Diese Frau ist schon vieles gewesen. Tochter, IT-Girl, Model, Schauspielerin, Moderatorin – und nun Kandidatin. Xenia Sobtschak will bei der Präsidentenwahl gegen Wladimir Putin antreten.
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Sotschak ist ein Show-Girl
Auf jeden Fall weiß sie, wie man Aufsehen erregt. Für ihre erste Pressekonferenz interessierten sich auffallend viele Medienvertreter. Der Staatssender RT wie auch der kremlnahe Sender Life übertragen ihre Pressekonferenz im Internet live. Über so viel Aufmerksamkeit könnte sich etwa der Oppositionskandidat Alexej Nawalny freuen. Er wird von den staatlichen und staatsnahen Medien ignoriert, außer sie berichten über angebliche Skandale des Mannes.
Allein der große Aufmarsch bei diesem Auftritt legt die Vermutung nahe, dass es sich bei Sobtschak vor allem um eine Alibi-Kandidatin handelt. Jemand, der einer vorher genau orchestrierten Wahl den notwendigen demokratischen Anstrich verleiht. Sobtschak, weit weniger gefährlich als Alexej Nawalny, der zu Massenprotesten aufruft, passt da gut ins Bild. Sie ist bestens in der russischen Elite vernetzt, 95 Prozent der Russen haben schon mal von ihr gehört.
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Gut vernetzt im System
Die junge Frau, die sich selbst selbstbewusst als Demokratin bezeichnet, ist auch bestens vernetzt im System. Den Präsidenten kennt sie seit ihrer Kindheit. Ihr Vater, Sankt Petersburgs ehemaliger Bürgermeister Anatoli Sobtschak, machte Putin in den Neunzigerjahren zu seinem Stellvertreter. Das hat Auswirkungen bis zum Auftreten der Tochter. Die vermeidet es, den heutigen Präsidenten zu kritisieren: „Natürlich ist Putin für einige ein Tyrann und Diktator. Andere sehen ihn als Russlands Bewahrer. Ich bin in einer schwierigen Situation, Putin hat meinem Vater geholfen, ihm praktisch das Leben gerettet.“
Griffig ist auch der Slogan, mit dem Sobtschak in den Ring steigt: „Gegen alle“. Sie wolle all jenen eine Stimme geben, die Putin satt haben. Und natürlich ist sie gegen die grassierende Korruption im Land, unter dem die normalen Russen jeden Tag laut stöhnen.
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Ksenia Sobchak, Russia’s Star Presidential Candidate, Will Be Heard https://t.co/O84WXsH6qs pic.twitter.com/2dwsAbUu0l
— The Moscow Times (@MoscowTimes) 27. Oktober 2017
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Das Programm bleibt unklar
Doch neben diesen eher wolkigen Ankündigungen bleibt ihr Programm eher inhaltsleer. In einem Artikel in der Zeitung „Wedomosti“ hat sie zwar viel geschrieben – ohne jedoch wirklich konkret zu werden. Zu lesen ist dort, dass sie unter anderem für die Freiheit der Unternehmer und gegen Internetüberwachung sei. Auch das sind Punkte, die viele Russen ohne Probleme unterschreiben können. An einer Stelle wird sie allerdings sehr deutlich – im Gegensatz etwa zu Nawalny: „Nach internationalem Recht gehört die Krim zur Ukraine. Punkt.“
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Putin’s rival Ksenia Sobchak: Crimea belongs to Ukraine under lawhttps://t.co/inmywg8SsQ pic.twitter.com/LSGFRVzox6
— UNIAN (English) (@unian_en) 24. Oktober 2017
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Aber noch steht hinter Sobtschaks Kandidatur ein großes Fragezeichen. Mindestens 300.000 Unterschriften muss sie noch sammeln. Das scheint wenig, doch gibt es ein formales Problem: je Region dürften nicht mehr als 7500 Unterschriften eingereicht werden. Das heißt, dass sie in mindestens 40 Regionen Unterschriften zusammenbekommen muss.