Dramatische Corona-Zahlen in drei Regionen Frankreichs

Frankreichs Premierminister klingt nicht wirklich optimistisch. „Wir nähern uns einem komplizierten Monat März“, warnte Jean Castex seine Landsleute angesichts der Lage in Nizza – und zu jenem Zeitpunkt war die verheerende Situation in der nordfranzösischen Küstenstadt Dunkerque noch nicht bekannt. Hier ein Überblick über die aktuelle Lage in Frankreich:

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Die Lage in Frankreich im Überblick – Grafik von „Le Parisien“

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Dunkerque (Dünkirchen) und der Norden

Mit einer Inzidenzrate von 901 Fällen pro 100.000 Einwohner in Dunkerque ist eine alarmierende Entwicklung eingetreten. „Wir befinden uns eindeutig nicht mehr auf einer Welle, wir befinden uns auf einer Flut“, kommentiert Christophe Couturier, Leiter der Notfälle im Krankenhaus von Dunkerque die Situation.

Auch Jean Castex reagierte schnell und erklärte, dass die Corona-Maßnahmen in der Stadt der Entwicklung angepasst werden müssten. Die Verantwortlichen erklärten, dass in Dunkerque eine außerordentlich hohe Rate der englischen Corona-Variante aufweise. Mediziner sprechen von etwa 72 Prozent der identifizierten Fälle. „Wenn strenge Maßnahmen zur Eindämmung notwendig sind, müssen diese zumindest an den Wochenenden ergriffen werden“, sagte Jean-René Lecerf, der Präsident des Département-Rats Nord, dem Sender Franceinfo.

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Zwar ist die Inzidenzrate in Dunkerque sehr hoch, ist im restlichen Département Dünkirchen jedoch weniger besorgniserregend. Mit 293 Fällen pro 100.000 Einwohner ist es viel höher als der nationale Durchschnitt (201,7 Fälle pro 100.000 Einwohner), aber immer noch viel niedriger als das der Alpes-Maritimes (583,2). Aber auch im benachbarten Pas-de-Calais steigen die Zahlen und und haben um mehr als 15 Prozentpunkte zugenommen. Gezählt werden nun über 340 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Moselle und Grand Est

Im der Region Grand Est betrug die Inzidenzrate in den letzten sieben Tagen 315 positive Fälle pro 100.000 Einwohner – das sind fast zehn Punkte mehr als in der Vorwoche. Der Nachbar Deutschland bereitet sich darauf vor, im Notfall das französische Département als „Hochrisikogebiet“ einzustufen.

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Ein großes Problem ist die Belegung der Klinken. „Der Druck in Krankenhäusern steigt weiter an, da 547 Personen in die Kliniken eingeliefert wurden, darunter 86 in der Intensivmedizin“, warnt Lamia Himer von der Agence régionale de Santé (ARS) in Grand Est. Die Auslastung der Intensivbetten betrage 95 Prozent. In dieser Region bereitet vor allem die südafrikanische Corona-Variante Sorgen. „Mehr als ein Drittel der Krankheitsfälle sind südafrikanischen Ursprungs“, erklärte Gesundheitsminister Olivier Véran bei einem Besuch vor Ort. In keiner anderen Region Frankreichs seien solchen Infektionsraten zu beobachten.  

Paris und Île-de-France

„Die Situation ist seit mehreren Wochen angespannt. Die Zahl der Kranken in den Intensivstationen nimmt stetig und langsam zu“, erklärte der Pariser Krankenhausdirektor Martin Hirsch gegenüber France Inter. „Im Januar hatten wir 25 Aufnahmen pro Tag. Heute haben wir jeden Tag 50.“

In Paris wurde in den letzten sieben Tagen eine Inzidenzrate von 290,8 Fällen pro 100.000 Einwohner gezählt, eine Zahl, die weit über dem nationalen Durchschnitt (201,7) liegt. In der Hauptstadt lag die Belegungsrate der Intensivbetten bei 57 Prozent, in Île-de-France bei 66 Prozent.

Alpes-Maritimes

Für Teile von Frankreichs Mittelmeerküste ist zuletzt wegen der starken Ausbreitung des Coronavirus ein Teil-Lockdown verhängt worden. An den kommenden beiden Wochenenden soll für die städtische Küstenregion des Département Alpes-Maritimes ein Lockdown gelten. Angesichts der Varianten sei es dringend notwendig, zu handeln, wo immer es nötig sei, sagte Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi dem Sender BFM TV.

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Die Küstenmetropole ist besonders schwer getroffen. Im gesamten Département liegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, also der sogenannte Inzidenzwert, bei mehr als 580. In der Küstenstadt Nizza liegt der Wert bei weit über 700. Besorgnis wird auch wegen der Überlastung der Krankenhäuser und Intensivstationen geäußert. Vor allem in Nizza gibt es praktisch keine freien Betten mehr.

Die Lage in Frankreich

Insgesamt ist die Corona-Situation in Frankreich weiter angespannt, aber die Lage war recht stabil. Allerdings ist der landesweite Inzidenzwert zuletzt wieder leicht auf mehr als 200 angestiegen. Im gesamten Land gilt seit mehreren Wochen eine strenge Ausgangssperre ab 18 Uhr. Anders als in Deutschland sind Schulen und Einzelhandel weitgehend geöffnet.

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