Für die einen war er ein Massenmörder, die anderen vergöttern ihn als Retter ihrer Heimat. An Stalin scheiden sich auch heute noch die Geister.
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Stalin – der Menschenschlächter
Schauplatz Berlin: Tonnenschwer und riesengroß – eine einst geschleifte Stalin-Figur entdeckten Historiker auf dem Hof eines Unternehmers in der Mongolei. Die viereinhalb Meter hohe Bronze-Statue wird nun Teil einer neuen Ausstellung in der Berliner Stasiopfer-Gedenkstätte. Die Schau „Der Rote Gott – Stalin und die Deutschen“ setzt sich mit dem Personenkult um Stalin in der frühen DDR auseinander. Ab dem 26. Januar ist die Sonderausstellung für Besucher frei zugänglich. Dass ein Diktator und Massenmörder so vergöttert werden konnte, sei heute nur noch schwer zu verstehen, sagt der Leiter der Gedenkstätte, Hubertus Knabe. Auf erschreckende Weise werde deutlich, wie manipulierbar Menschen seien.
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#Stalin schwebte heute über die Karl-Marx-Allee. Die 5m große Bronzestatue ist ab Freitag im @stasigefaengnis #Hohenschönhausen zu sehen. pic.twitter.com/Fmn6WOwh8k
— rbb Abendschau (@rbbabendschau) 23. Januar 2018
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Stalin – der Menschenretter
Schauplatz Moskau: Nach der Kritik von Kommunisten und Kulturschaffenden hat die russische Regierung einen satirischen Film über den Tod des sowjetischen Diktators Josef Stalin kurz vor der Premiere verboten. Wie das Kulturministerium bekanntgab, darf „The Death of Stalin“ vom schottischen Regisseur und Drehbuchautor Armando Iannucci nicht in russischen Kinos gezeigt werden. Eigentlich sollte der Streifen dort zu sehen sein. In Großbritannien läuft die britisch-französische Produktion bereits seit Oktober 2017.
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Russland habe keine Zensur
Kulturminister Waldimir Medinski beteuerte, Russland habe keine Zensur. Doch viele Ältere würden den Film als beleidigenden Spott über die sowjetische Vergangenheit verstehen. Diese Verhöhnung treffe auch die Rote Armee, einfache Menschen und sogar die Opfer des Stalinismus. Russland fürchte sich nicht vor einem kritischen Blick auf seine Geschichte, aber es gebe eine moralische Grenze zwischen kritischer Analyse und Gespött. Der Exekutivdirektor der Russischen Militärhistorischen Gesellschaft, Wladislaw Kononow, nannte den Film „ekelhaft“ sowie „eine Abscheulichkeit und Dreck“.
Stalin wir noch heute verehrt
Stalin hatte die Sowjetunion von 1924 bis zu seinem Tod im Jahr 1953 geführt. Meinungsumfragen zufolge wird er in Russland heute noch stark verehrt. Viele Russen halten ihm ungeachtet brutaler Säuberungsaktionen mit Millionen Toten zugute, das Land im Zweiten Weltkrieg zum Sieg geführt und es zu einer Atommacht gemacht zu haben.
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Two days before its premiere, Russian Ministry of Culture withdraws screening license of British-French political satire „The Death of Stalin“ https://t.co/t9zkfDA30J pic.twitter.com/SegZet4IOm
— The Moscow Times (@MoscowTimes) 23. Januar 2018
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Putin hält sich zurück
Präsident Wladimir Putin hat eine vorsichtige Haltung zur Rolle Stalins in der russischen Geschichte eingenommen. Er verurteilte die Säuberungen, hob jedoch auch die Errungenschaften der Sowjet-Ära hervor. Die von Putin gegründete und von seinem Kulturminister geführte Russische Militärhistorische Gesellschaft enthüllte im vergangenen Herbst eine Büste von Stalin in einem Park in Moskau. Kremlkritiker halten solche Aktionen für Versuche, Stalins Ruf reinzuwaschen.