Xenia Sobtschak plant den großen Sprung

Die Frau hat einen langfristigen Plan. Und dazu gehört sicher nicht, Präsidentin von Russland zu werden – vorerst. Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl hat Kandidatin Xenia Sobtschak die Gründung einer neuen Partei angekündigt. Gemeinsam mit dem Ex-Dumaabgeordneten Dmitri Gudkow wolle sie so die zersplitterte liberale Opposition einen, sagte die 36-Jährige bei einem Wahlkampfauftritt in Moskau.

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18.03.16-sobtschak

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„Wir sind jung und frei“

Xenia Sobtschak präsentiert sich vor allem als neues Gesicht, das sich wohltuend gegen die alte Garde abhebt. „Wir sind jung und frei. Wir wollen Veränderung, deshalb haben wir uns entschieden zusammenzuarbeiten“, sagte sie. Die Partei soll in den kommenden Monaten gegründet werden. Hauptziel der sogenannten Veränderungspartei sei der Einzug ins russische Parlament bei der nächsten Duma-Wahl 2021. Im aktuellen Wahlkampf liegt die Journalistin Sobtschak  staatlichen Umfragen zufolge bei zwei Prozent.

Zusammenarbeit mit Nawalny

Um ihr Ziel zu erreichen, hegen die beiden einen ziemlich verwegenen Plan. Man wolle dabei auch mit dem Kremlkritiker Alexej Nawalny zusammenarbeiten, wenn dieser dazu bereit sei, sagte Gudkow. Damit wollen sie die Kraft der zersplitterten liberalen Opposition in Russland bündeln. Deren Vertreter scheiterten 2016 allesamt an der Fünf-Prozent-Hürde.

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Auch im russisch-britischen Streit um den Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal beziegt Sobtschak eine dezidierte Position. Sie ist für Sanktionen gegen die Eliten in Russland. „Sollte Moskau hinter dem Nervengift-Anschlag stecken, sind neue Sanktionen des Westens unausweichlich“, sagte die russische TV-Ikone der „Bild“-Zeitung.

Für Sanktionen gegen Russland

Demnach sprach sich Sobtschak aber für Strafmaßnahmen aus, die sich gezielt gegen Freunde von Staatschef Wladimir Putin und korrupte Eliten richten. Auch Konzerne wie die Energieriesen Rosneft oder Gazprom müssten ins Visier genommen werden. „Die Sanktionen, die nur wieder das einfache russische Volk treffen, darf es nicht geben. Diese müssten im Gegenzug zur Verschärfung des Vorgehens gegen die Putin-Eliten gelockert werden“, forderte Sobtschak.

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Tochter von Putins Mentor

Die 36-Jährige ist in Russland mit Reality-TV-Shows ein Star geworden. Seit einigen Jahren arbeitet sie als Journalistin für den kremlkritischen TV-Sender Doschd. Ihr Vater Anatoli Sobtschak war in den 1990er Jahren Bürgermeister von St. Petersburg und gilt als Putins politischer Mentor.

Im Wahlkampf fordert Sobtschak mehr Pluralismus. Anders als die russische Elite bezeichnet sie die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 als Völkerrechtsbruch. Schon früher hatte sie in diesem Zusammenhang gesagt, Russland sei selbst schuld an den westlichen Strafmaßnahmen.

Viele Russen halten allerdings wenig von ihr. Manche verschreien sie als die „Dagegen-Tante“, andere sehen in ihr eine Marionette des Kremls, wieder andere können sie schlicht nicht ernst nehmen. Die Gründe dafür haben mit ihrer Vergangenheit als schriller TV-Star zu tun und mit ihrem Namen.

 

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