Christian Lindner ist bisher als Außenpolitiker nicht aufgefallen. Nun hat er sich einige Gedanken zur Krim gemacht – das hätte er sein lassen sollen.
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Bessere Beziehungen zu Russland?
Der FDP-Vorsitzende hat eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland angemahnt. Es müsse Angebote geben, damit der russische Präsident Wladimir Putin ohne Gesichtsverlust seine Politik verändern könne, sagte Lindner. „Sicherheit und Wohlstand in Europa hängen auch von den Beziehungen zu Moskau ab.“ Lindner weiter: „Um ein Tabu auszusprechen: Ich befürchte, dass man die Krim zunächst als dauerhaftes Provisorium ansehen muss.“
Die Annexion der Krim dulden?
Lindner schlägt also vor, als die völkerrechtswidrige Annexion der Krim zu dulden. Es wäre allerdings ein merkwürdiges Signal an Putin. Dass sich Russland angesichts dieses Entgegenkommens kooperativer verhalten könnte, ist höchst fraglich. Putin dürfte dies eher als Ermutigung sehen, seine Expansionspolitik in der Ukraine voranzutreiben. Lindner bekennt sich zwar zu einer „klaren Rückenstärkung unserer osteuropäischen Nato-Partner“ – diese dürften seine Laisser-faire-Politik aber kaum als stärkend empfinden.
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Wie zu erwarten: Krim-Lindner wird hier in den russischen Medien gefeiert. Damit ist auch die FDP für mich endgültig unwählbar geworden.
— Christian Neef (@christian_neef) 6. August 2017
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Anbiederung bei den Wählern
Sieben Wochen vor der Bundestagswahl handelt es sich bei Lindners Aussagen auch um einen Versuch, sich bei der Wählerschaft anzubiedern, in der Skepsis über die Russland-Sanktionen verbreitet ist. Sollten die Liberalen im September in den Bundestag zurückkehren und gar an einer Regierungskoalition beteiligt sein, würde man sich Lindner nicht gerade als Außenminister wünschen.
Boris Reitschuster hat eine kleine Presseschau zusammengestellt:
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Moskaus Medien freuen sich über Lindner Krim-Vorstoß – hier eine unheimliche Presseschau aus Russland. https://t.co/AR5bybl6Kv
— Boris Reitschuster (@reitschuster) 7. August 2017
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Und am Ende bleibt dann noch eine andere Frage, ob sich Christian Lindner und Wolfgang Kubicki in ihren „Tabu-Brüchen“ abgesprochen haben.
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Geht’s noch, @fdp? #Kubicki will #Ukraine-Botschafter @MelnykAndrij zur Persona non
grata erklären https://t.co/e1qTaiJPdz pic.twitter.com/NQNNOyTiEH— Matthias Meisner (@MatthiasMeisner) 6. August 2017
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