Das Jahr 2020 geht zu Ende – die Menschheit ist erleichtert, die vergangenen Monate hinter sich zu lassen. In Paris wird das neue Jahr auf eine ganz besondere Art begrüßt. Der Musiker Jean-Michel Jarre wird in der Kathedrale Notre-Dame ein Live-Konzert geben – zumindest fast live! Vertreten wird er durch einen Avatar.
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Der Künstler sprengt die Grenzen der Musik
Jean-Michel Jarre ist seit Jahrzehnten bekannt dafür, dass er nicht nur in der Musik Konventionen sprengt und sehr gerne Neues ausprobiert. Am 31. Dezember hat er wieder eine Überraschung für die Franzosen parat. In der vom Brand im April 2019 schwer gezeichneten Kathedrale Notre-Dame wird er ein Konzert geben. Das ist ein Symbol her Hoffnung, denn erst vor wenigen Wochen war klargeworden, dass das historische Gebäude vor dem Untergang gerettet werden kann. Zudem will der Musiker den Menschen Mut machen und dem Leben – trotz der Pandemie – die schönen und optimistischen Seiten abtrotzen.
Jean-Michel Jarre verspricht für den Abend Grandioses. Sein Avatar wird in einer dreidimensionalen Rekonstruktion im Kirchenschiff des gotischen Gotteshauses stehen und live Stücke aus dem neuen Album „Electronica“ spielt sowie seine bekanntesten Titel „Oxygène“ und „Equinoxe“ in überarbeiteter Version. Begleitet wird alles – wie immer bei solchen Auftritten des inzwischen 72-Jährigen – von einer ausgeklügelten Licht- und Laser-Show. Mit seinem ersten Konzert in Paris auf der Place de la Concorde zu Frankreichs Nationalfeiertag am 14. Juli 1979 spielte Jean-Michel Jarre vor über einer Million Zuschauer. Mit einer spektakulären Lichtschau zu den Millenniumsfeiern bespielte der Pionier der elektronischen Musik die Pyramiden von Gizeh.
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Ein Avatar im Kirchenschiff von Notre-Dame
Beim Silvesterkonzert in Notre-Dame werden die Live-Stücke vom Musiker selbst gespielt, der sich in einem Raum unweit der Kathedrale befinden wird. Rund 150 Menschen arbeiten seit Tagen daran, die Übertragung technisch möglich zu machen. „Welcome to the Other Side“ heißt das 45-minütige virtuelle Konzertereignis, das in Zusammenarbeit mit der Stadt Paris und der Unesco entstanden ist, deren „Botschafter des guten Willens“ Jarre schon seit 1993 ist.
Der atemberaubende Abend verspricht so ziemlich das Gegenteil der Konzerte zu werden, die vor dem Brand in der Kathedrale zu hören waren. Jean-Michel Jarre, der seit 1976 an seiner Musik und der Präsentation arbeitet, sagt dazu:
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« La réalité virtuelle est une nouvelle grammaire, un mode d’expression à part. Elle ne remplacera jamais les concerts, elle prendra une autre place dans le divertissement »
Jean-Michel Jarre
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An Geld herrscht kein Mangel
Die Idee wurde aus der Not geboren. Irgendwann in diesem Jahr stand fest, dass die Silvesterfeiern wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden können – doch ganz ausfallen lassen wollte man sie nicht. Ausgestattet mit einem sehr guten Budget, wurde der französische Weltstar angefragt. Erstmals trat Jarre als Avatar vor wenigen Monaten zur „Fête de la Musique“ am 21. Juni auf. Obwohl er nach eigenen Aussagen wegen des großen Zeitdrucks mit dem Ergebnis nicht vollends zufrieden war, war er doch „ziemlich beeindruck“ von der eigenen Show im Palais Royale in Paris.
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Eine Botschaft der Hoffnung
Allerdings musste Jean-Michel Jarre auch in diesem Fall einige Einschränkungen hinnehmen. Er hatte zunächst gehofft, die echte Fassade der Kathedrale mit Lichtprojektionen in die Show integrieren zu können. Doch das Versammlungsverbot machte diesem Gedanken ein schnelles Ende. Doch er entwickelte weiter seine Ideen, zumal ihm Notre-Dame die ideale Wahl schien, eine „Botschaft der Hoffnung“ in die Welt zu schicken. Jean-Michel Jarre: Die Kathedrale habe in der kollektiven Vorstellungskraft einen zentralen Platz. „Sie ist so geschwächt wie die Franzosen, aber auch so fähig wie sie, wiedergeboren zu werden.“
Das Event ist kostenlos und über die Social Media Plattformen Facebook und YouTube zugänglich sowie auf der Homepage der Stadt Paris und der Virtual-Reality-App VRChat. Direkt übertragen wird es unter anderem auch im französischen Radiosender „France Inter“ und auf dem Fernsehsender „BFMTV“.
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