Frankreich erleichtert die Einreise

Die Reisen nach Frankreich werden wieder einfacher. EU-Bürger, die vollständig geimpft sind, müssen ab dem 9. Juni keinen negativen Corona-Test mehr vorweisen. Für alle anderen reicht dann ein höchstens 72 Stunden alter Antigen-Schnelltest statt des bisher vorgeschriebenen PCR-Tests.

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Grüne und rote Länder

Als vollständig geimpft gelten alle, die mindestens zwei Wochen vor der Einreise ihre zweite Impfdosis erhalten haben. Bei dem Vakzin von Johnson & Johnson gilt eine Wartezeit von vier Wochen. Die Erleichterungen gelten für alle Bürger aus „grün“ eingestuften Ländern. Dazu gehören alle EU-Staaten sowie einige Drittländer wie Australien, Südkorea oder Japan.

Die Einreiseerleichterungen fallen mit neuen Lockerungen zusammen. Ab Mittwoch öffnen in Frankreich auch die Innenräume von Cafés und Restaurants, die nächtliche Ausgangssperre beginnt erst um 23 Uhr statt bisher um 21 Uhr. Für Einreisende aus „orangenen“ Länder wie Großbritannien oder den USA ist in Frankreich weiterhin ein negativer Corona-Test Pflicht – selbst wenn sie eine vollständige Impfung nachweisen können. Nicht Geimpfte aus diesen Ländern müssen zudem einen zwingenden Grund zur Einreise nach Frankreich nachweisen und sich sieben Tage lang isolieren. Reisende aus „rot“ eingestuften Ländern wie Brasilien, Südafrika oder Indien können ebenfalls nur aus zwingenden Gründen nach Frankreich einreisen, wie etwa beruflichen oder familiären Motiven. Sie müssen ebenfalls negativ getestet sein und sich bis zu zehn Tage isolieren.

Der Anfang vom Ende der Corona-Beschränkungen

Viele Staaten in Europa präsentieren trotz teilweise hoher Inzidenzen Öffnungsstrategien. Die Hoffnung liegt auf den Impfungen, vielen Tests und einem Impfpass.

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Die Corona-Beschränkungen sollen in vielen Staaten Europas gelockert werden. Alle Regierungen setzen bei ihren Strategien vor allem auf die Impfung der Menschen und massenhafte Tests.

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Frankreich

Emmanuel Macron hat gesprochen. Wieder einmal hat sich Frankreichs Präsident in der Corona-Pandemie an sein Volk gewandt und präsentierte einen Fahrplan für umfassende Lockerungen. In den Augen vieler Mediziner beschreitet der Staatschef einen risikoreichen Weg, denn viele Intensivstationen sind überlastet und die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei rund 300 pro 100.000 Einwohner. Doch anders als in Deutschland blicken die Franzosen weniger gebannt auf diesen Wert und vor allem in den großen Städten wie Paris (Inzidenz aktuell rund 450) wird bei den Menschen eine gewisse Nachlässigkeit im Kampf gegen die Pandemie immer deutlicher.

Der Präsident sieht die Gefahren, doch die Öffnung ist beschlossene Sache, denn die angekündigten Lockerungen sind nicht an konkrete Zielwerte geknüpft – außer einer „Notbremse“ ab einer Inzidenz von 400. Oder wie Macron es in einem Interview ausdrückt: „Das Leben kann nicht allein von der Entwicklung von Infektionskurven abhängig gemacht werden.“

Die geplante Öffnung soll in vier Schritten verlaufen und wird begleitet von einer forcierten Impfkampagne. Am 3. Mai kehren alle Schulen grundsätzlich zum Präsenzunterricht zurück; zudem fällt die Zehn-Kilometer-Grenze weg, innerhalb derer sich Bürger um ihre Wohnung bewegen dürfen. Am 19. Mai öffnen dann Außenbereiche von Lokalen, Museen, Kinos und Theater sowie „nicht essenzielle Geschäfte“ unter Auflagen. Am 9. Juni folgen die Innenbereiche von Restaurants, Cafés und Bars, sowie Fitnessstudios und andere Sportstätten. 

Ab dem 30. Juni soll dann auch die nächtliche Ausgangssperre entfallen, die derzeit landesweit um 19 Uhr beginnt. Ende Juni sollen zudem Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern wieder möglich sein. Voraussetzung sind negative Corona-Tests, eine Impfung oder ein anderer Immunitäts-Nachweis. Dafür plant die Regierung die Einführung eines Gesundheitspasses.

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NIEDERLANDE 

Auch in den Niederlanden wurde inzwischen die Ausgangssperre aufgehoben. Geschäfte, Cafés und Restaurants sind wieder geöffnet. Auf Außenterrassen dürfen zwischen 12 und 18 Uhr unter Corona-Auflagen Gäste bewirtet werden. Die Infektionszahlen sind mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 317 weiterhin hoch, die Regierung setzt jedoch auf die Beschleunigung der schleppend angelaufenen Impf-Kampagne. Verboten bleiben alle Veranstaltungen mit Publikum wie etwa Museen, Kinos und Theater. Schüler und Studenten haben zumindest an einem Tag in der Woche Präsenzunterricht.

SCHWEIZ

In der Schweiz genießen die Menschen schon länger größere Freiheiten. Seit Anfang März haben Läden, Museen und Bibliotheken trotz steigender Infektionszahlen wieder geöffnet. Seit 19. April sind auch Restaurantterrassen, Kinos, Theater und Fitnesszentren wieder in Betrieb. Die Regierung will Kantonen schon im Juni eine kleine Anzahl von Pilotprojekten mit 300 bis 600 Personen erlauben. Ab Juli sollen womöglich wieder Open-Air-Feste mit bis zu 3000 Besuchern stattfinden können. Ab September könnten sogar Ereignisse mit bis zu 10.000 Besuchern durchgeführt werden – wenn es die epidemiologische Lage erlaubt. Teilnehmen dürften daran aber nur Personen, die geimpft, genesen oder negativ getestet seien. Dafür gebe es bis zum Sommer ein fälschungssicheres Covid-Zertifikat.

