Alexander Gauland ist ein Meister des Wortes – und er ist Medienprofi. Der AfD-Vize hat die Methode vieler AfD-Politiker perfektioniert, zwischen Hetze und Verharmlosung zu pendeln. Da heißt es: genau hinhören, dann entlarven sich die Saubermänner von selbst.

Gauland bei Illner (screenshot)
Zwei unterschiedliche Zitate
Am Morgen nach den Krawallen von Dresden am Tag der Deutschen Einheit, schickte Alexander Gauland über das Nachrichtenportal „ots“ eine kurze Pressemitteilung in die Welt. Dort heißt es unter anderem:
„Friedlicher Protest muss in einem freien Land wie Deutschland 365 Tage im Jahr erlaubt sein. Gerade am Einheitstag macht es Sinn, auch die negativen Entwicklungen zu kritisieren.“
Gauland hat natürlich Recht: friedlicher Protest ist erlaubt. Doch was der AfD-Politiker verschweigt: der Protest in Dresden gegen die Politiker war nicht friedlich. Da wurden gewählte Volksvertreter als „Volksverräter“ beschimpft – und schlimmeres. In Dresden wurden die Grenzen überschritten und Gauland rechtfertigt dies mit seinem Satz.
Nun war der ehemalige CDU-Politiker am Donnerstag bei Maybrit Illner zu Gast. Dort hörten sich die Einschätzung zu den Vorkommnissen in Dresden dann ganz anders an:
„Natürlich sind auch Pöbeleien vorgekommen, und das ist nie richtig. Friedlicher Protest muss sein, aber er muss sich als friedlicher Protest manifestieren. Und da ist mir manches in Dresden zu weit gegangen, das gebe ich selber zu.“
Vielleicht hatte sich Gauland inzwischen über die Ausschreitungen bei der Einheitsfeier etwas gründlicher informiert und ist zu einem anderen Schluss gekommen. Oder vielleicht aber hat der AfD-Politiker dem Publikum einfach nur einmal demonstrieren, wie das funktioniert mit dem Populismus: erste hetzen, dann verharmlosen. Vielen Dank für diese Lehrstunden – wir haben verstanden!