Die Meldung ist eine Überraschung. Gut einen Monat vor der russischen Parlamentswahl hat Staatsoberhaupt Wladimir Putin Präsidialamtschef Sergej Iwanow entlassen. Nachfolger werde dessen bisheriger Stellvertreter Anton Vaino, sagte Putin am Freitag in einer im Fernsehen übertragenen Stellungnahme. Iwanow selbst habe um seine Entlassung gebeten und Vaino empfohlen. Die einflussreiche Präsidialverwaltung gilt in Russland als eine Art Nebenregierung.

So sieht eine Entlassung in Russland aus.
Ein enger Vertrauer Putins
Auf der Internetseite des Kreml ist die Nachricht nur wenige Zeilen wert, über Twitter verbreitet die Regierung ein Bild der drei Männer an einem Tisch. Das soll wohl signalisieren, dass die Entscheidung in gutem Einvernehmen gefallen ist.
Eine Anschlussverwendung ist für Iwanow auch schon gefunden. Er wird sich als „Spezialbeauftragter“ des Kreml um „Fragen des Naturschutzes, der Ökologie und des Transports“ kümmern. Iwanow bekleidete das Amt des Präsidialchefs seit Ende 2011 und galt als engster Vertrauter des Kreml-Chefs. Die beiden kennen sich bereits seit ihren Tagen beim sowjetischen Geheimdienst KGB und später beim russischen Inlandsgeheimdienst FSB.
Rätselraten über die Gründe
Nun wird gerätselt, was hinter dieser Entmachtung steckt, die auch durch die Tatsache nicht kaschiert werden kann, dass Iwanow zunächst seinen Platz in Russlands Sicherheitsrat behält.
Hier ein Video,in dem Iwanow im Jahr 2014 über die Sicherheit bei den Olympischen Spielen in Sotschi spricht:
Es ist das zweite Mal, dass Sergej Iwanow 2007 war er inoffiziell Favorit als Kandidat des Kreml für die Präsidentschaftswahl 2008. Damals durfte Putin nach zwei ersten Amtszeiten laut russischer Verfassung nicht mehr antreten. Das Rennen machte dann aber Dmitrij Medwedew, der bis 2012 als Präsident agierte.
Ein ehrgeiziger Mann
Damals machten Gerüchte in Moskau die Runde, Iwanow habe für Putins Geschmack zu viel Ehrgeiz entwickelt. Der scheidende Kreml-Chef habe befürchtet, Iwanow könnte sich schnell von ihm emanzipieren. Iwanow blieb aber dennoch weiter Mitglied des innersten Machtzirkels um Putin.
Anton Vaino ist kein unbeschriebenes Blatt. Der 44-Jährige hat unter anderem in der russischen Botschaft in Tokio gearbeitet und gehörte zur Asien-Abteilung im Außenministerium. Seit 2002 bekleidete Vaino verschieden Ämter im engen Führungskreis der russischen Regierung.
Антон Вайно назначен Руководителем Администрации Президента Российской Федерации https://t.co/Iv9uRlgILI
— Президент России (@KremlinRussia) 12. August 2016