Wladimir Putin ist ein Meister der provokativen Symbolik. So ist auch der Auftritt von Wladislaw Surkow zu interpretieren. Der Berater des Kremlchefs ist von der Europäischen Union im Zuge der Sanktionen wegen der Ukraine-Krise 2014 mit einem Einreiseverbot belegt worden – und saß nun bei den Ukraine-Gesprächen in Berlin mit am Verhandlungstisch.
Der „Gesandte Gottes“
Der frühere Vizeregierungschef Surkow hatte damals auf den Bannspruch der EU ironisch mit den Worten reagiert: „Es ist eine große Ehre.“ Für den Gipfel bekam Surkow eine Ausnahmegenehmigung – und durfte neben Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier Platz nehmen. Surkow gilt als „Putins Mann fürs Feine“ und soll die russische Einverleibung der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 wesentlich mit eingefädelt haben. Der oft als Meister raffiniert gesponnener Intrigen beschriebene 52-Jährige steht dem Kremlchef seit Jahren treu zur Seite. Surkow lobpreiste Putin einmal als „Gesandten Gottes“.
Surkov is by Putin’s side at #NormandyFour talks in Berlin even though he’s banned from EU under sanctions over Russia annexation of Crimea. pic.twitter.com/B37UYoHz17
— Christopher Miller (@ChristopherJM) 19. Oktober 2016
Merkel ist provokationserprobt
Merkel kennt solche Provokationen. Für sie war die Einladung Putins nach Berlin – die erste seit vier Jahren – eine Gratwanderung. Einerseits wollte sie den Gesprächsfaden mit Russland nicht abreißen lassen. Andererseits weiß sie, dass Putin solche Treffen gerne zur Image-Verbesserung nutzt. Trotzdem bereut Merkel die sechs Stunden mit Putin in Berlin nicht. „Es ist dringend notwendig, immer wieder solche Treffen zu machen, um das Momentum nicht zu verlieren“, lautet ihr Fazit. Sie fügt aber noch hinzu: „Es ist ein dickes Brett, das zu bohren ist.“