Eine trübe Kloake namens Seine

Die Hausboote am Ufer in Paris leiten ihr Abwasser ungeklärt in den Fluss. Das ist zwar verboten, doch niemand hält sich daran. Die Stadt will das nun ändern. 

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Das hat was, so ein Hausboot auf der Seine – doch auf die Besitzer könnten nun einige Kosten  zukommen. Denn die Schiffe sollen an die Kanalisation angeschlossen werden. 

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Die schmutzige Seite der Romantik

Romantik ist – eine Fahrt auf der Seine. Vorbei am Eiffelturm, dem Louvre und Notre Dame, gehört eine kurze Sightseeing-Tour mit dem Schiff ins Programm jedes Paris-Touristen. Schließlich präsentiert sich die Stadt dabei von ihrer schönsten Seite. Was die verzückten Besucher von den Stadtführern aber nicht zu hören bekommen: sie dümpeln bei ihrer Fahrt in einer Kloake, denn die Seine ist ein unglaublich dreckiger Fluss.

Diese Tatsache hat weniger mit den täglich tausenden Lastkähnen und Ausflugsschiffen zu tun, das Problem sind eher die Hausboote, jene pittoresken Péniches, die am Ufer angelegt haben. Die kippen nämlich ihr gesamtes Abwasser – auch das aus der Toilette – ungefiltert in den Fluss, konstatiert Christian Duguet, Präsident der ADHF, einer Interessenvertretung der Bootbesitzer. Das sei zwar nach einem Gesetz aus dem Jahre 1934 strengstens verboten, sagt er, doch niemand halte sich dran. Pro Jahr werden in Paris heute insgesamt zwei Millionen Kubikmeter Abwasser in die Seine geleitet – vor 30 Jahren waren es noch 20 Millionen Kubikmeter.

Zieldatum sind die Olympischen Spiele

Doch nun stehen im Jahr 2014 die Olympischen Spiele vor der Tür und es wäre keine gute Reklame für Paris, müssten etwa die Triathleten in dieser Brühe ihre Schwimmwettbewerbe absolvieren. Also macht die Stadt Druck, die Hausboote endlich ans öffentliche Abwassernetz anzuschließen. Das allerdings ist eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Geplant ist, am Ufer auf einer Länge von knapp zehn Kilometern unterirdische Sammelbehälter einzurichten, in die die Hausboote das Abwasser abpumpen können. Von dort sollen die Fäkalien dann in das öffentliche Abwassernetz gelangen können.

Doch schon im Ansatz türmen sich die Probleme. So ist zum Beispiel das Ufer der Seine bereits von unzähligen Leitungen und anderen unterirdischen Versorgungstrassen durchzogen, von denen die meisten noch nicht einmal verzeichnet sind. Zusätzlich müssen alle rund 100 betroffenen Hausboote mit einem eigenen, modernen Abwassersystem ausgestattet werden, das an die Leitungen an Land angeschlossen werden kann.

Nicht alle sind von der Idee begeistert

Christian Duguet von der Hausboot-Lobby hält die ganze Sache für ziemliche Verschwendung und hat viele Einwände parat. Auf der Höhe des Eiffelturms, rechnet er vor, liegen zehn Boote. Allein dort würden sich die Erschließungskosten auf zwei Millionen Euro belaufen. Außerdem müssten die Besitzer auf eigene Kosten sehr teure Pumpen in ihren Schiffen installieren, da der Quai höher liege als das Hausboot selbst. Zudem sei damit zu rechnen, so Christian Duguet, dass bei schweren Unwettern, wenn die Kanäle unter der Stadt regelmäßig überlaufen, das Abwasser in die Schiffe zurückschwappe, denn Rückschlagventile seien nie ganz dicht. Auch würden im Winter die Leitungen wahrscheinlich vereisen und sowieso würden sie hässlich aussehen und das schöne Bild verschandeln. Christian Duguet selbst schlägt eigene Lösungen vor, wie etwa Trockentoiletten mit Kompostieranlagen oder unabhängige Wiederaufbereitungsanlagen, die allerdings technisch alle reichlich kompliziert sind und erst noch getestet werden müssen.

Das heißt: vorerst bleibt alles, wie es ist. Die Hausbootbesitzer kippen weiter den Inhalt ihrer Toiletten ungeklärt in den Fluss, die Touristen genießen ihre Ausflüge auf der Seine und die Stadt hofft, dass niemand auf die Idee kommt, im heißen Sommer in dieser Brühe ein erfrischendes Bad zu nehmen. Das nämlich könnte sehr unangenehme gesundheitliche Folgen haben. ENDE-ENDE

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