Vier Wochen nach seiner Selbstverbrennung vor dem Warschauer Kulturpalast ist der Pole Piotr Szczęsny in Krakau beerdigt worden. An die Selbstverbrennung erinnern einen Monat nach der Tat noch einige Dutzend davor aufgestellte Grablichter.
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Protest gegen die Regierung
An der Trauerfeier des 54-Jährigen, der aus Protest gegen Polens umstrittene Regierung gehandelt haben soll, nahmen Mitglieder der Opposition sowie regierungskritischer Bürgerbewegungen teil, wie die Zeitung „Gazeta Krakowska“ berichtet. Wie von der Familie des Toten erbeten, verzichteten sie demnach bei der Zeremonie auf Parteiflaggen und politische Symbole. Der Tod von Piotr Szczęsny, der sich am 17. Oktober selbst angezündet hatte und zehn Tage später an den Verbrennungen starb, wurde in Polen kontrovers diskutiert.
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Irgendwie hat man davon hier nichts mitbekommen. #Szczęsny #PiotrSzczęsnyhttps://t.co/TY5KAysl9X
— GambaJo (@gambajoe) 8. November 2017
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Polens Regierung wehrt sich
Der Mann soll sich mit der Aktion gegen die mit absoluter Mehrheit regierende Partei Recht und Gerechtigkeit PiS und die von ihr vorangetriebene Einschränkung der Bürgerrechte gewehrt haben, berichteten Medien unter Berufung auf ein Abschiedsbotschaft des Polen. In dem zweiseitige Flugblatt hatte er etwa geschrieben: „Ich ziehe die Freiheit vor und habe deswegen entschieden, mich anzuzünden“. Er hoffe, mit seinem Tod viele Menschen aufzurütteln, hieß es in dem Schreiben weiter.
PiS-Anhänger kritisierten, sein Tod werde für politische Zwecke von der Opposition missbraucht. Zudem stellten sie die psychische Stabilität von Piotr Szczęsny infrage, der an Depressionen litt. Polens Nationalkonservative stehen wegen rechtsstaatsgefährdender Gesetze international in der Kritik. Durch staatliche Eingriffe sei die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet, warnt die EU-Kommission und droht Polen mit Sanktionen. Amnesty International warf den Regierenden vor, friedliche Demonstranten mit Überwachung und Drohungen unter Druck zu setzen. Medienorganisationen sehen die Pressefreiheit wegen Regierungspropaganda und Zensur in Gefahr.
Parallelen in der Vergangenheit
Die Selbstverbrennung vor dem Kulturpalast wurde in Polen so von manchen Kritikern mit Protesten gegen das kommunistische Regime im einstigen Ostblock verglichen: Im Widerstand gegen die sowjetische Besatzung der Tschechoslowakei zündete sich 1968 der Pole Ryszard Siwiec in einem Warschauer Stadion an, 1969 verbrannte sich der Prager Student Jan Palach. Der Pfarrer Oskar Brüsewitz protestierte 1976 mit einer öffentlichen Selbstverbrennung gegen die DDR.