Nicolaus Fest ist nicht nur ein Mann markiger Gesinnung, der Publizist liebt die Provokation. Das hat er schon während seiner Zeit bei Springer immer wieder bewiesen, was ihm dann aber auch zum Verhängnis wurde. Sein Arbeitsverhältnis mit dem Medienhaus Axel Springer wurde wegen eines Kommentars zum Islam vor zwei Jahren für beendet erklärt. Nun sorgt Nicolaus Fest wieder für Aufregung. Der ehemals stellvertretende Chefredakteur der „Bild am Sonntag“ ist in Berlin der AfD beigetreten.

Nicolaus Fest erklärt via Youtube seine Gründe, der AfD beizutreten
Hauptsache provozieren
Wer gedacht hatte, dass der Publizisten die politische auf leisen Sohlen betreten würde, der sah sich getäuscht. Sein erster Auftritt als offizielles AfD-Mitglied war von einer Provokation begleitet. Er halte den Islam „weniger für eine Religion als eine totalitäre Bewegung“, die mit dem Nationalsozialismus vergleichbar und nicht mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar sei, sagte Fest. „Das öffentliche Ausüben (…) dieser Ideologie muss man verhindern“, sagte der Publizist. „Genauso wie ich Hakenkreuze oder andere Symbole der Nazis nicht im öffentlichen (…) Raum sehen will, möchte ich Symbole hier sehen, die für eine andere totalitäre Ideologie stehen.“ Dies bedeute auch, dass die Moscheen in Deutschland geschlossen werden müssten, sagte Fest auf Nachfrage von Journalisten.
Zweifel an simplen Lösungen war das Prinzip: Heute würde Joachim Fest verzweifeln: Sein Sohn Nicolaus geht zur #AfD. https://t.co/CkcdTXbjGX
— taz (@tazgezwitscher) 6. Oktober 2016
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Nicolaus Fest als Youtube-Star
Wer mehr erfahren will über die Gründe des Beitritts, der kann sich aus erster Hand informieren, denn Fest ist nun auch unter die Blogger und YouTuber gegangen, um seine Gedanken unters Volk zu bringen.
„Guten Tag, mein Name ist Nicolaus Fest.“
So beginnt der neue Star der AfD seine Video-Vorstellung vor bürgerlicher Bücherwand. Gleich nach seiner Stadt (Hamburg) und seinem Alter (54) erwähnt er, dass er viele Jahre für Bild und Bild am Sonntag gearbeitet hat, zuletzt als stellvertretender Chefredakteur. Erstaunlich, dass jemand, der nach dem Streit über einen islamfeindlichen Kommentar die BamS verlassen hat und nun einer Partei beigetreten ist, die mit dem Begriff „Lügenpresse“ hantiert und gegen Mainstreammedien wettert, sich so mit seinem alten Arbeitgeber brüstet.
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Drei Gründe für den Beitritt
Drei Gründe nennt er für seinen Eintritt in die AfD. Erstens brauche eine Demokratie Opposition. Alle im Bundestag vertretenen Parteien hätten die Grenzöffnung, die Bankenrettung und Griechenland-Rettung mitgetragen. „Das ist ein bisschen wie in der DDR-Volkskammer“, bemüht Fest einen mehr als schiefen Vergleich, denn die Bundestagsparteien wurden – anders als in der DDR – ja tatsächlich frei gewählt. Zweitens sieht Fest die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland schwinden, weil das Parlament die Regierung nicht mehr kontrolliere. „Wo es keine Rechtsstaatlichkeit gibt, herrscht Willkür. Wohin das führt, zeigen Russland oder die DDR“, so Fest. Der Staat könne seine Bürger verhaften, mit Prozessen überziehen und enteignen. Obwohl er es nicht direkt so sagt, erweckt er den Eindruck, als sei Deutschland schon soweit oder auf dem Weg dahin. Ein perfides, unverantwortliches Spiel mit Ängsten.
Der Islam als Feindbild
Und schließlich schürt Fest noch die Angst vor der „totalitären Bedrohung durch den Islam“. Da ist es wieder, sein Lieblingsthema. In der Folge zählt er unbelegt alles auf, wofür der Islam seiner Meinung nach steht. Dafür, dass Frauen nachts nicht mehr auf die Straße könnten bis hin zum bloß behaupteten Ausnahmezustand in vielen Schwimmbädern. Andere Parteien, so Fest, hätten sich dem Islam bereits unterworfen.
Fest will auch mitteilen, warum er gerade der AfD beitgetreten ist:
„Ich bin ein Freund von einem fröhlichen, bürgerlichen Optimismus und auch von Manieren und Stil. Darum habe ich Schwierigkeiten mit einer Kanzlerin, die jeden Tag mürrischer und verdruckster wirkt und ich habe auch Schwierigkeiten mit einem Vizekanzler, der Demonstranten als Pack denunziert und schon gegenüber ein paar dummen Jungs die Beherrschung verliert und den Mittelfinger zeigt.“
Das ist – nach den Ausfällen von Dresden – eine ziemlich steile These.