Das Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS) sorgt wieder einmal für Aufregung. Der Grund: Auf einem Nachbargrundstück des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke hat das Kollektiv das Berliner Holocaust-Mahnmal nachempfunden.
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Protest gegen Höckes Rede
Aus Protest gegen eine umstrittene Rede Höckes in Dresden über den Massenmord an den europäischen Juden stellten ZPS-Aktivisten nach eigenen Angaben 24 Betonstelen in Sichtweite von Höckes Haus im thüringischen Bornhagen auf. „Wir wollen und können die grotesken Forderungen zur Geschichtspolitik nicht auf sich beruhen lassen“, erklärte der künstlerische Leiter Philipp Ruch. Eine Polizeisprecherin bestätigte, dass es sich um Höckes Wohnhaus handelt.
Die provokative Künstlergruppe forderte Höcke dazu auf, vor dem Denkmal in Berlin oder dem Nachbau in Bornhagen auf die Knie zu fallen und um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu bitten.
Das Video läuft übrigens nur auf Vimeo, da Youtube den Account der Aktivisten gelöscht hat. Oups! Und nun ist auch dieses Video gelöscht!
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Bau das Holocaust-Mahnmal vor Höckes Haus! from Zentrum für Politische Schönheit on Vimeo.
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„Das ist eine wunderbare Idee“
Die Mitinitiatorin des Berliner Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh, begrüßte den Nachbau des Denkmals. „Das ist eine wunderbare Idee“. Die Aktion so kurz vor der Weihnachtszeit sei eine „herrliche Bestrafung“ für Höcke. So müsse er vor seinem Haus den Nachbau des Denkmals für die ermordeten Juden Europas erdulden. Ein Kreis um Rosh und den Historiker Eberhard Jäckel (1929-2017) hatte den Bau des Mahnmals angeregt. Das Denkmal mit 2711 Betonstelen war 2005 eröffnet worden. Die Mahnmal-Stiftung in Berlin wollte sich zu der Aktion auf Anfrage nicht äußern.
Björn Höcke – der AfD-Rechtsaußen
Höcke gilt als Rechtsaußen der AfD und hatte Anfang des Jahres in seiner Rede in Dresden unter anderem mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal gesagt: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“
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»Weil #Höcke ein ›heimlicher Verehrer‹ des Denkmals ist, bauen wir es ihm jetzt direkt vors Haus«: Zentrum für Politische Schönheit zum Nachbau des Holocaust-Mahnmals auf Nachbargrundstück von #AfD–#Thüringen-Chef @politicalbeautyhttps://t.co/n3ORvGOEUjpic.twitter.com/JJxic4EowA
— Jüdische Allgemeine (@JuedischeOnline) 22. November 2017
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Bekannt für seine Provokationen
Das „Zentrum für politische Schönheit“ ist bekannt für seine oft umstrittenen Inszenierungen. 2014 montierten die Aktivisten aus Protest gegen die EU-Flüchtlingspolitik 14 Gedenkkreuze für Maueropfer am Spreeufer ab, später brachten sie sie wieder zurück. Für eine fingierte Hilfsaktion zugunsten von Kindern aus Syrien fälschten sie eine Homepage des Familienministeriums. 2016 hielten sie über zwei Wochen vier lebende Tiger in einem großen Käfig vor dem Maxim-Gorki-Theater und kündigten mehrfach an, Flüchtlinge würden sich öffentlich „zerfleischen“ lassen.
Und hier geht es zum Live-Stream der Aktion:
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— political beauty (@politicalbeauty) 22. November 2017
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Nachtrag zum „Mahnmal“ vor Höckes Haus:
Offensichtlich haben sich einige Wutbürger versammelt, um ihre Meinung zur Aktion kundzutun. Die Thüringer Polizei, der immer wieder vorgeworfen wird, gegen rechte Ausschreitungen nicht entschieden genug vorzugehen, scheint sich eher zurückzuhalten.
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Hier noch eine Info via Twitter, dass der Livestream auf Yotube wieder abrufbar ist. Das hat das ZPS mitgeteilt.
Die AfD verurteilt die Aktion
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„Es ist widerwärtig, dass so etwas in Deutschland überhaupt möglich sein kann. Wir werden alles daran setzen, dass diese sogenannten Künstler zur Rechenschaft gezogen werden.“ – Jörg Meuthen, so genannter Politiker, über das ZPS.
