Sitzen die Franzosen diesen Winter bald im Dunkeln. Wegen der angekündigten Kälte sollen sie am Freitag ihren Stromverbrauch senken – sonst könnten die Netze zusammenbrechen. Nützlich sei jede Glühbirne, die nicht angeschaltet wird. Grund für die Probleme ist indirekt auch die Corona-Pandemie. Allerdings rächt sich nun auch, dass die französischen Atomkraftwerke alt und das Stromnetz oft marode ist.
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Dem Stromnetz droht der Kollaps
Die Temperaturen sollen in einigen Regionen Frankreichs am Freitag deutlich unter Null Grad sinken. Das sind beunruhigende Nachrichten für die den nationalen Stromnetzmanager RTE. Dort geht die Befürchtung um, dass die Leitungen die höhere Belastung durch die aufgedrehten Heizungen nicht standhalten könnten. RTE unterstrich zwar, dass es „keinen Stromausfall“ geben werde – aber die Sicherheitsmargen, die für Notfälle eingeplant sind, könnten bedrohlich schrumpfen. Man werde „alle Mittel einzusetzen, um die Sicherheit der Stromversorgung zu gewährleisten“, heißt es bei den Netzmanagern.
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Jede Glühbirne zählt
Laut RTE wird der französische Stromverbrauch am Freitag wegen der Kälte mit rund 88.000 Megawatt ein sehr hohes Niveau erreichen. Die Stromproduktion „wird mit 88.200 Megawatt ausreichen, um alle Bedürfnisse zu decken“, heißt es, aber um „jegliches Risiko einer Kürzung zu vermeiden“, werden die Franzosen dennoch aufgefordert, auch durch „kleine Gesten“ ihren Verbrauch zu senken.
Konkret heißt das: wenn jeder Franzose eine Glühbirne ausschaltet, wird Ersparnis im Stromverbrauch von 600 Megawatt erzielt. Das entspreche ungefähr dem Verbrauch einer Stadt wie Toulouse, erklärt ein Vertreter von RTE. Andere Ratschläge könnten auf der Website MonEcowatt.fr nachgelesen werden.
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Problem: ausgefallene Wartung der AKW
Allerdings kann RTE selbst die Versorgungssicherheit über verschiedene Maßnahmen steuern. So können etwa Firmen vom Netz genommen werden, die allerdings auf eine eigene Notversorgung zurückgreifen können. Die Spannung im Netz kann, um rund fünf Prozent gesenkt werden, was die Leistung elektrischer Geräte geringfügig verringert. Und als letztes Mittel können vorübergehende, lokale Kürzungen das Netz entlasten.
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Als Grund für die Probleme nennt RTE unter anderem die Corona-Pandemie. So habe ich die dringende Wartung von Kernkraftwerken verzögert und die Installation neuer Kraftwerke verlangsamt. „Normalerweise schalten wir im Sommer oder Frühling Kernkraftwerke aus, um sie zu warten. Das konnte während des Lockdowns im Rahmen der Corona-Pandemie aber nicht gemacht werden“, erklärte Frankreichs Umweltministerin Barbara Pompili bereits am 19. November, der Minister für ökologischen Wandel. Frankreich produziert rund 70 Prozent seines Stromes mit Atomkraft.
Offensichtlich wird auch daran gearbeitet, die vier noch arbeitenden Kohlekraftwerke stärker auszulasten. Genannt wird etwa die Anlage in Cordemais. Dort werden können rund 1200 Megawatt produziert werden. Dort könnten 25 Prozent des Stromverbrauchs der Pays de la Loire produziert werden.