Die Mitteilung des ZDF ist kurz. Die AfD-Spitzenkandiatin Alice Weidel hat die Teilnahme an der Sending „inllner intensiv“ abgesagt. Begründung: keine.
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Zur heutigen ZDF-Sendung „illner intensiv“, Donnerstag, 7. September 2017, 22.45 Uhr, hatte Alice Weidel, die Spitzenkandidatin der AfD, ihre Teilnahme im Juni zugesagt und
diese Ende Juli sowie gestern noch einmal über ihren Pressesprecher bestätigt. Alice Weidel hat heute Vormittag ohne Angabe von Gründen gegenüber der Redaktion abgesagt. Die Redaktion hat daraufhin den anderen Spitzenkandidaten der AfD, Alexander Gauland, eingeladen, um der Partei die Gelegenheit zu geben, im Format „illner intensiv“ ihre Position zu vertreten. Alexander Gauland hat diese Einladung mit dem Verweis auf Termingründe nicht angenommen.
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Zur Erinnerung hier eine Nachricht vom 14. Juli 2017, damals wollte sich die AfD noch in die Talkshows einklagen:
Die AfD erwägt juristische Schritte gegen ARD und ZDF, weil sie sich in den Talkshows der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender nicht angemessen vertreten sieht. Laut einer Auswertung der Partei waren unter den 162 Politikern, die in die Sendungen von Frank Plasberg, Maybrit Illner, Sandra Maischberger und Anne Will im ersten Halbjahr 2017 eingeladen waren, vier Vertreter der AfD. Das seien gerade einmal 2,5 Prozent, sagte der Parteivorsitzende Jörg Meuthen im Focus.
Der AfD-Chef sieht darin einen Nachteil für seine Partei: „Es ist schwer, mit Themen durchzudringen, wenn sie vor allem von den öffentlich-rechtlichen Medien nicht transportiert werden“, sagte er. „Wir überlegen gerade, ob wir uns in die Talkshows einklagen. Rechtlich ist das möglich.“
NACHTRAG:
Das Abbrechen von Interviews scheint für Alice Weidel zur Gewohnheit zu werden. Am Donnerstag brach sie ein Gespräch mit der „Oberhessischen Presse“ ab. Dieses Mal lieferte sie den Grund direkt:
Die Oberhessische Presse kommentiert den Vorgang und erläutert die Gründe, weshalb sie ihn öffentlich gemacht hat.
„Wie geht man mit Menschen um, die alles in Zweifel ziehen, was man tut und die hinter allem böse Absicht vermuten? Im Privatleben ist das einfach. Man meidet denjenigen. Im Berufsleben ist das nicht so einfach möglich. Zumal wenn man sich in einer öffentlich sichtbaren Position befindet wie bei der Oberhessischen Presse, von der – zurecht – auch Überparteilichkeit verlangt wird. Gerade im Wahlkampf wird darauf von jedem Akteur noch peinlicher geachtet als sonst schon.
Geschürt werden solche Zweifel in erheblichem Maße von der AfD und ihren Anhängern. Gerade in sozialen Medien, etwa in unserem Facebookauftritt, führt das schnell zu langen Diskussionen, in denen uns Versäumnisse vorgeworfen, politische Absichten und Lügen unterstellt werden – und in der nachprüfbare Fakten keine Rolle mehr zu spielen scheinen. Geschürt wird diese Stimmung aber auch gezielt von Spitzenpolitikern der AfD. Wer in Kirchhain dabei war, konnte erleben, dass von den etwa 40 Minuten Redezeit von Alice Weidel bestimmt zwei Drittel aus Vorwürfen gegen „die anderen“ bestanden: die gesetzesbrechende Merkelregierung, die Berufspolitiker der „Altparteien“, von denen sich die AfD deutlich absetzen will – und gegen die Presse.
Weidels Angriff gegen die OP als Interview-Partner auf offener Bühne und der Vorwurf gegen die Kollegen der Deutschen Presse-Agentur, sie würden absichtlich nur unvorteilhafte Fotos von ihr verbreiten, hat uns dazu bewogen, diese Angriffe und Verächtlichmachung der freien Presse nicht unkommentiert stehenzulassen. Um das sauber zu dokumentieren, ist es nötig, den gesamten Gesprächsablauf des Interviewversuchs offenzulegen, auch wenn ein einleitendes Gespräch zu einem Interview üblicherweise nicht veröffentlicht wird.
Wie geht man also mit Menschen um, die alles in Zweifel ziehen und einem böse Absicht unterstellen? Man schafft Transparenz, damit sich jeder sein eigenes Bild machen kann. Das können Sie heute an diesem Beispiel tun.“
von Michael Agricola