Die Opposition in Russland will nicht nachgeben. Wieder wurden Proteste organisiert – und wieder hat die Polizei hart durchgegriffen. Allein bei einer Demo in Moskau wurden Dutzende Menschen festgenommen. An den Protesten hatten sich auffallend viele junge Leute beteiligt.
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Die Polizei greift durch
Viele Festnahmen
Unter den Festgenommenen war offenbar auch der 16-jährige Pawel Djatlow, der bei den Protesten vor einer Woche auf einen Laternenmast geklettert war und später festgenommen worden war. Durch Fotos von der Kletteraktion war er zu einem Symbol der Jugendproteste geworden.
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Erneut Dutzende von Verhaftungen in Moskau beim friedlichen Sonntags-Spaziergang. pic.twitter.com/YXplHKuUTN
— Udo Lielischkies (@ULielischkies) 2. April 2017
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Koordiniert wurde die Protestaktion über soziale Netzwerke im Internet. Einträge bei Facebook deuten auf einen Zusammenhang zu einer wenig bekannten nationalistischen Gruppe hin. Die Demonstranten waren von einer U-Bahn-Station in der Innenstadt die zentrale Twerskaja-Straße entlanggelaufen. Schnell stellten sich ihnen jedoch Polizisten mit Helmen und Schutzwesten in den Weg.
Die Polizei war vorgewarnt
Schon zuvor waren in Moskau zahlreiche Polizisten aufmarschiert, nachdem im Internet Aufrufe zu einer Versammlung am Roten Platz aufgetaucht waren. Nach Angaben von Journalisten kamen dort letztlich nur eine Handvoll Aktivisten zusammen, von denen einige Unterstützung für Präsident Wladimir Putin bekundeten. Nach Angaben von OVD-Info wurden elf Menschen festgenommen. In Nowosibirsk beteiligten sich unterdessen mehrere hundert Menschen an einer Protestaktion, die von den Behörden genehmigt worden war. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Interfax gingen in der größten Stadt Sibiriens rund 400 Menschen auf die Straße.
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Spaziergang in #Moskau: Eine Begegnung, die nicht als Demonstration gedacht war, führt zu Verhaftungen. pic.twitter.com/AkLWpoIp73
— ZDF heute journal (@heutejournal) 2. April 2017
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NACHTRAG:
Christina Hebel berichtet für Spiegel-Online aus Moskau und berichtet von nicht ganz geklärten Aufrufen zur Demo. Alles eine „Falle“ oder eine „Fake Aktion“?
„Die Angst geht um vor neuen Festnahmen, auch weil Schüler und Studenten, die protestierten, Besuch von den Sicherheitsbehörden bekommen haben und immer wieder neue Nachrichten darüber kursieren. Zudem ist nicht klar, wer hinter den Aufrufen in den sozialen Medien steckt, an diesem Sonntag erneut auf die Straße zu gehen. Die Rede ist von einer nationalistischen Gruppe.
Auf Twitter wollen User Mitglieder der russischen „Befreiungsbewegung“ SERB unter denjenigen identifiziert haben, die im Zentrum von Moskau dabei sind. Auch manch eine Festnahme am Sonntag wirkt inszeniert:
Einige der jungen Russen, die letztes Mal protestiert hatten, hatten versucht, mit den angeblichen Organisatoren der neuen Proteste Kontakt aufzunehmen. Es habe keine Antwort gegeben, sagen sie. Und so warnen viele in den Gruppen beim Messengerdienst Telegram, in denen sie sich organisieren, vor einer Teilnahme an der nichtgenehmigten Versammlung. Das sei eine konzertierte Aktion der Sicherheitsdienste, die dazu diene, die Teilnehmer festzunehmen, heißt es. „Bleib lieber weg.““