Ausgangssperre – ja oder nein? In Frankreich herrscht im Moment einige Verwirrung darüber, ob im Kampf gegen die Corona-Pandemie eine nächtliche Ausgangssperre, etwa in großen Städten, in Planung ist.
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Strenge Regeln für Paris?
Losgetreten hat die Diskussion um die Verstärkung der Lockdown-Regeln Regierungssprecher Gabriel Attal. In einem Interview im Sender BFM TV erklärte er, dass die Ausgangssperre im Großraum Paris voraussichtlich ab 21 Uhr gelten werde. Die Präfekten anderer Region können eine solche nächtliche Ausgangssperre ebenfalls einführen. Im Laufe des Tages sollte ein entsprechendes Dekret für Paris erlassen werden, sagte Attal.
Kurze Zeit begann die Regierung auf mehreren Kanälen, diese Aussagen zu dementieren. Zum jetzigen Zeitpunkt sei nichts beschlossen, heißt es. Eine Entscheidung solle erst in den kommenden Tagen getroffen werden – es ginge vorrangig um die Schließzeiten bestimmter Läden in der Hauptstadt, so der TV-Sender BFM. Die große Mehrheit der Franzosen akzeptiere die Regeln, hatte Attal zuvor im TV gesagt. Es sei aber unhaltbar für diese Menschen, dass sich einige Menschen nicht an die Regeln hielten.
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Kritik an Pariser Bürgermeisterin
Bei dieser Gelegenheit kritisierte der Regierungssprecher auch die Pariser Bürgermeisterin Anna Hidalgo. Sie lege den Schwerpunkt zu sehr auf das Wohlergehen der Geschäfte in der Stadt, was verantwortungslos sei. Er habe sich zuvor mit Pflegern in Krankenhäusern von Paris unterhalten und die seien über die Aussagen Anne Hidalgos zuletzt sehr erstaunt gewesen. Gerade die Kliniken im Großraum der Hauptstadt stünden angesichts der Corona-Pandemie schon jetzt wieder kurz vor dem Zusammenbruch.
Wörtlich sagte er:
«On va atteindre aujourd’hui les 1000 patients en réanimation dans les hôpitaux franciliens, qui sont en quasi-débordement et on entend depuis quelques jours Madame Hidalgo se préoccuper de la question des commerces, dire: “il faut tout rouvrir”».
Regierungssprecher Gabriel Attal
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Die Corona-Lage ist dramatisch
Bereits vor einem Lockdown, der seit vergangenem Freitag gilt, galt in weiten Teilen des Landes eine nächtliche Ausgangssperre. Die Corona-Lage im Land ist dramatisch. Erst am Montagabend wurde mit mehr als 52 500 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden ein neuer Spitzenwert gemeldet. Außerdem starben innerhalb eines Tages mehr als 400 Menschen in Krankenhäusern. In Frankreich leben rund 67 Millionen Menschen.
Die Menschen in Frankreich dürfen derzeit nur mit einem triftigen Grund überhaupt vor die Tür – dazu zählen einkaufen, der Weg zur Arbeit oder Arztbesuche. Spaziergänge oder Sport an der frischen Luft sind nur eine Stunde im Radius eines Kilometers zur Wohnung erlaubt. Die Menschen müssen immer ein entsprechendes neu ausgefüllte Formular mit sich führen, auf dem der Grund nachgewiesen wird. Alle Läden, die keine lebensnotwendigen Produkte verkaufen, haben geschlossen, ebenso Gastronomie oder Kultureinrichtungen.