PORTUGAL

Seit Wochen sinken in Portugal die Infektionszahlen, weswegen auch im früheren Corona-Hotspot der Ausnahmezustand zu Ende geht. Restaurants, Cafés und Bars sowie Kinos, Theater und andere Kultur- und Freizeitstätten dürfen nun auch an den Wochenenden bis 22.30 Uhr offenbleiben. Neben weiteren Lockerungen dürfen Einkaufszentren künftig werktags bis 21 und an den Wochenenden bis 19 Uhr öffnen. Von den Lockerungen sind acht der insgesamt 278 Bezirke des Landes ausgeschlossen, in denen die Lage noch angespannt ist. Betroffen ist vor allem die Urlaubsregion Algarve.

ITALIEN

In Regionen mit moderaten Corona-Zahlen dürfen Restaurants und Bars auch abends im Außenbereich an Tischen servieren. Ab 22 Uhr gilt ein Ausgangsverbot. Museen und Kinos in weniger betroffenen Gebieten haben bereits geöffnet. Ab 1. Juni sollen die Menschen in Lokalen wieder drinnen sitzen dürfen. Dann soll es auch zum Start der Urlaubssaison weitere Erleichterungen geben. Bislang können Touristen zwar anreisen, das machen aber nur wenige, viele Hotels sind noch geschlossen. Wie genau die Regelungen für Einreisende im Juni aussehen werden, ist noch nicht bekannt.

BELGIEN

Geschäfte haben in Belgien seit einigen Tagen wieder ohne Terminvergabe geöffnet. Im Freien dürfen sich zehn Personen mit Maske treffen. Ab dem 8. Mai dürfen Restaurants und Bars wieder ihre Außenbereiche öffnen. Auch die nächtliche Ausgangssperre fällt dann weg. Da die Infektionslage noch immer angespannt ist, sind Einreisen nur mit negativem PCR-Test erlaubt. Danach müssen Menschen zudem mindestens für sieben Tage in Quarantäne. Wer mit Auto, Bus oder Bahn einreist und weniger als 48 Stunden bleibt, ist von PCR-Test- und Quarantänepflicht ausgenommen.

SPANIEN

Am 9. Mai endet in Spanien der Corona-Notstand und soll wegen der guten Entwicklung nicht verlängert werden. Damit entfällt die Grundlage für die meisten Maßnahmen wie Reisebeschränkungen, nächtliche Ausgangssperren, Obergrenzen bei Versammlungen und Schließung von Gaststätten. Wie es danach weitergehen soll, ist noch nicht klar. Alle Hoffnungen des extrem vom Tourismus abhängigen Landes für eine wieder normale Sommersaison richten sich auf den digitalen Impfpass.

ÖSTERREICH

Ab 19. Mai dürfen die Gastronomie, Hotels, Bühnen und Sporteinrichtungen wieder öffnen. Dabei setzt die Regierung auf Zutrittstests als Schutzmaßnahme. Veranstaltungen sind draußen auf 3000 und drinnen auf 1500 Personen beschränkt. Die Quarantänepflicht gilt ab 19. Mai nur für Reisende aus Hochrisikogebieten. Touristen aus Deutschland brauchen nur mehr negative Tests, Impfungen oder Genesungsnachweise.

In Paris wird die Corona-Inzidenz zur Nebensache

Frankreichs Hauptstadt ist ein Corona-Hotspot, doch die Menschen dort scheint das inzwischen nicht mehr zu kümmern

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Am Trocadéro in Paris demonstrieren über 20.000 Menschen – Abstandhalten ist nur schwer möglich

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Es treibt die Menschen auf die Straße

Der Parkwächter wird nicht müde, die Menschen zu ermahnen. „Ziehen Sie bitte die Maske über die Nase“, sagt der Mann immer wieder, doch führt er einen aussichtslosen Kampf. Zehntausende drängen an diesem strahlendblauen Wochenende in den beliebten Park Buttes-Chaumont im 19. Arrondissement von Paris. Auf den Wiesen herrscht ausgelassenen Picknick-Laune. Erst als am Sonntag einige Hundert junge Besucher große Lautsprecher auffahren und beginnen, eine wilde Rave-Party aufzuziehen, schreiten die Parkwächter ein und vertreiben die Leute.

Das Corona-Virus scheint seinen Schrecken verloren zu haben. Die Pandemie ist aus den Köpfen der Menschen verschwunden, verdrängt in eine entfernte Ecke der Gedankenwelt. Doch die Realität ist eine grausame: auf den Intensivstationen in Frankreich ringen noch immer fast 6000 Corona-Patienten mit dem Tod, gut tausend mehr als auf dem Höhepunkt der zweiten Welle im November. Jeden Tag infizieren sich rund 30.000 Franzosen mit dem Virus. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in einigen Stadtteilen von Paris deutlich über 500.

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Die Bistros bleiben vorerst noch geschlossen

Denn dieser bedrohliche Wert spiegelt sich allerdings nicht mehr im täglichen Leben der Hauptstadt wieder. Zwar sind viele Restaurants und Bistros weiter geschlossen, doch die Menschen drängen sich mit großer Sorglosigkeit in den Straßen. Am Sonntag fanden zudem mehrere große Demonstrationen statt, die von den Behörden genehmigt worden waren. Am Eiffelturm versammelten sich über 20.000 Menschen, um gegen ein umstrittenes Gerichtsurteil zu demonstrieren. Bei einem „Lesben-Marsch“ vor dem Senat in Paris haben mehrere Tausend Teilnehmerinnen für das Recht auf künstliche Befruchtung für alle demonstriert.

