Keine guten Nachrichten aus Frankreich in Sachen Corona. Noch immer steigt die Zahl der Neuinfektionen. Zuletzt alarmierte die staatliche Gesundheitsbehörde, dass jeden Tag über 3000 neue Fälle gezählt werden. Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern wurden die Regeln im täglichen Leben deutlich verschärft. Paris und das Département Bouches-du-Rhône wurden jüngst sogar wieder als „rote Zonen“ eingestuft, in denen das Virus besonders aktiv zirkuliert.
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Paris ist nun „rote Zone“
Die Behörden haben dort bereits reagiert. So muss in Paris praktisch in der gesamten Innenstadt – auch unter freiem Himmel – eine Maske getragen werden. Auch in vielen anderen französischen Städten gilt diese Regelung bereits für Fußgängerzonen oder anderen belebten Orten. In öffentlichen Verkehrsmitteln und öffentlichen geschlossenen Räumen wie beispielsweise Geschäften ist die Maske in ganz Frankreich seit einigen Wochen Pflicht.
Sorge bereitet den Gesundheitsbehörden die anlaufende Rückreisewelle aus dem Urlaub. Millionen Franzosen werden in den kommenden Tagen an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Die Befürchtung ist, dass das Virus auf diese Weise über das ganze Land verteilt wird. Die Taktik im Kampf gegen die Ausbreitung war bisher, gezielt die Infektionsherde, sogenannte Cluster, einzudämmen. So konnte etwa im Juli ein bedrohlicher Anstieg der Zahlen im Département Mayenne und einigen Küstenstädten in der Bretagne unter Kontrolle gebracht werden. Dort konnte sich das Virus vor allem bei Familienfeiern und Strandpartys, bei denen die Abstandsregeln nicht eingehalten wurden, schnell ausbreiten.
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Avec les #GestesBarrières , protégeons-nous les uns les autres : à partir de ce samedi, les secteurs de Paris où le port du masque est obligatoire sont étendus. 😷 #COVID__19 https://t.co/NFkHURWj1w
— Anne Hidalgo (@Anne_Hidalgo) August 14, 2020
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Eine neue Art der „Cluster“
Angesichts des Ferienendes haben sich offensichtlich auch die Cluster verändert. Immer mehr Infektionen werden laut Gesundheitsbehörde inzwischen an Arbeitsplätzen gemeldet. Aus diesem Grund werden die Unternehmen mit Nachdruck dazu aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden können. Sehr wahrscheinlich wird auch von staatlicher Seite beschlossen, das Tragen von Masken am Arbeitsplatz zur Pflicht zu machen. Um die Möglichkeiten im Kampf gegen das Virus auszuloten will sich Arbeitsministerin Elisabeth Borne am Dienstag mit Vertretern mehrere französischer Gewerkschaften treffen. Verstärkt propagiert wird auch das Homeoffice.
Viele „atypische“ Fälle bei jungen Menschen
„Es gab eine stärkere Zirkulation des Virus in den jüngeren Altersgruppen, aber in den letzten Tagen wurde diese Zunahme in allen Altersgruppen beobachtet, auch in den Altersgruppen von 45-65 Jahren und darüber“, sagte Nicolas Péju von der regionalen Gesundheitsbehörde der Zeitung „Le Monde“. Die Krankenhäuser erleben der Zeitung zufolge aber keine Situation, wie es sie im März gegeben hat.
„Es handelt sich um asymptomatische oder wenig symptomatische Fälle, und zwar im Wesentlichen bei den 35- bis 60-Jährigen“, sagte etwa Sébastien Bogajewski, Leiter des medizinischen Zentrums Croix-de-Chavaux im Pariser Vorort Montreuil, der Zeitung. „Wenn es nur wenige schwere Fälle gibt, wird es wie eine Grippeepidemie sein, und wir werden damit fertig. Das Problem ist, dass wir es nicht wissen, wir fahren auf Sicht.“
Kopfzerbrechen vor dem Schulbeginn
Allergrößtes Kopfzerbrechen bereitet allerdings noch immer der Schulbeginn in zwei Wochen. Es würden noch immer die Regeln gelten, die im Juli erarbeitet worden sind, sagt Sophie Venetitay von der Lehrergewerkschaft Snes-FSU. „Aber diese Regeln passen nicht mehr auf die aktuelle Situation.“ Im Moment würde der Unterricht praktisch völlig normal beginnen, es müssten keine Abstandsregeln eingehalten werden und das Tragen von Masken sei keine Pflicht. Sie fordert, dass in den nächsten Tagen die Vorschriften unbedingt angepasst werden.
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Chacun doit faire le maximum pour prévenir la propagation de l’épidémie.
Nous discuterons mardi avec les partenaires sociaux d’un renforcement des normes sanitaires en entreprises, pour garantir santé au travail et continuité de l’activité économique.
— Elisabeth BORNE (@Elisabeth_Borne) August 16, 2020
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Aus dem Bildungsministerium heißt es allerdings, alles sei bestens organisiert. Es gebe auch Pläne für einen koordinierten Fernunterricht, sollten einige Schulen wieder schließen müssen. So ganz scheint man den eigenen Worten allerdings nicht zu vertrauen. „In den kommenden Tagen wird es Gespräche über die Anpassung der Bedingungen für den Beginn des Schuljahres geben“, heißt es am Montag angesichts der alarmierenden Infektionszahlen aus dem Bildungsministerium.