— political beauty (@politicalbeauty) 22. November 2017
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Nachtrag 23.11.2017
Nachtrag 24.11.2017
Das von Künstlern nachgebaute Holocaust-Mahnmal neben dem Wohnhaus des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke in Eichsfeld ist vorerst nicht mehr öffentlich zugänglich. Polizeischutz und Sicherheitslage vor Ort seien nicht ausreichend, sagte eine Sprecherin der Künstlergruppe „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS). Es habe zahlreiche Morddrohungen gegeben.
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Der Öffentlichkeit werden wir das Holocaust-Mahnmal vor Höckes Haus zum „Tag des offenen Denkmals“ anmelden und zugänglich machen. #beton #höcke https://t.co/vKecWDIfkb pic.twitter.com/mjIgHvrydQ
— political beauty (@politicalbeauty) 24. November 2017
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Nachtrag 26.11.2017
Nachtrag 27.11.2017
Bei @mdr_th wird immer munter weiterkriminalisiert. Vor ein paar Tagen eine angebliche Kündigung des Mietvertrags, dann wird unwidersprochen verbreitet, wir hätten die Kinder gefilmt, heute gibt es die Meldung, dass gegen uns ermittelt wird. Stellungnahmen von uns unnötig. #höckehttps://t.co/EnjGwgL41a
— political beauty (@politicalbeauty) 27. November 2017
Anzeige ist raus! Wegen des #Höcke-Mahnmals ermittelt nun die Staatsanwaltschaft .https://t.co/fXXQDQ5dis#Politik#Holocaust#Denkmal#Schande#Thüringen
— Thueringen24 (@TH24DeineNews) 27. November 2017
Euch sollte man den #Breitscheidplatz Moslem LKW vors Haus stellen! Scheinheiliges Heuchelpack! Geht euch mal waschen. Ekelhafte Visagen#Hoecke
— Don Traghi (@DonTraghi) 27. November 2017
— Liane Bednarz (@L_Bednarz) 26. November 2017
Nachtrag 28.11.2017
Wer kennt diesen Mann: Landolf Ladig? https://t.co/bpbyoRbMoJ pic.twitter.com/A2pD60l6mw
— political beauty (@politicalbeauty) 28. November 2017
Good News: Seit fünf Minuten ist das Holocaust-Mahnmal in Bornhagen wiedereröffnet! #höcke#betonpic.twitter.com/4EDQcah78K
— political beauty (@politicalbeauty) 28. November 2017
Und auch der Live-Feed ist wieder freigeschaltet. Das Ansehen hat etwas sehr Meditatives, denn die allermeiste Zeit passiert: nichts!
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Jetzt im Livefeed: Höckes schwarze (oder braune?) Schafe besichtigen das Mahnmal: https://t.co/uzyztmmlaI #höcke #beton
— political beauty (@politicalbeauty) 28. November 2017
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Und nun die Wahrheit: Björn Höcke wurde nie überwacht. Die Ausschnitte, die vom ZPS gezeigt worden waren, sind alle auf dem freien Markt zugänglich. Die ganze Aufregung also umsonst?
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Die ganze Wahrheit zu Höckes Überwachung: https://t.co/ZLb00AHNkc #opferhöcke
— political beauty (@politicalbeauty) 1. Dezember 2017
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Nicht alle wollen den Behauptungen glauben. In den Reihen der AfD wird sich weiter skandalisiert.
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Thüringer AfD-Sprecher Torben Braga behauptet weiterhin: „Björn Höcke wurde überwacht“ „Diese Selbstdarsteller reagieren jetzt nur auf die Kritik der letzten Woche.“ (Braga u.a. bekannt als Neo-Nazi und Burschenschafter) @AfD_Thueringen @BjoernHoecke https://t.co/W9EvCiCsLA
— political beauty (@politicalbeauty) 1. Dezember 2017
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Die Nachricht der Aktion gegen Björn Höcke ist bereits in Israel angekommen und hat es dort in die Nachrichten geschafft.
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https://t.co/zBWI600Nee Israel sind die Medien übrigens begeistert vom Projekt:
— political beauty (@politicalbeauty) 30. November 2017
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