Auch an normalen Wochentagen brummt in vielen Straßen der Stadt das Leben. In der Nähe der Métro-Haltestelle La Chapelle etwa, einem Viertel mit sehr vielen kleinen Lebensmittelgeschäften, scheint es keine Pandemie zu geben. Masken und Abstandsregeln sucht man dort oft vergebens.

Die Strategie der Politik

Auch die Politik scheint den zuerst sehr energisch geführten Kampf gegen die Pandemie aufgegeben zu haben. Trotz der hohen Infektionszahlen wurden am Montag die ersten Schulen wieder geöffnet. Präsident Emmanuel Macron persönlich wünschte den Kindern einer Grundschule in Melun südlich von Paris einen guten Unterrichtsbeginn. Kommende Woche werden auch die Mittelschüler und Gymnasiasten wieder den Präsenzunterricht aufnehmen. Dieser Schritt sei wichtig, um „gegen soziale und schicksalhafte Ungleichheiten zu kämpfen“, betonte Macron und verwies in Sachen Schutzmaßnahmen auf die wöchentlich 400.000 Corona-Speicheltests in Kitas und Grundschulen. Eine Klasse werde in Quarantäne geschickt, wenn bei einem Kind eine Corona-Infektion festgestellt werde.

Immer offener wird in der französischen Politik darüber diskutiert, was den Menschen im Kampf gegen die Pandemie noch zumutbar sei. Gleichzeitig drängen in Paris die Restaurantbesitzer darauf, zumindest die Freiluftterrassen wieder öffnen zu können. Das soll nach dem Willen der Regierung Mitte Mai passieren. Kultureinrichtungen sollen dann schnell folgen. Offensichtlich setzt die Regierung inzwischen auf die steigende Zahl geimpfter Personen und auf die Hoffnung, dass keine neue Corona-Mutanten auftreten, die die ersten Erfolge schnell zunichtemachen könnten.

Paris leidet still im Lockdown-Modus

In Frankreichs Metropole ist das Flanieren zur Kulturform geworden, doch in Zeiten der Pandemie fehlt das Publikum und die Bühne für den entspannten Auftritt.

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Kein schönes Bild – in Paris sind die Bistros geschlossen, die Stühle gestapelt und keiner weiß, wann sich dieser Zustand wieder ändert

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Eine Art Phantomschmerz macht sich breit

Am Anfang war der Verlust kaum wahrnehmbar. Was sollte schlimm daran sein, dass man sich für ein paar Tage abends wegen des Corona-Lockdowns nicht mehr an eines der kleinen Tischchen im Bistro an der Ecke setzen konnte? Es war, objektiv betrachtet, ja nur eine winzig kleine Einschränkung im Kampf gegen das heimtückische Virus. Doch aus den Tagen wurden Wochen, schließlich Monate und allmählich schlicht sich eine seltsame Art des Schmerzes ins Leben.

Der Lockdown riss einen wichtigen Teil aus dem sozialen Alltag der Menschen. Jener Moment nach der Arbeit, wenn sich in ganz Paris die Leute nach der Hetze des Büroalltags entspannt im Bistro auf ein Glas Wein treffen, bevor sie sich in die Metro setzen und nach Hause fahren. Meist ist es nur ein kurzes „Hallo“, aber dieser Augenblick markiert den Übergang von der Pflicht der Arbeit zur Kür der Freizeit. Doch nun sind die Bars verrammelt, die Theken verwaist und viele Leute arbeiten im Homeoffice.

Der Lockdown hat die Stadt grundlegend verändert

Wer durch die Straßen in Paris schlendert, wird allerdings gewahr, dass es nach Monaten des Lockdowns längst nicht mehr nur um den Verlust eines kleinen, persönlichen Rituals der Franzosen geht. Die ganze Stadt hat sich verändert, nicht nur in ihrem Aussehen, sondern auch in ihrem grundlegenden Selbstverständnis. Mehr als die meisten modernen Metropolen dieser Welt lebt Paris vom ständigen Treiben auf den Straßen. Die Menschen sitzen schwatzend auf den für Paris typischen Terrassen der Bistros, genießen Essen und Trinken, während vor ihren Augen das Leben wie ein langer und ruhiger Fluss vorbeigleitet.

Die breiten Boulevards der Metropole wirken wie eine unwiderstehliche Einladung, tief in dieses Lebensgefühl einzutauchen. Die Alleen mit ihren schattenspendenden Bäumen sind Theaterbühne, Laufsteg und Publikumsraum zugleich. Hier geht es um das Sehen und natürlich auch Gesehen werden. Paris ist eine Stadt, in der das Flanieren nicht nur erfunden, sondern zum Lebensgefühl erhoben wurde, dessen Beschreibung bei Charles Baudelaire oder Walter Benjamin Einzug in die Weltliteratur gehalten hat.

Das Virus ist wie ein Parasit

Das Leiden scheint groß. Denn nach einem Jahr Corona-Pandemie, die der Stadt wie ein Parasit das Leben aus den Adern gesogen hat, wünschen sich viele inzwischen sogar die Touristen zurück. Jene lärmende Menschenmasse, die bis tief in die Nacht die Métro verstopfte, in den Restaurants alle Plätze besetzte, die Preise in astronomische Höhen trieb und in deren Mitte manche geckenhaft aber glücklich mit ihren Einkaufstüten von Louis Vuitton über die Champs-Élysées stolzierten. Stattdessen sind an den Luxusgeschäften nun die Rollläden heruntergelassen und hinter den Glasscheiben der verschlossenen Bistros stapeln sich verstaubte Tische und Stühle. Und der schönste Boulevard der Welt verströmt plötzlich auch nur noch das Flair einer breiten, von Bäumen gesäumten Straße.

