Der Kampf gegen die Schwerkraft
Bouldern (englisch „boulder“ = Felsblock) ist eine Form des Kletterns, bei der ohne Gurt und Seil in Absprunghöhe geklettert wird. In den letzten Jahren hat das Bouldern einen starken Zulauf erhalten und sich zu einer eigenständigen Sportart entwickelt. Der klassische „Boulder“ besteht meist aus nur 4 bis 8 Kletterzügen, die den „Boulderer“ an seine Leistungsgrenze bringen sollen.
Genau darin liegt der besondere Reiz dieser Art des Kletterns: das Klettern an der körperlichen Leistungsgrenze und das Verschieben derselben nach oben. Bouldern erlaubt es sich voll und ganz auf die Bewegung zu konzentrieren und neue Bewegungsabläufe zu erlernen.
Als eine der ersten Boulderer lässt sich sicherlich eine Gruppe junger Alpinisten um den Franzosen Pierre Allain bezeichnen, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts die im Wald liegenden Sandsteinfelsen bei Paris (Fountainbleau) nutzten, um sich auf ihre Expeditionen in den Alpen vorzubereiten. In dieser – später auch als „Bleausards“ – bezeichneten Gruppe entwickelte sich erstmals eine Leidenschaft zum Klettern in Absprunghöhe, welche die instrumentelle Sicht auf das Bouldern als Trainingsmittel in den Hintergrund stellte.
Ein weiterer wichtiger Einfluss auf die Entwicklung des Bouldern lässt sich in den USA in Verbindung mit dem Namen John Gill finden. Gill, der hauptberuflich als Universitätsprofessor für Mathematik arbeitete, betrieb das Klettern an Felsblöcken anfänglich ebenfalls nur zu Trainingszwecken für seinen eigentlichen Sport, das Ringturnen.
Gill entwickelte in den 1950er und 1960er Jahren durch den Einsatz von Elementen aus dem Geräteturnen neue Klettertechniken, die den Sport bis heute prägen. Er wendete sich von der bis dahin geltenden „Drei-Punkt-Regel“ ab, nach der beim Klettern von den vier Haltepunkten immer drei mit dem Fels in Kontakt sein sollten. Gill schuf dadurch einen wesentlich dynamischeren Bewegungsstil und somit eine völlig neue Art der Kletterei. Dieses neue athletisch – akrobatische Verständnis wird auch darin deutlich, dass er das Bouldern bis heute eher als einen Zweig des Turnens als des Bergsteigens sieht.
Nach wie vor kommt dem Bouldern aufgrund seiner hohen technischen und konditionellen Anforderungen eine große Bedeutung als Trainingsmöglichkeit zu, um sich auf schwere Kletterrouten professionell vorzubereiten. Darüber hinaus hat sich das Bouldern mittlerweile zu einer eigenständigen Sportart entwickelt.
Diese Entwicklung lässt sich beispielhaft an steigenden Verkaufszahlen bei Boulderartikeln, der wachsenden Zahl an Boulderhallen sowie den mittlerweile in ganz Deutschland durchgeführten Boulderwettkämpfen beobachten. Nahezu keine neu erbaute Kletterhalle kommt inzwischen mehr ohne eigenen Boulderbereich aus.