In Frankreich warnen die Wissenschaftler vor einer trügerischen Ruhe. Zwar geht die Zahl der Corona-Neuinfektionen zurück. Doch das Institut Inserm warnt vor einer dritten Welle durch die britische Covid-Variante.
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Leise Hoffnung und große Sorge
Die Zahlen sehen eigentlich gut aus. Zuletzt wurde sogar die Marke von 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner wieder unterschritten. Das heißt, es werden noch immer regelmäßig mehr als 20 000 Neuinfektionen pro Tag in Frankreich gemeldet, was allerdings deutlich unter den Werten von Dezember liegt. In den vergangenen Tagen hatte sich auch die Situation in den Krankenhäusern leicht gebessert.
Doch Gesundheitsminister Olivier Véran gibt dennoch keine Entwarnung – im Gegenteil. Inzwischen seinen 20 bis 25 Prozent der Corona-Infektionen im Land auf die hochansteckende Variante aus Großbritannien zurückzuführen, erklärt er. Was das bedeutet, konnte im Département Moselle an der deutschen Grenze beobachtet werden, wo es einen heftigen Ausbruch mit mutierten Viren gegeben hat.
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Die britische Variante breitet sich schnell aus
In einem Bericht warnt das Forschungsinstitut Inserm vor genau dieser Entwicklung im gesamten Land. Die britische Variante könnte „Ende Februar oder Anfang März“ für die meisten Infektionen verantwortlich sein. Für die Region Île-de-France wird dies sogar schon für Mitte Februar vorausgesagt. „In den kommenden Wochen wird ein schnelles Wachstum der Infektionszahlen erwartet“, erwarten die Forscher. Konkret: sie befürchten eine dritte Welle.
Die Wissenschaftler schreiben auf ihrer Internetseite:
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Ces nouveaux variants, baptisés « Anglais », « Sud-Africain » ou « Brésilien » selon le pays dans lequel ils ont été décrits pour la première fois, sont actuellement associés à une nouvelle augmentation de l’incidence et de la mortalité liés au Covid-19. La crainte d’une possibilité de réinfection ou d’infections par ces nouveaux variants malgré la vaccination commence à émerger.
Mitteliung von Inserm
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Noch sind die Zahlen in den Krankenhäusern stabil
In den vergangenen Monaten sei es gelungen, über die verschiedenen Beschränkungen des öffentlichen Lebens, eine „Stabilisierung der Krankenhausaufenthalte“ zu erreichen. Das heißt, dass die Kliniken im Moment nicht an ihren Belastungsgrenzen arbeiten. Das könnte sich durch das Auftauchen der britischen Variante aber schnell ändern.
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Die Regierung reagiert inzwischen auf diese Prognosen. Das französische Gesundheitsministerium hat Gesundheitsbehörden und Krankenhäuser einem Zeitungsbericht zufolge aufgefordert, ab 18. Februar im Krisenbetrieb zu arbeiten. Mit der Verschiebung nicht dringender Operationen und der Mobilisierung aller verfügbarer medizinischer Mitarbeiter solle einem möglichen Anstieg der Krankenzahlen infolge von Coronavirus-Mutanten begegnet werden, berichtet „Le Journal Du Dimanche“.
Zudem werden wegen der Corona-Pandemie in Frankreich die Regional- und Département-Wahlen um drei Monate verschoben. Sie sollen nun im Juni dieses Jahres stattfinden und nicht wie ursprünglich geplant im März. Die Abstimmung gilt als letzter wichtiger Stimmungstest vor der Präsidentschaftswahl 2022.