Sturmwarnung für die Vendée Globe. Das Rennen gehört in diesem Jahr bereits zu den schwersten, doch rund um Kap Hoorn erwartet die Segler noch eine schwere Prüfung. Erwartet werden Windböen von bis zu 60 Knoten und Wellen mit einer Höhe von mehr als sieben Metern.
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Feuchte Augen an Weihnachten
An Weihnachten und über Silvester haben die Segler noch versucht, sich ihr „Heim“ etwas schön auszustaffieren. Leuchtende Girlanden und allerlei andere Dekoration war zu sehen. Nach einem Ritual, das sich seit dem ersten Start der Tour rund um die Welt im Jahr 1989 gehalten hat, wurde den Teilnehmern vor der Abreise eine kleine Überraschung mitgegeben. Die kann dann am 24. Dezember und in der Silvesternacht ausgepackt.
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Der Franzosen Charlie Dalin (Apivia), der im Moment als Zweiter in der Gesamtwertung geführt wird, packte ein kleines Buch, ein Sudoku-Spiel und einen Zauberwürfel aus. Was ihn dann aber fast zu Tränen rührte, war eine Zeichnung seines zweieinhalbjährigen Sohnes. Wie alle seine Konkurrenten telefonierte er über Satellit mit der Familie. „Ich hatte ein ziemlich freudiges und festliches Weihnachtsfest“, sagte Dalin zu „Le Figaro“. „Ich hatte einen Adventskalender mit vielen Bildern von Freunden und kleinen Geschenken. Außerdem waren die Bedingungen gut, mit leichtem Wind. Ich hatte keinen Moment der Depression am Boden meines Bootes. „
Ein besonderes Geschenk erhielt Damien Seguin (Groupe Apicil). „Verrücktes Zeug!“, twitterte er. Zwei Wale hätten ihn über mehrere Minuten ganz nah begleitet. Es sei eine „magische“ Erfahrung gewesen.
Die Einsamkeit als große Herausforderung
Immer wieder zeigt es sich, dass die Einsamkeit eine der großen Herausforderungen während des Rennens ist, das ungefähr 80 Tage dauert. Das sei aber Teil des Spiels, sagt etwa Isabelle Joschke (MACSF). Vor dem Start am 8. November sagt sie, dass sie an der Vendée Globe nicht nur wegen des Wettbewerbs teilnehme. Sie wolle auch sehen, wie sie sich anpasse und auch auf die Angst reagieren.
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„Kein Zweifel, ich bringe den Charakter mit, die Vendée Globe zu bestreiten. Ich mag es nicht zu leiden, aber ich bin bereit es zu tun, wenn sich das Abenteuer so anfühlt. Ich bin ein Einzelgänger, Einsamkeit macht mir also keine Angst. “
Isabelle Joschke
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Ähnlich denkt Jean Le Cam, den großen Meister des Segelns mit 61 Jahre der älteste Teilnehmer. Für ihn sei „Einsamkeit kein Thema“. Er sagt: „Im Rennen bist du im Rennen. Die Tage vergehen schnell.“
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Auf eine ganz neue Idee kam der Vendée-Neuling Boris Herrmann (Seaexplorer-Yacht Club de Monaco). Er gründete eine WhatsApp-Gruppe, über welche die Teilnehmer in Verbindung bleiben können. Am aktivsten sind Boris Herrmann selbst, Benjamin Dutreux (Omia-Water Family) und Damien Seguin. Überraschend ist, dass Jean Le Cam kein Telefon hat, das mit der beliebten Anwendung ausgestattet ist. Die anderen schicken sich in der Gruppe Fotos, wünschen einander viel Glück bei entsetzlichen Wetterbedingungen und alles Gute zum Geburtstag.
Eine nützliche Whats-App-Gruppe
Allerdings zeigte sich auch, dass die WhatsApp-Gruppe nicht nur ein Zeitvertreib ist. Nach einigen Wochen entwickelte es sich zu einem echten Unterstützungs- und Sicherheitsinstrument. „Als Kevin Escoffier mit seinem Schiff havarierte, schickten sich alle gegenseitig Informationen und die Rennleitung konnte leichter mit den Seeleuten in Kontakt treten, die an der Rettungsaktion teilnahmen“, sagte Fabrice Amedeo.
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Im Moment führt Yannick Bestaven das Rennen vor Charlie Dalin an. Beide segelten bei stärkerem Nordwind östlich des Tiefs, waren in den vergangenen 24 Stunden die schnellsten und konnten sich etwas vom Rest des Feldes absetzen. Sie wollen nun den erwarteten Sturm nutzen, um mit dessen Unterstützung über den Atlantik zu navigieren und gemeinsam um den Sieg zu kämpfen.
Elf Konkurrenten sind immer noch in der Spitzengruppe, verteilt auf etwas mehr als 700 Seemeilen, aber die Verfolger des Spitzenduos sind deutlich zurückgeblieben. Das Tief bewegt sich jetzt nach Südosten zwischen den beiden Bootsgruppen. Für die Verfolger, darunter Thomas Rettant und Damien Seguin (Groupe Apicil), die sich westlich des Tiefdruckgebietes befinden und in einem Südwind segeln, der sich allmählich nach Südwesten und dann nach Westen verschieben sollte, sind die unmittelbaren Aussichten weniger gut.