In einigen Seitengassen der Stadt wagen manche Wirte dann aber doch den kleinen Regelbruch. Am offenen Fenster ihrer Bistros verkaufen sie Bier und Wein, auf das Trottoire haben sie Stehtischchen gestellt, an denen sich rauchend und trinkend einige Männer unterhalten. Welch eine Zeit, in der solch banale Szenen wie ein Akt der Revolution wirken!

Eine Stadt stemmt sich gegen die Depression

Allein an den Wochenenden scheint sich die Stadt mit der Ankunft des Frühlings gegen dieses Gefühl der Depression zu wehren, das sich wie Mehltau über Paris gelegt hat. Dann versorgen sich vor allem die jungen Menschen im Supermarkt mit Bier und schleppen die Flaschen an die Seine oder in einen der Parks der Stadt. Dort setzen sie sich auf Randsteine oder ins Gras, spielen Boule und genießen für einige Stunden ihre kleine, oft maskenlose Freiheit. Aber auch dieses sorglose Treiben hat am frühen Abend ein jähes Ende. Wenn die Sonne beginnt, sich hinter dem Eiffelturm zu senken, scheuchen Einheiten der Polizei die Menschen von den Quais der Seine, denn um 19 Uhr beginnt die Corona-Ausgangssperre. Auf dem Nachhauseweg warnt dann eine Durchsage in der Métro die Fahrgäste sogar auf Chinesisch vor Taschendieben. Auch das eine wehmütige Erinnerung an eine scheinbar ferne Zeit, in der die ganze Welt in dieser Stadt der Liebe und des Lichts zuhause war. Es gibt keine chinesischen Touristen mehr in Paris – allerdings auch keine Taschendiebe.

Die erfolgreiche Internet-Käse-Auktion der Mönche von Citeaux

Wegen der Corona-Pandemie blieb die französische Abtei auf zwei Tonnen ihres berühmten Reblochon sitzen. Dann wagten die Glaubensbrüder den Weg ins Internet.

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Der Erfolg der Käse-Auktion weckt allgemeines Interesse

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Ein Käse-Wunder der Marktwirtschaft

Die Mönche der Abtei Citeaux glauben selbstverständlich an Wunder. Diese Überzeugung ist Teil ihrer Berufsbeschreibung. Nun sind die 17 Klosterbrüder aber selbst überrascht worden, was allerdings weniger mit einer göttlichen Fügung, sondern eher mit irdischer Marktwirtschaft zu tun hat.

Die Abtei saß nämlich auf einem riesigen Berg von 4000 Käselaibern. Die Sorte Reblochon wird seit 1925 in Citeaux hergestellt und genießt unter Feinschmeckern einen einzigartigen Ruf. Die Corona-Pandemie stellt die Mönche allerdings vor ein grundlegendes Problem. „Die Kunden kommen weniger in die Läden, und die Restaurants sind geschlossen“, sagt Bruder Jean-Claude, Marketing-Beauftragter der 1098 gegründeten Abtei. Der Umsatzrückgang liege bei fast 50 Prozent. Der normale Jahresumsatz betrage rund 1,2 Millionen Euro.

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Die Kühe hören nicht auf die Mönche

Man habe versucht, den 75 Kühen zu erklären, dass sie weniger Milch produzieren sollen – „aber das scheinen sie nicht zu verstehen“, erklärt Bruder Jean-Claude mit einem Augenzwinkern. Auch sei es schlecht möglich, die Außenwände der Abtei einfach zu verschieben, um die über zwei Tonnen überschüssigen Käse zu lagern.

Aus diesem Grund wagten die Mönche marketingtechnisch den Sprung ins 21. Jahrhundert: sie verkauften ihren Reblochon über das Internet. „Normalerweise lehnen wir Internet-Bestellungen ab“, unterstreicht der Mönch Jean-Claude. Aber besondere Umstände verlangen in diesem Fall außergewöhnliche Maßnahmen. Angeboten wurde der Käse über das Start-Up „Divine Box“, das sich auf den Online-Verkauf von Produkten religiöser Orden spezialisiert hat. Eigentlich sollte die Aktion drei Tage dauern, doch schon nach wenigen Stunden leuchtete auf der Seite von „Divine Box“ in knalligem Rot der Hinweis: „Opération terminée – 2006.9kg précommandés en 24h!“ Der Käse war in Windeseile ausverkauft.

Vom großen Erfolg überwältigt

„Wir sind vom Erfolg überwältigt“, erklärt Bruder Benoit, zuständig für die Finanzen des Klosters. „Das war völlig unerwartet.“ Der Käse wurde allerdings nicht nur über das Internet verkauft, offensichtlich hatte sich die Aktion auch in der realen Welt schnell herumgesprochen und es seien wesentlich mehr Kunden in die Läden vor Ort gekommen. Ob dieser Hype um den Reblochon aus Citeaux Auswirkungen auf die zukünftigen Marketingstrategien der Abtei haben wird, ist nicht geklärt. Darüber werden die Glaubensbrüder sicher erst nachdenken, nachdem sie ein erleichtertes Gebet des Dankes in Richtung Himmel geschickt haben.

