölfe“ sind im tschechischen Brünn (Brno) freundlich empfangen worden. Der Regionspräsident von Südmähren, Michal Hasek, posierte mit den Putin-treuen Bikern für Fotos und legte mit ihnen einen Kranz am russischen Kriegerdenkmal nieder.
„Das war für mich ein starkes Erlebnis“, schrieb Hasek bei Facebook. Alles sei ruhig, würdig und ohne jegliche Probleme verlaufen, meinte der Politiker der Sozialdemokraten (CSSD) von Regierungschef Bohuslav Sobotka.“
Geschichtsstunde mit Alexander Saldostanow
Bei einem Halt in Brest hat Klubchef Alexander Saldostanow eine kleine Geschichtsstunde gegen. Seine Sicht der Dinge weicht allerdings von der bisher bekannten Darstellung in den Geschichtsbüchern ab. Ein Reporter des weißrussischen Kanals Belsat fragte ihn, wie er dazu stehe, dass Hitler und Stalin zu Beginn des Krieges Verbündete gewesen seien. Davon wollte Alexander Saldostanow allerdings nichts wissen und kanzelte den Reporter als „verwirrten“ Geist ab. Hier geht es zu dem Video.
Und hier noch eine kurze Dokumentation der Deutschen Welle zu den Nachtwölfen.
Das Ziel die Kranzniederlegung in Berlin
Die Mitglieder der Gang wollen in Berlin zum Jahrestag des Kriegsendes Kränze niederlegen, durch die Stadt fahren und eine Demonstration abhalten. Dazu müssen sie allerdings Polen durchqueren, und hier spätestens beginnen die Schwierigkeiten. Das polnische Außenministerium teilte mit, gegen die Rocker sei ein Einreiseverbot verhängt worden, man habe darüber die russische Botschaft informiert. Grund sei die „Sicherung der öffentlichen Ordnung“.
Einige der Motorradfahrer konnten dann allerdings die Grenze überqueren. Der russische Propaganda-Sender „Sputnik“ schreibt dazu:
„Die Polen, die die Kolonne der russischen Biker in ihrem Land empfangen, verhalten sich den Bikern gegenüber nicht so, wie die lokalen Behörden und die Polizei, wie eine Korrespondentin des TV-Senders LifeNews vor Ort mitteilt. In Warschau und in Wroclaw wurden die Biker mit Beifall begrüßt. Die polnischen Bürger zeigen Sympathie mit den Teilnehmern der Siegesfahrt, da diese trotz des Einreiseverbotes des polnischen Außenministerium doch eingetroffen seien.“
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Hier geht es zur Berichterstattung von Sputnik.
Der schlechte Ruf der „Nachtwölfe“ liegt in der Nähe zum Kreml begründet. Ursprünglich als anti-sowjetische Vereinigung gegründet, wandelte sie sich zu einem Club, der nationalistische Werte propagiert, der russisch-orthodoxen Kirche nahesteht und beste Kontakte zur Staatsführung pflegt.
Insbesondere Klubchef Alexander Saldostanow wird ein enges Verhältnis zu Präsident Wladimir Putin nachgesagt. Im Konflikt in der Ukraine unterstützten die „Nachtwölfe“ die pro-russischen Separatisten im Osten des Landes. Saldostanow alias „Chirurg“ steht deshalb auf der Sanktionsliste der Europäischen Union.
Man habe im vergangenen Jahr versprochen, wiederzukehren, sagte Saldostanow, und so werde es auch kommen. „Uns aufzuhalten wird nur noch mehr Widerstand hervorbringen“, kündigte er an.
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Nachtrag am 9. Mai:
Nachwölfe kommen in Berlin an
„Nachtwölfe“ in Berlin: „Wo wir sind, ist Russland“… https://t.co/ygtgWAiT5Z
— SPIEGEL ONLINE alles (@SPIEGEL_alles) 9. Mai 2016