Russland und Weißrussland haben das im Westen kritisierte gemeinsames Militärmanöver „Sapad“ (Westen) begonnen. Bei der Übung wolle man auf der Grundlage moderner Konflikte trainieren und die Streitkräfte beider Länder schulen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
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Ein Szenario der Bedrohung
Natürlich brauch so ein Manöver auch ein Bedrohungsszenario – und da geht in diesem Fall so: Weißrussland und Russland kämpfen gegen Extremisten, die versuchen die Regierung in Minsk zu stürzen. Militärisch unterstützt werden sie von den Nachbarstaaten Wesbaria und Lubenia.
Übung habe „defensiven Charakter“
„Die Übung hat einen rein defensiven Charakter und richtet sich nicht gegen einen Staat oder eine Gruppe von Ländern“, hieß es aus Moskau. Das Manöver werde an sechs Übungsplätzen in Weißrussland stattfinden. Zudem sollen taktische Manöver der Luftwaffe in Russland geprobt werden.
Kritik kommt aus dem Westen
Kritiker aber bezweifeln den defensiven Charakter der Übung. Nicht nur Nato-Militärs glauben, dass mit dem Manöver ein Überfall auf Nato-Ländern wie das Baltikum oder Polen simuliert werden soll. Manche sprechen von einer bewussten Provokation Russlands. Als „aggressives Manöver gegen den Westen“ bezeichnete Litauens Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite die Übung. Russische und weißrussische Generäle halten dem entgegen, dass ihre Armeen das vierte Mal seit dem Zerfall der Sowjetunion zusammen trainieren. Sie tun dies in der Tat alle vier Jahre im Herbst.
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#Zapad2017 #Suwalki #Suwalkigap #Lithuania #hello https://t.co/5VDK4TU7X7 #ZapadWatch pic.twitter.com/8DT5a90qiG
— Aki Heikkinen (@akihheikkinen) 14. September 2017
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Eine neue Zeitrechung
Nach dem Einmarsch russischer Soldaten auf der Krim und im Osten der Ukraine ist allerdings eine neue Zeitrechnung angebrochen und das Misstrauen auf beiden Seiten ist sehr groß. Die Regierung in Kiew befürchtet sogar, die Übung könne dazu genutzt werden, um einen neuen Angriff auf die Ukraine zu planen. Zudem befürchten Kritiker, dass russische Soldaten nach der Übung nicht aus Weißrussland abziehen könnten. .
#Zapad2017 has „made nearby #NATO countries nervous.“ Lack of transparency angers, not intimidates, neighbors. https://t.co/917Abb4MKD
— William Courtney (@courtneywmh) 14. September 2017
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Das Schweigen Russlands
Angeheizt wird die Gerüchteküche durch das Schweigen Russlands. Anders als Moskau informierte Minsk frühzeitig über das Manöver. Weißrussland hat auch eine größere Gruppe von westlichen Militärbeobachtern eingeladen.
An der siebentägigen Übung sollen nach offiziellen Angaben 12 700 Soldaten aus beiden Ländern teilnehmen; rund 250 Panzer und 10 Schiffe sollen im Einsatz sein. Einige westliche Staaten und die Nato gehen davon aus, dass die eigentliche Teilnehmerzahl viel höher sein könnte. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen rechnet mit bis zu 100 000 Soldaten.