Berlin erklärt Frankreich zum Hochrisikogebiet

Es war eine Frage der Zeit – nun ist es passiert. Die Bundesregierung hat Frankreich als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Für die einfache Einreise ändert sich im Grunde kaum etwas, aber Pendler befürchten Nachteile. Für sie soll es nun Ausnahmen geben.

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Die Départements in Frankreich in denen das Virus besonders stark zirkuliert

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Ausnahmen für Pendler

Die Corona-Pandemie scheint sich in Frankreich fast ungehindert ausbreiten zu können. Die Regierung in Paris hat nun weiter Départements als rote Zonen eingestuft, wo die Inzidenz dauerhaft über 300 liegt. In der Region Paris selbst steigen die Werte jeden Tag und liegen inzwischen bei deutlich über 600 Infizierten auf 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. Täglich melden die Behörden etwa 30 000 neue Ansteckungen. Die Situation in den Krankenhäusern ist in mehreren Regionen extrem angespannt.

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte dem Sender Franceinfo, die neuen Regelungen würden Pendlern Probleme bereiten. Man wolle aber versuchen, ihnen so wenig wie möglich zu schaden. Im vergangenen Frühjahr hatte es Kontrollen an der Grenze Frankreich gegeben. Auch deswegen ist die Stimmung in den Grenzgebieten angespannt. Einreisende aus Hochinzidenzgebieten müssen normalerweise einen negativen Corona-Test vorweisen.

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Keine Kontrollen an den Grenzen geplant

Die Bewohner in den Grenzstädten Straßburg und Kehl hoffen aber auf möglichst geringe Einschränkungen für Pendler und Familien auf beiden Seiten des Rheins. So müsse die Tram zwischen beiden Städten dennoch weiter verkehren, erklärten Straßburgs Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian und der Kehler Oberbürgermeister Toni Vetrano in einer gemeinsamen Mitteilung. Im Falle intensiver Grenzkontrollen müssten Autos und Lastwagen auf getrennten Spuren fahren, um lange Wartezeiten für Pendler zu vermeiden.

Das Sozialministerium verwies auf diverse Ausnahmen von der Test- und Nachweispflicht, die insbesondere Grenzpendlern und Grenzgängern zugute kämen. Zwei Negativtests pro Woche seien ausreichend, zudem könne der Test auch direkt nach der Einreise noch gemacht werden. Tägliche Grenzpendler seien auch von der Anmeldepflicht befreit.

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Neue Regeln auch für die Region Moselle

Das französische Département Bas-Rhin teilte mit, dass für elsässische Pendler nur zweimal die Woche ein Test nötig werde. Die Grenzregion Moselle war bereits Anfang März als Virusvariantengebiet eingestuft worden. Dort gibt es damit schon eine Testpflicht bei Einreise. Kontrolliert wird sie auch künftig nur stichprobenartig hinter der Grenze im Rahmen der sogenannten Schleierfahndung. Stationäre Grenzkontrollen sind nicht geplant.

„Uns ist es wichtig, dass wir das Infektionsgeschehen eindämmen und trotzdem die Grenzen weiter offen halten“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die Einstufung als Hochinzidenzgebiet richte sich in keiner Weise gegen die Partner in Frankreich, sondern gegen das Virus.

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Corona: Polizisten räumen volle Seine-Quais in Paris

Viele fragen sich, weshalb in Paris die Corona-Infektionszahlen weiter ansteigen. Einen Teil der Antwort kann jedes Wochenende an den Quais der Seine oder den Parks beobachtet werden. Dort drängen sich Zehntausende Menschen, von denen sich die meisten nicht an die Corona-Abstandsregeln halten.

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Die französischen Départeents, die wegen der hohen Corona-Zahlen unter besonderer Beobachtung stehen.

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Die Sonne lockt die Menschen an die Seine

Am Nachmittag wird es der Polizei in Paris zu bunt. Wieder flanierten die Menschen in Massen bei schönem Wetter am Wochenende an den Ufern der Seine. Da sich die meisten Leute nicht an die Corona-Abstandsregeln halten, müssen sie die Seine-Quais in der französischen Hauptstadt verlassen. Die Zugänge zum Ufer werden nach der Räumung blockiert, so dass niemand mehr vor der ab 18 Uhr geltenden Ausgangssperre dorthin kann.

Bereits an den vorangegangenen Wochenenden hatten sich zehntausende Menschen bei strahlender Sonne auf den Seine-Quais gedrängt. Daraufhin wurde am Freitag ein Alkoholverbot für die Uferpromenanden verhängt, um den Andrang an diesem Wochenende zu begrenzen. Auch am Canal Saint-Martin, auf dem Place du Tertre nahe der Basilika Sacré-Coeur und an vielen weiteren Orten der Stadt ist das Trinken verboten. Doch auch wenn sich die meisten Menschen an das Alkoholverbot hielten, zog es sie dennoch an die Ufer der Seine oder die Parks und sonnigen Plätze in der Stadt.

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Hohe Infektionszahlen in Paris

Die Menschen scheint es nicht mehr zu beeindrucken, dass die Siebe-Tage-Inzidenz im Stadtzentrum von Paris weiter stabil über 320 liegt. In den berüchtigten Banlieue der Millionenstadt ist die Lage weit trister. Dort werden inzwischen Werte von rund 440 gemeldet. Ein zentraler Grund für die verheerende Lage in den Vororten ist die Lebenssituation: in den riesigen Trabantenstädten wohnen in den Plattenbauten dicht gedrängt sehr viele Menschen, darunter zahlreiche kinderreiche Familien, in sehr kleinen Wohnungen. Die meisten Leute arbeiten auf dem Bau, in Pflegeberufen, Supermärkten, bei Security-Firmen oder schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durchs Leben – alles Berufe, in denen das von der Regierung geforderte Homeoffice nicht möglich ist. Das heißt: viele dieser Menschen pendeln jeden Tag mit den Nahverkehrsmitteln in die Stadt, was der Ausbreitung des Virus natürlich sehr förderlich ist.

