Fälscher verdienen Millionen mit der zweiten Kunst-Garde

Die Polizei deckt in Frankreich ein Netzwerk auf, das sich auf das Kopieren von wenig bekannten Impressionisten spezialisiert hat. Verwickelt sind Auktionshäuser, Kunsthändler und Galerien.

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Auch Bilder von Vicent van Gogh, der seine letzten Tage in Auvers-sur-Oise verbracht hat, werden immer wieder kopiert. Doch die Fälscher, die nun ins Netz der Ermittler gegangen sind, haben sich nicht an die großen Meister gewagt.

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Den Fälschern sehr einfach gemacht

Der französische Landschaftsmaler Jean-Baptiste Camille Corot hat in seinem langen und sehr produktiven Leben 3000 Gemälde geschaffen – 5000 davon in den USA. In der Kunstwelt ist dies ein geläufiger Witz, doch er hat einen sehr realen Hintergrund. Denn es sind nicht mehr die Diebe von echten Kunstwerken, die mit ihren Raubzügen für Furore sorgen, die großen Gewinne werden inzwischen auf Auktionen mit Fälschungen erzielt. Nicht alle machen es den Kopierwerkstätten allerdings so einfach wie Camille Corot (1796-1875), der viele seiner Werke großzügig verschenkte, sogar eigenhändig kopierte und oft unsigniert ließ. Es schien den Vorläufer der französischen Impressionisten sogar zu amüsieren, dass seine Landschaftsbilder ausgerechnet in den USA sehr populär waren und er dort schon zu seinen Lebzeiten häufig kopiert wurde.

Allerdings ist es ein Irrtum zu denken, die Fälscher würden sich vor allem den Werken berühmten Künstler annehmen. Immer häufiger fallen der Polizei Kopien von weniger bekannten Meistern aus der zweiten Reihe der Kunstgeschichte in die Hände. Besonders erfolgreich waren zuletzt die Ermittler der französischen OCBC, ein Team von rund dreißig auf Kunstraub und Fälschungen spezialisierte Männern und Frauen. Über Jahre war diese „Zentralstelle für den Kampf gegen den Handel mit Kulturgütern“ einem Netzwerk von Fälschern, Kunsthändlern, Auktionshäusern, Strohmännern und Galerien auf der Spur, die offensichtlich viele hundert gefälschte Bilder des Impressionismus auf den Markt gebracht haben. Die Ermittlungen seien inzwischen „fast abgeschlossen“, bestätigte die „Kunstpolizei“ nun der französischen Tageszeitung „Le Parisien“.

Die Geschichte von „Monets Doppelgängerin“

Die episodenreiche Geschichte beginnt vor neun Jahren. Damals kaufte ein Mann bei einer Auktion in der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre für 66.000 Euro ein Gemälde. Der Titel lautet „Die japanische Brücke in Giverny“ und das Werk ist signiert mit Blanche Hoschedé Monet (1865-1947). Die Künstlerin wird gerne als „Monets Doppelgängerin“ bezeichnet. Ihre Mutter lebte mit dem berühmten Maler Claude Monet in Giverny zusammen, der das junge Mädchen gerne malte, das später dann selbst zur anerkannten Künstlerin wurde.

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Den Käufer in Le Havre beschlichen dann allerdings gewisse Zweifel an der Echtheit des impressionistischen Gemäldes und er wandte sich hilfesuchend an Jean Aittouares, einen Pariser Anwalt und Spezialisten auf dem Kunstmarkt. Der ließ das Werk von einem unabhängigen Experten untersuchen, der schnell zu einem vernichtenden Ergebnis kam: die Farbe sei zu frisch, der Rahmen zu neu, das Bild eindeutig eine Fälschung.

Viele Opfer schweigen aus Scham

Anders als in vielen anderen Betrugsfällen, in denen die Opfer aus Scham lieber schweigen, wurden in diesem Fall die Beamten der OCBC eingeschaltet. Die machten sich auf die Suche nach weiteren Opfern und wurden schnell fündig. Erst allmählich wurde das Ausmaß des Betruges deutlich, in den Galerien in Paris und Auktionshäuser in mehreren französischen Städten verwickelt waren. In Reims stießen die Ermittler schließlich auf die Werkstatt der Fälscher und beschlagnahmen 250 Gemälde – alles Kopien von als zweitklassig geltenden Künstlern. Die hätten auf Auktionen jeweils zwar nur zwischen 10.000 und 100.000 Euro eingebracht, doch in diesem Fall hätte die Masse den Profit gebracht. Der „Marktwert“ der gefundenen Bilder wird auf knapp 15 Millionen Euro geschätzt.

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Der Coup sei sehr gut geplant gewesen, erklärt ein Ermittler fast schon anerkennend. Die Fälscher hätten auch Picasso kopieren können, haben sich aber auf weniger bekannte Künstler wie Blanche Hoschedé Monet spezialisiert. Der Trick funktioniere ähnlich wie an der Supermarktkasse. Wer dort mit einem 500-Euro-Schein bezahlen wolle, der errege sofort Aufsehen. Aber einen Zehn-Euro-Schein nehme jeder, auch ungeprüft.

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