Noch hat Deutschland keine Regierung, aber schon wird um die möglichen Stellenbesetzungen gerangelt. Dabei geht es nicht nur um Ministerposten – auch um andere, sehr einflussreiche Bereiche wird schon gestritten. Vor allem die Ansprüche der AfD sorgen für Differenzen.
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Die AfD fordert den Haushaltsausschuss
Die AfD beansprucht im Falle einer großen Koalition als dann größte Oppositionspartei die Vorsitzendenposten im Haushaltsausschuss und zwei weiteren Bundestagsausschüssen. „Als größte Oppositionspartei, so, wie sich das jetzt abzeichnet, (…) dann haben sie immer Anspruch auf den Sprecherposten des Haushaltsausschusses“, sagte Co-Fraktionschefin Alice Weidel im ZDF-Morgenmagazin. „Das ist so und das wurde auch bisher in der bundesrepublikanischen Praxis genauso gehandhabt“. Welche beiden anderen Vorsitzendenposten die AfD besetzen wolle, sei noch nicht festgelegt. „Der Innenausschuss ist natürlich sehr, sehr wichtig für uns“, sagte sie. Über den dritten Ausschussvorsitz werde die AfD kommende Woche intern sprechen.
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„Was wir brauchen ist eine qualifizierte Zuwanderung und nicht eine Zuwanderung in unser Sozialsystem, so wie wir sie gerade haben“, die #AfD-Fraktionsvorsitzende @Alice_Weidel kritisiert im #ZDFmoma die Ergebnisse der #GroKo-Sondierung, u.a. das geplante #Einwanderungsgesetz. pic.twitter.com/PeD4psc6TL
— ZDF Morgenmagazin (@morgenmagazin) 16. Januar 2018
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„Königsausschuss“ des Parlaments
Zwar sind feste Ansprüche von Parteien in Hinblick auf den Vorsitz in Bundestagsausschüssen nicht gesetzlich oder in der Geschäftsordnung fixiert. Allerdings haben sich im Laufe der Jahre Gewohnheitsrechte herausgebildet, nach denen seit langem verfahren wird. Dazu zählt, dass der Vorsitz im wichtigen Haushaltsausschuss des Bundestages, der ob seiner herausragender Bedeutung als der „Königsausschuss des Parlaments gilt, bei der größten Oppositionspartei liegt.
Der Kulturrat äußert seine Befürchtungen
Auch der Deutsche Kulturrat hat sich zu Wort gemeldet. Er erneuert seinen Appell an den Deutschen Bundestag, den Vorsitz des Kulturausschusses nicht an die AfD zu vergeben. Dieses Parlamentsgremium trage eine besondere Verantwortung für die Kunst- und Medienfreiheit sowie die Erinnerungskultur, wiederholte der Kulturrat seinen Beschluss aus dem September 2017. Dieser besonderen Verantwortung könne die AfD nicht gerecht werden.
Um mediale Aufmerksamkeit zu erzielen, will die AfD um den Vorsitz im Kulturausschuss kämpfen. Erhält sie ihn nicht, kann sie das als eine abermalige Ausgrenzung durch die „Altparteien“ vermarkten. Für den Ausschuss ist der baden-württembergische Abgeordnete Marc Jongen nominiert, auch der nordrhein-westfälische Abgeordnete Martin Renner.
Ein Vorsitz der AfD wäre ein fatales Signal
Geschäftsführer Olaf Zimmermann sagte anlässlich der in dieser Woche startenden Ausschuss-Konstituierungen: „Es wäre ein fatales Signal, wenn der Vorsitz dieses sensiblen Ausschusses nun einem Abgeordneten einer Fraktion überantwortet würde, die die bestehende Erinnerungskultur, speziell die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus, in Frage stellt.“ Der Kulturrat appelliere deshalb eindringlich an die anderen Fraktionen des Bundestages, einen Vorsitz des Kulturausschusses der AfD zu verhindern.