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Natürlich stehen auch in Seine-Saint-Dénis die weißen Schnelltest-Zelte vor den Apotheken, in denen Schnellstests durchgeführt werden können. Die werden aber nur wenig genutzt. Allerdings wäre es nach Aussagen von Epidemiologen auch kaum möglich, bei solch hohen Infektionswerten und diesen Lebensbedingungen einzelne Corona-Cluster auszumachen und dann gezielt zu isolieren.

Der Norden Frankreich von Corona besonders betroffen

In anderen Regionen von Frankreich sind wegen der steigenden Corona-Zahlen am Samstag weitere örtliche Ausgangsbeschränkungen in Kraft getreten. Von den für das Wochenende geltenden Restriktionen betroffen sind nun auch rund 1,5 Millionen Bürger im nordfranzösischen Département Pas-de-Calais mit der Hafenstadt Calais. Sie dürfen ihre Häuser samstags und sonntags nur noch aus triftigem Grund verlassen, etwa zum Einkaufen oder Joggen. Auch sehr große Geschäfte müssen schließen. 

In der Region am Ärmelkanal breitet sich die zuerst in Großbritannien entdeckte Coronavirus-Variante B.1.1.7 rapide aus. Nach Angaben der Behörden sind die Krankenhäuser in der Region bereits zu 90 Prozent ausgelastet. Im benachbarten Dünkirchen und in Teilen der Côte d’Azur gelten bereits Ausgangssperren an Wochenenden. Zudem gilt landesweit in ganz Frankreich eine nächtliche Sperrstunde ab 18.00 Uhr.

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Das Problem: die britische Virus-Mutation

Die französische Regierung will auf die starke Ausbreitung der Mutante B.1.1.7 mit einer Beschleunigung der Impfkampagne reagieren. Bis Mitte April sollen ihren Plänen zufolge mindestens zehn Millionen Franzosen ihre erste Corona-Impfung erhalten haben, bis zum Sommer soll es 30 Millionen Erstgeimpfte geben. Stand Samstag hatten in Frankreich weniger als 3,4 Millionen Menschen eine erste Corona-Impfung erhalten.

Seit Beginn der Pandemie starben in Frankreich mindestens 88.300 Menschen an der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Krankheit Covid-19.

In Frankreich wird auch in Apotheken geimpft

Deutschland setzt auf Impfzentren im Kampf gegen Corona. In Frankreich wurde nun der Weg freigemacht, dass Apotheker, Krankenschwestern und Hebammen gegen das Virus impfen können.

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Frankreich will mehr und schneller impfen. Der Grund ist die schnelle Ausbreitung des Virus, vor allem der britischen Variante.

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Impfen in Apotheken – mit Einschränkungen

In Apotheken werden die Impfungen am Montag, dem 15. März, beginnen, kündigte Frankreichs Premierminister Jean Castex. Ausnahmen wird es nur in Fällen geben, bei denen Komplikationen geben könnte. Etwa bei Menschen, bei denen in der Vergangenheit eine allergische Reaktion aufgetreten ist oder die Probleme nach der ersten Corona-Impfung hatten. Diese sollten von einem Arzt behandelt werden. Bis zum 15. März können diejenigen, die dies wünschen, einen Termin auf der Ordoclic-Online-Plattform vereinbaren, die ab Montag freigeschaltet ist.

Allerdings gibt es auch in Frankreich eine Hierarchisierung. In Apotheken geimpft werden sollen vorerst Menschen im Alter zwischen 50 und 74 Jahren, die zu einer Risikogruppe zählen. Sie werden vor allem mit Astra-Zeneca geimpft.

Viel Impfstoff in Kühlschränken gelagert

Frankreich hat beim Impfen ein ähnliches Problem wie Deutschland: Von den fast 1,8 Millionen Dosen des Astra-Zeneca-Impfstoffs, die in den vergangenen Tagen geliefert wurden, waren bis zum 3. März weniger als 380.000 verwendet worden. Zwischen 300.000 und 400.000 sollen in Apotheken und sogar in Krankenhäusern im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Philippe Besset, Präsident der Apotheker-Gewerkschaft, erklärte, dass fast 20.000 Apotheken bereit sein mit einer durchschnittlichen Rate von „etwa 20 Injektionen pro Tag“ zu impfen. Die nationale Gesundheitsbehörde sagte, dass Apotheker auch Dosen von Moderna und Pfizer injizieren könnten. Das Problem: diese Impfstoffe mit mRNA-Technologie sind jedoch viel komplizierter zu lagern, da sie gefroren sein müssen.

Um mit dem Impfen schneller voranzukommen, forderte Ministerpräsident Jean Castex auf,  auch am Wochenende Impfungen durchzuführen – das war bisher nicht der Fall. Man befinde sich in einem Wettlauf mit dem Virus, sagt er und legt einen Zeitplan vor: Bis Mitte April sollen mindestens zehn Millionen Menschen geimpft sein, 20 Millionen bis Mitte Mai und bis zum Sommer 30 Millionen. In Frankreich leben 67 Millionen Menschen.

Frankreich verschärft den Lockdown und setzt auf mehr Impfungen

Während in Deutschland heftig über Corona-Lockerungen gestritten wird, werden in Frankreich die Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie noch einmal verschärft. Premierminister Jean Castex erklärte, dass es nun auch im Département Pas-de-Calais am Ärmelkanal einen Wochenend-Lockdown geben wird. In Nizza am Mittelmeer und der nordfranzösischen Hafenstadt Dunkerque (Dünkirchen) gilt bereits ein derartiger Lockdown. Die dicht besiedelte Hauptstadtregion Paris und die Hafenstadt Marseille bleiben von solchen Einschränkungen bisher verschont.

