Corona-App in Frankreich – Ernüchterung nach dem großen Hype

Die Corona-Warn-App ist nun auch in Deutschland verfügbar. Die Aufregung ist groß! In Frankreich wurde die App bereits vor rund zwei Wochen zum Download freigeschaltet, auch dort schlugen die Wellen hoch, allerdings hat sich die Lage ebenso schnell wieder beruhigt. Inzwischen macht sich auch in den Reihen der Verantwortlichen eine gewisse Ernüchterung breit.

 

20.06.02-stopcovid

StopCovid ist in den ersten Tagen der Hit

Frankreichs Coronavirus-Warn-App nennt sich „StopCovid“ und wurde in den ersten Tagen zum Hit. Nach Angaben der Regierung wurde die Erwartungen übertroffen. Innerhalb von vier Tagen sei die App eine Million Mal aktiviert worden, schrieb der Staatssekretär für Digitales, Cédric O, auf Twitter. Ähnlich wie in Deutschland wurde zuvor mächtig die Werbetrommel gerührt. Die französische Regierung erklärte immer wieder, damit die App wirksam sei, müsste sie von mehreren Millionen Französinnen und Franzosen genutzt werden.

 

Der Hype ist schnell verflogen

Doch der Hype um die App war schnell verflogen. Cédric O, Staatssekretär für Digitales, erklärte in diesen Tagen, dass mit dem Abflauen der Pandemie auch die Bereitschaft deutlich nachlasse, sich die App auf das Smartphone zu laden. Auch mit Aussagen über die Zahl der belegten „Treffer“ hielt sich der Politiker zurück. Es habe eine „eine Handvoll“ Benachrichtigungen durch die App gegeben.

Das Problem ist Bluetooth

Ein zentrales Problem ist offenbar technischer Natur. Es genügt nicht, sich die App zu installieren. Die Nutzer von StopCovid müssen ihre Bluetooth-Funktion aktiviert haben, sonst funktioniert die App nicht. „Wir wissen nicht, wer sein Bluetooth aktiviert oder nicht,“ erklärt Cédric O. Die ersten Zahlen machten allerdings keine große Hoffnung.

Allerdings wehrt sich der Staatssekretär auch immer wieder gegen Meldungen, dass mindestens 60 Prozent der Menschen die App geladen und aktiviert haben müssten, damit sie verlässlich funktioniert.

 

 

 

„StopCovid“ soll mit Hilfe von Bluetooth-Signalen erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind. Bürger sollen dann gewarnt werden, falls sich später herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufgehalten haben. „Wir haben kein genaues Ziel, aber wir wissen, dass diese Anwendung vor allem für Stadtbewohner nützlich ist, die zu Stoßzeiten die U-Bahn nehmen, die in Bars und Restaurants gehen, die mit vielen Menschen in Kontakt stehen“, sagte der Staatssekretär jüngst dem Sender RMC.

Die Kritik an der App ist groß

Experten hatten bereits kritisiert, dass die französische App nicht von den Schnittstellen Gebrauch macht, die Apple und Google für Corona-Tracing-Apps kürzlich für ihre Betriebssysteme iOS und Android bereitstellten. Das kann zu Problemen wie höheren Stromverbrauch und einer weniger zuverlässigen Bluetooth-Erkennung führen.

Die Kritik richtet sich allerdings nicht nur an die Technik der App. Datenschützer haben zwar immer wieder versichert, dass die Anwendung sicher sei und die Daten auch nicht verwendet werden könnten, um Menschen zu verfolgen. Dennoch schürt die App offensichtlich Ängste, die bisweilen nicht genau zu fassen sind.

 

 

Der Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich

Großen Wert legt die französische Regierung auf die Tatsache, dass sie technisch von den US-Konzernen Apple und Google unabhängig ist. Anders als Deutschland hat sich Frankreich im Fall der Corona-App für eine zentrale Software-Lösung entschieden. Das bedeutet, dass die Daten auf zentralen Server gespeichert werden und nicht nur auf den jeweiligen Nutzerhandys. Die französische Regierung argumentiert, dass die Gesundheitsbehörden nur mit einem zentralen System vollen Zugang zu den Angaben haben. Das bedeutet, dass deutsch-französischen Grenzgänger die App wahrscheinlich nicht wirklich nutzen können.

Kritiker warnen auch, dass es wegen der App zu falschen Verdächtigungen durch die Nutzer kommen könnte. Das Problem ist, dass bei einer Warnung nicht klar ersichtlich ist, wer der Infizierte ist. Wenn jemand an einem Kiosk etwa eine Warn-Nachricht erhalte, könne ihn das zur Annahme verleiten, vom Verkäufer gehe eine Gefahr aus – auch wenn dies womöglich gar nicht zutrifft.

