Die Ukraine probt den Kulturkampf

Die ukrainischen Behörden setzen ihren Kulturkrieg gegen Moskau fort: Ein von Staatschef Petro Poroschenko erlassenes Gesetz verbietet sämtliche russischen Bücher, die nach Ansicht Kiews Russland und seine Führung verherrlichen, antiukrainisch sind oder „totalitäre Ansichten“ vertreten. Ebenfalls untersagt sind Bücher, in denen zum Staatsstreich in der Ukraine, zum Krieg oder zum Rassenhass aufgerufen wird. Eine Gruppe von Fachleuten soll darüber entscheiden, welche Bücher unter das Verbot fallen und welche nicht.

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Alexander Dugin schreibt nicht nur Bücher, er ist auch auf Twitter unterwegs – und agitiert dort gegen die Ukraine.

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Kein Dugin mehr zu lesen

Die staatliche Medienaufsichtsbehörde der Ukraine hatte bereits im August 2015 den Verkauf dutzender Werke russischer Autoren wie Eduard Limonow oder des Ultranationalisten Alexander Dugin verboten. Sie warf ihnen vor, zu ethnischen und religiösen Konflikten anzustacheln und die territoriale Integrität der Ukraine zu bedrohen.

Die meisten der betroffenen Autoren hatten 2014 die Eingliederung der bislang zur Ukraine gehörenden Halbinsel Krim in die Russische Föderation verteidigt. Einige von ihnen warfen den an Nato und EU orientierten Führungsmitgliedern in Kiew zudem vor, „Neonazis“ zu sein. Die ukrainische Führung beschuldigte ihrerseits die Autoren, „Faschismus zu propagieren“ und „eine Nation und ihr Volk zu demütigen und zu erniedrigen“.

Auch Filme und Serien verboten

Vor dem Verbot der insgesamt 38 Werke hatte die Aufsichtsbehörde schon die Ausstrahlung russischer Fernsehserien und Filme untersagt, weil sie angeblich die ukrainische Geschichte falsch darstellen.

Zum Kampf gegen das ungeliebte Erbe gehört auch der Umgang mit Denkmälern. Wie nun bekannt wurde, sind im Jahr 2016 exakt 1320 Denkmäler des sowjetischen Staatsgründers Lenin abgerissen worden. 51.500 Straßen hätten neue Namen bekommen, die nicht mehr an die kommunistische Vergangenheit erinnern, teilte das staatliche Institut für nationales Gedenken am Dienstag in Kiew mit.

Ungeliebte Relikte vergangener Zeiten

Parlament und Regierung setzen darauf, strikt sowjetische und russische Relikte in der Ukraine zu tilgen. Viele Einzelfälle sind aber umstritten, so die Umbenennung der Millionenstadt Dnipropetrowsk in Dnipro.

In Kiew wurde die wichtige Straße Moskauer Prospekt in Bandera-Prospekt umbenannt. Der nationalistische Politiker Stepan Bandera (1909-59) gilt vielen in der Westukraine als Nationalheld des Widerstands gegen die Sowjetunion am Ende des Zweiten Weltkriegs, bei anderen Ukrainern ist er als Nazi-Kollaborateur verfemt.

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