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Drei weitere Départements stehen in Frankreich wegen hoher Corona-Zahlen unter Beobachtung

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Die britische Variante breitet sich rasant aus

In manchen Regionen scheint sich das Virus inzwischen wieder fast ungehindert auszubreiten. Nach Regierungsangaben 60 Prozent der neuen Positiv-Tests inzwischen auf die zuerst in Großbritannien nachgewiesene, ansteckendere Mutation zurückzuführen. Deswegen habe sich die Verbreitung des Virus in den vergangenen zwei Wochen beschleunigt, sagt Ministerpräsident Jean Castex. So wird etwa in der Hafenstadt Dunkerque ein Inzidenzwert von über 1000 gemessen. In der Region um Nizza werden fast 600 Neuinfektionen auf 100.000 Menschen innerhalb von sieben Tagen gezählt.

Etwas überraschend für viele ist, dass die Region um die Hauptstadt Paris nicht unter besondere Beobachtung genommen wird. Im Stadtkern hat sich die Infektionsrate bei deutlich über 300 eingependelt. In dem berüchtigten Département 93 (Seine-Saint-Dénis) liegt der Index inzwischen bei über 400. Castex forderte die regionalen Behörden auf, Maßnahmen zu ergreifen, um größere Versammlungen zu verhindern. Am vergangenen Wochenende hatten viele Menschen die Sonne etwa an den Ufern der Seine genossen. „Die Bilder, die wir am vergangenen Wochenende wieder in einigen Großstädten, darunter Paris, gesehen haben, sind einfach nicht angemessen“, sagte Castex.

Entspannung im grenznahen Département Moselle

Wichtig für die Pendler in der deutsch-französischen Grenzregion zwischen Saar und Mosel ist die Entwicklung im Département Moselle. Dort scheint sich die Lage etwas zu beruhigen und die Inzidenz ist inzwischen auf deutlich unter 300 gesunken. Zudem wird dort seit einigen Tagen eine massive Test-Strategie gefahren. Grund dafür ist auch, dass die Region von deutscher Seite als Hochrisikogebiet eingestuft wurde und ein Grenzübertritt nun nur noch mit einem Test-Nachweis möglich ist.

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Paris will verstärkt impfen

Wie der Premierminister ebenfalls verkündete, soll nun in Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko verstärkt geimpft werden. Dabei setzt die Regierung weniger auf Impfzentren, sondern will über Hausärzte und Apotheken die Zahl der verimpften Dosen drastisch erhöhen. Castex fordert nun auch am Wochenende Impfungen. Man befinde sich in einem Wettlauf mit dem Virus, sagt er und legt einen Zeitplan vor: Bis Mitte April sollen mindestens zehn Millionen Menschen geimpft sein, 20 Millionen bis Mitte Mai und bis zum Sommer 30 Millionen.

Premier Castex hatte bereits vergangene Woche eine erhöhte Corona-Warnstufe für 20 Départements ausgerufen. In Frankreich gilt aktuell eine abendliche Ausgangssperre nach 18 Uhr. Ausnahmen gelten beispielsweise für den Arbeitsweg. In dem Land mit rund 67 Millionen Einwohnern starben schon mehr als 87 500 Menschen nach einer Infektion.

Corona beendet die grenzenlose Freiheit

In der deutsch-französischen Grenzregion zwischen Saar und Mosel gelten nun harte Corona-Regeln auch für Berufspendler. Für viele Menschen wird das Leben nun sehr kompliziert.

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Das Corona-Testzentrum an der deutsch-französischen Grenze

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Schnell wird alles zur Routine

Schon nach wenigen Stunden ist der Ablauf Routine. Wartende Autos einweisen, Personalien der Personen kontrollieren, Test durchführen, das Datenblatt mit einem QR-Code übergeben und schon rollt das Fahrzeug wieder vom Hof des Technischen Hilfswerks in Saarbrücken direkt an der deutsch-französischen Grenze. Thilo Ziegler ist sehr zufrieden. „Die gesamte Prozedur dauert nur wenige Minuten, Getesteten erhalten das Ergebnis so schnell wie möglich über den personalisierten QR-Code, den sie mit dem Smartphone einscannen können oder auch per Mail“, erklärt er. Über 100 Corona-Tests können auf diese Weise pro Stunde durchgeführt werden.

Im normalen Leben veranstaltet der Mann Rockkonzerte und hätte sich nie träumen lassen, eines Tages ein Corona-Testzentrum zu managen. „Wir haben die technische Infrastruktur und das Know-how, solche Abläufe zu organisieren“, sagt Thilo Ziegler, der mit seinen Mitarbeitern das Testzentrum an der Grenze in drei Tagen aus dem Boden gestampft hat. Weil er bereits für einige private Firmen in der Gegend ähnliche Anlagen betreibt, kamen die verantwortlichen Politiker der Region auf ihn zu.

Einstufung als Corona-Risikogebiet

Der Grund: das Robert-Koch-Institut hat den französischen Verwaltungsbezirk Moselle zum „Virusvariantengebiet“ erklärt, weil dort die hoch ansteckende Mutante aus Südafrika grassiert. Das heißt konkret, dass französische Grenzgänger für eine Fahrt nach Deutschland seit Dienstag einen negativen Corona-Test vorlegen müssen, akzeptiert werden PCR- oder Schnelltests. Beide dürfen allerdings nicht älter als 48 Stunden sein. Da diese strikte Regelung ausdrücklich auch für die rund 16.000 Berufspendler in der Region gilt, sind die benötigten Testkapazitäten natürlich enorm.

