Das Hambacher Schloss ist ein Symbol für die Freiheit und Gleichheit. Am Samstag findet dort nun das „Neue Hambacher Fest“ statt – organisiert von rechten Kreisen.
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Die Botschaft ist klar. Auf der Homepage des Veranstalter des „Neuen Hambacher Festes 2018“ ist zu lesen:
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„ Hambacher Fest 1832: Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland. Der 27. Mai 1832 war ein sonniger Pfingstsonntag, an dem rund 20.000 Menschen für Freiheit, Einheit und Demokratie demonstrierten – trotz der bestehenden Zensur. Das Volksfest dauerte bis zum 1. Juni und obwohl es als Fest mit Weinausschank und Tanz gedacht war, wurde es zur politischen Demonstration. Es gilt als Höhepunkt bürgerlicher Opposition zu Beginn des Vormärz.“
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Das „Neue Hambacher Fest“ soll offensichtlich an diese Tradition anknüpfen und der Demokratie in Deutschland wieder zu ihrem Recht verhelfen. Mit dabei sind illustre Redner unter den rund 1200 Gästen: Die Ex-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld (CDU), der umstrittene SPD-Politiker Thilo Sarrazin, AfD-Chef Jörg Meuthen und der Islamkritiker Imad Karim. Eingeladen hat der Ökonom Max Otte, Mitglied der CDU und ihrer konservativen Basisgruppe WerteUnion, nach eigener Aussage zuletzt zum AfD-Wähler mutiert.
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Ein lesenswertes Stück von @MelAmann u.a. zum sog. Neuen Hambacher Fest von @maxotte_says mit klarer Einordnung: Nicht liberal, nicht konservativ, sondern rechtsaußen. https://t.co/7GeGiV3aV9
— Christoph Giesa (@Christophgiesa) 4. Mai 2018
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Bekannt wurde Otte zu Beginn der Schulden- und Finanzkrise. Im Jahr 2006 hatte der damalige Professor an der Universität Worms ein Buch veröffentlicht und darin die US-Immobilienkrise vorausgesagt, die die Finanzwelt und ganze Staaten ins Taumeln brachte. Der Titel: „Der Crash kommt“. Auch jetzt gibt er wieder das Orakel in unruhigen Zeiten.
In einem Interview mit dem Online-Portal „T-Online“ sagt er:
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„Das Hambacher Fest ist für mich eine demokratische Erhebung der Bürger. Sie wehrten sich gegen Zensur und Fürstenherrschaft.“
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Und auch heute sieht er zumindest „zensurähnliche Zustände“.
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„Staatliche Zensur per Gesetz wie früher gibt es zwar nicht mehr. Aber es gibt eine sehr stark lückenhafte Darstellung in den Medien etwa zur Flüchtlingskrise und zu Syrien. Die Fürstenherrschaft war eine Herrschaft von oben, die nicht demokratisch legitimiert war. Das sehe ich heute wieder.“
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Und weiter: Die Fürstenherrschaft sei eine Herrschaft von oben, die nicht demokratisch legitimiert gewesen sei, so Otte: „Das sehe ich heute wieder.“
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20.000 Bauern, Studenten, und Rechtsgelehrte, die 1832 ein gemeinschaftliches Europa, Meinungs- und Pressefreiheit fordern. Das Treffen ging in die Geschichte ein als Hambacher Fest.
Die AfD will den historischen Ort neu besetzen – trotz Widerstand:https://t.co/iaHDCKitWp pic.twitter.com/TmyTT2CMcf
— DW | Politik (@dw_politik) 4. Mai 2018
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Natürlich bleiben solche Sätze und das gesamte „Neue Hambacher Fest“ nicht unwidersprochen.
„Der Geschichte kann sich jeder bedienen, wie er es möchte. Es muss halt nur eine gewisse Plausibilität haben“, sagt der Heidelberger Historiker Frank Engehausen der „Rhein-Neckar-Zeitung“. 1832 tauge nicht zum Referenzpunkt für die neue Rechte, sondern sei eine „dezidiert linke Veranstaltung“ gewesen.
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Die Politi-Prominenz der Republik hat sich offensichtlich entschlossen, der Veranstaltung die kalte Schulter zu zeigen.
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„… Frau Klöckner bittet um Ihr Verständnis und wünscht Ihnen eine gute Veranstaltung. Bitte grüßen Sie herzlich von ihr.“
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Das lässt Julia Klöckner ausrichten, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft.
Und Helge Braun, Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts, lässt schreiben:
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„…Auf diesem Wege übermittelt er seine besten Grüße und wünscht der Veranstaltung einen guten Verlauf.“
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Absagen dieser Art sind noch einige mehr auf der Homepage des Veranstalters zu lesen.
Offensichtlich wird das Unbehagen, dass das Hambacher Fest und dessen Idee von den rechten Kreisen gekapert werden könnte. Imme wieder wird darauf hingewiesen, dass Hambach für die liberale Tradition Europas stehe – und nicht für eine von rechts propagierte Politik der Abschottung.
Ein „regionales Bündnis gegen Rechts“ hat seinen Widerstand angekündigt. Ein Aktivist will vor dem Tor des Schlosses eine Rede von 1832 vortragen – ein Plädoyer für Freiheit und Meinungsfreiheit.