Adieu Paris – Bonjour Bruxelles

Nun also Brüssel! Nach drei Jahren in Paris habe ich dort meine Zelte abgeschlagen und einige Hundert Kilometer weiter östlich wieder aufgebaut. Brüssel, die Hauptstadt der EU-Bürokratie – das klingt nicht sehr einladend. Auf den ersten Blick ist die Stadt auch nicht gerade eine Perle des Städtebaus. Aber ein belgischer Freund in Paris hat mir zum Abschied gesagt, Brüssel sei wirklich keine Schönheit, die Menschen seien aber umso liebenswerter. Nun habe ich wohl einige Jahre Zeit, das nachzuprüfen.

Das unbestrittene Wahrzeichen von Brüssel: das Atomium.

Nicht alles in Brüssel ist EU!

Ein Ziel habe ich mir in den ersten Tagen meines Lebens hier bereits gesetzt: ich möchte das Leben in der Stadt beschreiben, abseits von den irgendwie alles erdrückenden Institutionen der Europäischen Union. Aus diesem Grund wird dieser Blog wesentlich persönlicher werden, als er bisher war. Es bleibt abzuwarten, ob es mit gelingt, mein Ziel zu erreichen.

Eine Stadt der großen Gegensätze

Aber die ersten Tage in Brüssel haben mir gezeigt, dass es genügend zu erzählen gibt. Ein Grund ist, dass die Stadt mit ihren überraschend klar abgegrenzten Vierteln gegensätzlicher nicht sein könnte. Was allerdings fehlt, ist das grandiose Flair, das Metropolen wie Paris oder auch Rom verströmen – dafür gibt es allerdings wesentlich weniger Touristen. Oder, besser gesagt, in Brüssel ballen sich die Besucher im historischen Kern der Stadt, der schlicht atemberaubend ist.

Was allerdings sehr entlastend ist: in Brüssel wird wesentlich weniger gestreikt als in Paris. Fanden in der französischen Metropole jedes Wochenende unzählige Demos statt, von denen viele in Gewalt ausarteten, ist es in Brüssel geradezu himmlisch ruhig. Heute, am Sonntag, war allerdings eine Demonstration.

Zehntausende beim einer Klima-Demonstration

Zehntausende Menschen haben für mehr Klimaschutz protestiert. Nach Polizeischätzungen beteiligten sich mindestens 25.000 Demonstranten an dem Protestmarsch, die Organisatoren gaben die Zahl der Teilnehmer mit 70.000 an. „Es ist Zeit für einen Systemwandel und radikales Handeln. Es geht um das Überleben der Menschheit“, sagte die Klimaaktivistin Anuna De Wever dem Fernsehsender VRT.

Zu dem Protestmarsch hatten dutzende Gruppen aufgerufen. Er fand nur wenige Wochen vor der COP26-Klimakonferenz in Glasgow statt, bei der die Teilnehmer über weitere Verpflichtungen zur Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter beraten wollen.

Eine geradezu entspannte Stimmung bei der Demo

Bei dieser Demo konnte ich auch die ersten sehr direkten Erfahrungen mit der Mentalität der Menschen in Belgien machen. Alles war sehr entspannt – sogar die Polzisten. Mit einigem Schrecken erinnere ich mich an den Aufmarsch der Prätorianer in den Straßen von Paris. Tränengas und Wasserwerfen gehören dort zur Standardausrüstung. Und in Brüssel: alles ruhig, alle freundlich!

Es gibt Dinge, die werde ich in Brüssel nicht vermissen! Die gewaltsamen Demos in Paris gehören definitiv dazu!

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