Corona-Warn-App in Frankreich mit holprigem Start

Pünktlich 12 Uhr sollte die Corona-Warn-App namens „StopCovid“ freigeschaltet werden. Doch auch am späten Nachmittag ist die Applikation nur im Google Play Store zu haben – nicht im IOS-App-Store zu finden. Erklärungen gab es dafür nicht. Nur soviel, dass es immer wieder bei solchen Vorgängen Verzögerungen gebe.  Wer die App via Google laden möche: einfach hier klicken)

NACHTRAG: Einen Tag später war auch die IOS-Version im App-Storezu finden. 

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StopCovid nicht im IOS-App-Store zu finden

Die Franzosen sind gespalten. 59 Prozent befürworten grundsätzlich den Einsatz der Corona-Warn-App. Allerdings machen sich auch 54 Prozent Sorgen um möglichen Datenmissbrauch. Tatsache ist, dass am Dienstag die Leute vergeblich darauf warteten, die App auf ihre Smartphone laden zu können. Im IOS-App-Store von Apple waren auch am späten Nachmittag unter dem Namen StopCovid nur zwei Anwendungen zu finden. Eine aus Georgien und eine aus Katalonien. Die französische Version ist nicht zu finden.

 

Franzosen laden aus Versehen katalanische App

Das Problem im App-Store führte zu einem interessanten Effekt. Am Nachmittag war die katalanische App auf Platz Zwei der Top-Apps in Frankreich. Das heißt: diese Leute haben sich die falsche App auf ihre Smartphone geladen – und wundern sich wohl, dass sie nicht funktioniert.

Politischer Streit im Parlament

Um die App StopCovid gab es einen erbitterten politischen Streit. Parlament und Senat in Paris hatten vor einigen Tagen dann allerdings mit großer Mehrheit dafür gestimmt. Die Applikation soll dabei helfen, die Ausbreitung des Virus verlangsamen. Dazu wird mithilfe die Bluetooth-Technologie erfasst, welche Smartphones einander nahegekommen sind – und Nutzer werden gewarnt, wenn sich später herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufgehalten haben. Wie in Deutschland auch, ist die Anwendung allerdings nicht unumstritten. „Es handelt sich nicht um eine Überwachungs-App“, beschwichtigte der Chef des französischen Technik-Forschungsinstituts Inria, das die Entwicklung der App beaufsichtigt.

Datenschützer geben grünes Licht

Zuvor hatten Frankreichs Datenschützer CNIL grünen Licht für „StopCovid“ gegeben. Das Gesetzesvorhaben entspreche den rechtlichen Bestimmungen zum Schutz der Privatsphäre, hieß es in einer Stellungnahme. Die wichtigsten Empfehlungen der CNIL seien dabei umgesetzt worden – so verwende die Corona-Warn-App anonymisierte Daten, erstelle keine Liste von Personen und sei freiwillig.

Bei der Abstimmung in der Nationalversammlung am Mittwoch sprachen sich 338 Abgeordnete für die App Einführung der Warn-App aus, 215 votierten dagegen, 21 enthielten sich. Im Senat sprachen sich 186 Parlamentarier dafür aus, 127 waren dagegen. „Das ist eine sehr wichtige Etappe“, erklärte der Staatssekretär für Digitales, Cédric O, nach dem Parlamentsvotum. Er machte deutlich, dass die App am Dienstag (2. Juni) eingeführt werden könnte. „Es ist der richtige Zeitpunkt, denn die Franzosen sind immer mehr daran interessiert, rauszugehen und wieder ein soziales Leben zu führen“, hatte O der Zeitung „Le Figaro“ gesagt. Da die Nutzung der App freiwillig ist, ist laut Regierung keine gesetzliche Regelung notwendig.

Die App soll auf allen Smartphones funktionieren

Die App soll auf allen Smartphones funktionieren. Großen Wert legt die französische Regierung auf die Tatsache, dass sie technisch von den US-Konzernen Apple und Google unabhängig ist. Anders als Deutschland hat sich Frankreich im Fall der Corona-App für eine zentrale Software-Lösung entschieden. Das bedeutet, dass die Daten auf zentralen Server gespeichert werden und nicht nur auf den jeweiligen Nutzerhandys. Die französische Regierung argumentiert, dass die Gesundheitsbehörden nur mit einem zentralen System vollen Zugang zu den Angaben haben. Das bedeutet, dass deutsch-französischen Grenzgänger die App wahrscheinlich nicht wirklich nutzen können.

Kritiker warnen auch, dass es wegen der App zu falschen Verdächtigungen durch die Nutzer kommen könnte. Das Problem ist, dass bei einer Warnung nicht klar ersichtlich ist, wer der Infizierte ist. Wenn jemand an einem Kiosk etwa eine Warn-Nachricht erhalte, könne ihn das zur Annahme verleiten, vom Verkäufer gehe eine Gefahr aus – auch wenn dies womöglich gar nicht zutrifft.