Das muss Sorgen machen. Junge Europäer fühlen sich einer neuen Umfrage zufolge der Europäischen Union (EU) nicht besonders eng verbunden. Für sie zählt vor allem die Wirtschaft – nicht die gemeinsamen Werte.
Die Zusammenfassung der Studie
– Junge Europäer kritisieren konkrete politische Ziele und Pläne der EU und stören sich an Arbeitsweise der EU-Institutionen – Mehr als ein Drittel will, dass EU wieder Macht an nationale Regierungen zurückgibt
– Insgesamt sieht nur Hälfte der jungen Europäer die Demokratie als beste Staatsform an – EU-Skeptiker sehen sich wirtschaftlich unter Druck
– Globalisierung und offene Grenzen werden von ihnen als Bedrohung wahrgenommen – „Junges Europa 2017
– Jugendstudie der TUI Stiftung“ durchgeführt von YouGov in sieben EU-Ländern (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien, Polen, Grieche
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Wirtschaftsbündnis – nicht Wertegemeinschaft
Drei von vier jungen Menschen betrachten die EU vor allem als Wirtschaftsbündnis und weniger als Wertegemeinschaft, wie aus der von der TUI Stiftung in Berlin vorgestellten Jugendstudie „Junges Europa 2017“ hervorgeht. Die Demokratie sieht nur die Hälfte (52 Prozent) der Befragten als beste Staatsform an.
Für die neue Jugendstudie hatte das Meinungsforschungsinstitut YouGov nach eigenen Angaben 6.000 junge Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren in den sieben EU-Ländern Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien, Polen und Griechenland online befragt.
Wenig kulturelle Gemeinsamkeiten
Nur 30 Prozent der Befragten sehen demnach in der EU ein Bündnis mit gemeinsamen kulturellen Werten. Lediglich sieben Prozent schreiben der EU eine gemeinsame christliche Kultur zu. Für 44 Prozent steht das Bündnis für Frieden in Europa. Ein Teil schreibt der EU zu, für Menschenrechte (40 Prozent) zu stehen, für Solidarität (33), Völkerverständigung (30), Sicherheit (29), Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg (25), Toleranz (24) sowie Stabilität und Verlässlichkeit (20).
Für drei von vier jungen Europäern nicht gemeinsame Werte, sondern wirtschaftliche Zusammenarbeit Kern der #EU https://t.co/f90SwElvY6 #TUI pic.twitter.com/Ar3pQv7AHs
— TUI politikLOUNGE (@politiklounge) 4. Mai 2017
Keine Mehrheiten für einen Austritt
In keinem Land findet sich unter den jungen Europäern eine Mehrheit, die für den Austritt des jeweiligen Landes aus der Europäischen Union ist – aber: immerhin jeder Fünfte befürwortet einen Austritt seines Landes (21 Prozent). Besonders kritisch sind die jungen Menschen in Griechenland (31 Prozent für den Austritt), französische (19 Prozent) und polnische Jugendliche (22 Prozent) bewegen sich im Mittelfeld. In Deutschland und Spanien wird die Mitgliedschaft in der EU dagegen am stärksten befürwortet: Nur zwölf Prozent der Jugendlichen beider Länder würden bei einem Referendum gegen den Verbleib in der EU stimmen.
Vorteile des Binnenmarktes
„Ein Europa, dessen Wert vor allem in den Vorteilen des Binnenmarktes gesehen wird, droht austauschbar und beliebig zu werden“, fasste TUI-Stiftungsvorsitzender Thomas Ellerbeck die Ergebnisse der Jugendstudie zusammen. Marcus Spittler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) sprach von einem ambivalenten Ergebnis. Die jungen Erwachsenen in Europa seien „kritische Europäer“, die generell zwar eine positive Grundhaltung zur EU hätten, aber „spezifische Politiken und institutionelle Arrangements hinterfragen“. Zudem gebe es ihrer Ansicht nach „keinen kulturellen Kit“ in Europa. Entsprechend „fragil“ sei die Zustimmung zur EU.