Russland schreibt weiter an seiner Geschichte. Die NGO „Historisches Erinnerungszentrum für politische Repression Perm-36“ hat nun endgültig die Arbeit eingestellt. Die Gründer haben aufgegeben, weil sie nicht als „ausländische Agenten“ weiter arbeiten wollten.
Das Ende des Museums Perm 36
Das Gulag-Museum der Bürgerinitiative Perm 36 erinnerte an den Staatsterror in der Sowjetunion, als einziges seiner Art im heutigen Russland. Es wurde auf dem Gelände eines Straflagers errichtet. Von diesen Einrichtungen gab es hunderte. Die gleichnamige Bürgerinitiative Perm 36 trug vor über 20 Jahren Dokumente und Exponate zusammen, um die Unterdrückung zu Sowjetzeiten anschaulich zu erzählen. Die Historikerin und nun Ex-Museumsdirektorin Tatjana Kursina war von Anfang an dabei.
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Ständiger Streit mit den Behörden
Die Macher wurden am Ende nicht einmal mehr auf das Lagergelände gelassen. Begründung: Die Gebäude gehörten dem russischen Staat. Für den spricht der neue Gouverneur. Einfach war es mit den russischen Beamten, ihrem permanenten Misstrauen nie. Das jährliche Festival „Pilorama“ war der Obrigkeit suspekt, die tagelangen Diskussionen mit den Schriftstellern, Wissenschaftlern, Künstlern, Musikern, wie „Maschina Wremeni“ (Zeitmaschine), eine der bekanntesten Bands Russlands. Sie trat mehrmals im Gulag-Museum auf, jetzt sagen etliche Veranstalter Konzerte mit „Maschina Wremeni“ ab.
The end of the Perm 36 Gulag Museum. It has been renamed to the Museum of Gulag Employees https://t.co/n7jTTvCspd
— mediawrosji (@mediawrosji) 16. August 2016
Eine neue Ausrichtung der Geschichte
Weder der russische Präsident Putin noch Premier Medwedjew haben sich gegen das Gulag-Museum Perm 36 ausgesprochen. Es sei sogar notwendig, betonten sie immer wieder. Doch schon auf einer Geschichtslehrerkonferenz 2007 hat Putin die künftige Ausrichtung der Geschichtsschreibung vorgegeben. Russland habe düstere Kapitel in seiner Geschichte. Doch solle man nicht bei den Verbrechen Stalins verweilen, sondern seine Erfolge beim Aufbau einer ruhmreichen sowjetischen Vergangenheit zeigen.
Die Arbeit geht weiter
Das Museum ist nun Vergangenheit, aber die Arbeit des „Historischen Erinnerungszentrums für politische Repression Perm-36“ geht weiter. Die Museumsschule findet künftig in Albanien statt, das Festival Pilorama-Lab in den Niederlanden.