Eine explosive Mischung

In Frankreich wird seit zwei Wochen gestreikt. Der geplante Rentenreform ist nur ein Grund für die Wut der Franzosen. 

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Die Proteste gegen die Rentenreform nehmen kein Ende. Nun drohen die Gewerkschaften damit, auch an Weihnachten den Zugverkehr lahmzulegen.

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Franzosen gelten als geradezu streikfreudig

Frankreich wird seinem Ruf wieder einmal gerecht. Die Franzosen gelten als geradezu streikwütiges Volk, das seinen Zorn gegen die „die da oben“ schnell auf die Straße trägt. Auch jetzt wieder sind viele Bereiche des öffentlichen Lebens seit zwei Wochen lahmgelegt. Doch mit dem Widerstand gegen die Rentenreform ist die bisweilen gewalttätige Vehemenz der Proteste nur ungenügend erklärt. Es ist ein explosives Gemisch aus mehreren Faktoren, das die Menschen auf die Barrikaden treibt. So entlädt sich die Frustration der Lehrer, Feuerwehrleute oder des Krankenhauspersonals wegen der immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen, über die sie seit Jahren vergeblich klagen. An den Protesten beteiligt sind auch viele Anhänger der Gilets Jaunes, die mehr soziale Gerechtigkeit in Frankreich einfordern – und natürlich den Sturz des Präsidenten Emmanuel Macron.

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Die Renaissance der Gewerkschaften

Und dann sind da natürlich die Gewerkschaften, die froh scheinen, endlich wieder als Kämpfer für die Rechte der Arbeitnehmer öffentlich wahrgenommen zu werden. Während der Proteste der Gelbwesten waren sie völlig abgemeldet. Das hat allerdings zur Folge, dass sich die vielen, untereinander konkurrierenden Gewerkschaften nun in eine Art Überbieterwettkampf begeben haben – jede Organisation geht mit immer radikaleren Forderungen für ihre Klientel in die Verhandlungen. Und natürlich ist der Streit um die Rentenreform auch in den Augen mancher Parteien eine Art Glückfall. Präsident Macron hat mit seiner Politik vor allem das linke Spektrum marginalisiert. Sie sehen nun die Chance, jenem Mann zu schaden, den sie für ihren Niedergang verantwortlich machen.

Macron ist die Zielscheibe der Proteste

Deutlich wird: Emmanuel Macron ist der gemeinsame Gegner, auf den sich die Wut aller Streikenden konzentriert. Das überdeckt sämtliche inhaltlichen Unterschiede in der Protestfront. Diese verwirrende Kakophonie in den Demonstrationszügen macht deutlich, dass die Reform des Rentensystems nur eines von sehr vielen fundamentalen Problemen ist, die es in Frankreich in den nächsten Jahren zu lösen gilt.

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