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„Für uns Grenzpendler wird das nun kompliziert“, sagt Amandine Bickel. Die 31-jährige Französin betreibt einen Zeitschriften- und Tabakladen direkt neben dem neuen Drive-In-Testzelt. Kopfschüttelnd steht sie vor der Tür ihres Ladens und beobachtet das rege Kommen und Gehen. Andere Berufspendler sind weniger zurückhaltend in ihren Aussagen. „Wie soll das alles funktionieren“, fragt eine junge Frau, die im französischen Forbach wohnt und jeden Tag zur Arbeit nach Saarbrücken fährt. „Ich muss mich nun mehrere Male die Woche testen lassen. Das ist eine sehr unangenehme Prozedur, sich jedes Mal so ein Wattestäbchen in die Nase stecken lassen.“ Zudem müsse sie als Mutter zwei Kinder versorgen, da sei der Tagesablauf sehr genau getaktet. Diese neue Vorschrift bringe nun praktisch ihr ganzes Leben ins Wanken.

Deutliche Worte von französischer Seite

Sehr deutlich wird auch Christophe Arend, französischer Parlamentsabgeordneter des Départements Moselle, und er schiebt den schwarzen Peter der deutschen Seite zu. „Ich bedauere die aktuelle Situation, die durch eine brutale Entscheidung verursacht wurde“, schreibt er in einer Stellungnahme. Das erinnere ihn an die Situation vor einem Jahr, als Deutschland während der ersten Corona-Welle ohne jegliche Absprache über Nacht alle Grenzübergänge geschlossen hat. Er unterstreicht, dass die Regionen auf deutscher und französischer Seite wirtschaftlich und kulturell untrennbar miteinander verwoben seien und fordert, dass man sich unbedingt um pragmatischere Lösungen bemühen müsse.

„Ich weiß nicht, ob die Auswirkungen dieser Entscheidung wirklich zu Ende gedacht worden sind“, sagt einer der Betriebsleiter am Bahnhof in Auersmacher, einem kleinen Städtchen unweit der Grenze. „Die Züge fahren noch eine Station weiter nach Hanweiler und werden dort dann abgestellt.“ Wegen der neuen Verordnung dürfen sie die dortige Grenze nicht mehr passieren, was bedeutet, dass die französische Stadt Sarreguemines (Saargemünd) nun vom wichtigen Nahverkehr nach Saarbrücken von einem Tag auf den anderen abgeschnitten ist. Wie die Zuggäste auf französischer Seite nun weiter an ihr Ziel kommen weiß er nicht.

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Ein Mitarbeiter tippt die erfassten Daten in den Computer

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Einkaufstourismus wird (noch) nicht gebremst

Während der Mann erzählt, fahren immer wieder Autos mit französischen Kennzeichen auf der nahen Kreisstraße vorbei, die in Richtung Saarbrücken führt. „Viele Franzosen kommen hierher einkaufen, weil viele Dinge in Deutschland billiger sind“, sagt er. Ihm sei nicht aufgefallen, dass dieser Pendelstrom merklich abgenommen habe. Bisher waren Grenzübertritte von bis zu 24 Stunden in beide Richtungen ohne Auflage erlaubt, um die engen Beziehungen in der Region nicht zu stören, doch mit der neuen Verordnung soll das nun ein Ende haben. 

Anders als im Fall von Tschechien und Tirol in Österreich soll es nach einer deutsch-französischen Absprache aber keine Kontrollen direkt an der Grenze geben. Stattdessen sieht das Innenministerium eine „Schleierfahndung im Hinterraum“ vor. Wie diese Vorgabe aus dem fernen Berlin genau umgesetzt werden soll, ist offensichtlich noch nicht bis zu den Polizeibeamten durchgedrungen, die im Saarland in ihren Streifenwagen beobachtend durch dieses „Hinterraum“ patrouillieren sollen. Beim Schichtwechsel im Revier der Bundespolizei an der A6, unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze, herrscht entspannte Stimmung. „Wir lassen uns überraschen“, sagt einer der Beamten, der dann aber noch versichert, dass man bei den angekündigten Kontrollen auf jeden Fall mit dem nötigen Augenmaß vorgehen werde.

Leicht sinkende Zahlen in Moselle

Derweil dringen gute Nachrichten aus dem Département Moselle über die Grenze. Der zuständige Präfekt Laurent Touvet erklärte, dass es zwar noch immer viele Corona-Fälle gebe, sich die Situation aber auf hohem Niveau stabilisiert habe. Lag der Inzidenzwert vergangene Woche in Moselle noch bei fast 320 ist die Zahl der Infizierten auf 100.000 Einwohner inzwischen wieder unter 290 gesunken. Laurent Touvet sieht einen „langsamen, kontinuierlichen Rückgang“. Als zusätzliche Schutzmaßnahme verhängte die Präfektur ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum in Städten wie Metz, Sarreguemines und Forbach. Damit sollen Ansammlungen junger Leute verhindert werden. Zudem könnte eine weitgehende Ausgangssperre an Wochenenden kommen. Inzwischen wagt kaum jemand mehr Prognosen über den Verlauf der Pandemie in der Region.

An der deutsch-französischen Grenze in Saarbrücken hat Thilo Ziegler das Corona-Testzentrum für mindestens zwei Wochen aufgebaut. „Natürlich können wir auch länger hier arbeiten“, erklärt der Konzertveranstalter, „aber je früher wir hier unsere Zelte abbauen können, desto besser ist es für uns alle.“