Frédéric Sinistra brüstete sich immer wieder, der stärkste Mann von Belgien zu sein. Nun hat der durchtrainierte 40-jährige Kickboxer seinen letzten Kampf verloren. Er ist an einer Infektion mit dem Corona-Virus gestorben. Bis zu zuletzt hatte Sinistra die Existenz des Virus geleugnet und war natürlich nicht geimpft.
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Fotos von der Intensivstation
Frédéric Sinistra wollte eigentlich nicht ins Krankenhaus, so einen „kleinen Virus“ könne er selbst besiegen. Erst als ihn sein Trainer dazu drängte, ließ er sich in die Klinik einweisen und wurde sofort auf die Intensivstation verlegt. Zu jenem Zeitpunkt hatte das Virus seine Lunge bereits stark angegriffen. Der Sportler selbst postete dann Fotos von sich in den sozialen Medien, in einem Krankenhausbett mit Beatmungsschläuchen in der Nase – aber noch immer sehr selbstbewusst auftretend.
Auf Facebook schrieb der Kickboxer noch am 26. November: „Leider wird mein Kampf am 4. Dezember in Nîmes abgesagt. Dank meines liebevollen Onkels, meines Trainers Osman Yigin, bin ich angewidert, aber lebendig.“ Trotz des schweren Verlaufs leugnete er weiter beharrlich die Existenz des Corona-Virus. „Eine Reihe von Krankheiten begannen, meine Lunge anzugreifen“, ließ er seine Fans wissen, ohne das Wort Corona überhaupt zu erwähnen. Und dann das Versprechen: „Ein Krieger dankt niemals ab !!!!!! Ich werde noch stärker zurückkommen.“
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Frederic ‘The Undertaker’ Sinistra, an unvaccinated world champion kickboxer, has died from complications caused by COVID-19 just weeks after he discharged himself from the hospital. https://t.co/NjtOfveU5s
Schließlich verließ er, gegen den dringenden Rat der Ärzte, das Krankenhaus und behandelte sich selbst zuhause mit Sauerstoff. Er wollte diesen Kampf zuhause führen, litt er doch nur an einer kleine Erkältung. Doch die Infektion war auch für seinen durchtrainierten Körper zu stark. Frédéric Sinistra starb am 15. Dezember im Alter von 40 Jahren infolge der Infektion.
Die Corona-Pandemie bestimmt auch die Sprache im Alltag. Aus diesem Grund ist „Knaldrang“ in Flandern zum Wort des Jahres gewählte worden. Es beschreibt das Bedürfnis der Menschen zu feiern – es also richtig knallen zu lassen.
Gewählt wurde das Wort von einer Bürgerjury. Das Wort landete mit gut 37 Prozent der Stimmen auf Platz eins. Laut dem flämischen Rundfunksender VRT ist „knaldrang“ ein vor allem bei jungen Menschen verbreiteter Ausdruck und steht für ein „intensives Bedürfnis zu feiern“. Dieses Wunsch komme angesichts der strengen Corona-Auflagen zu kurz, heißt es.
Wegen der massiv gestiegenen Ansteckungen hatte die belgische Regierung Ende November die erneute Schließung der Diskotheken und andere Kontaktbeschränkungen verkündet. Bekannt wurde „knaldrang“ durch einen gleichnamigen Hit der niederländischen Sängerin Merol. Auch im vergangenen Jahr hatte es ein Corona-Begriff in Flandern auf den Spitzenplatz geschafft: „knuffelcontact“, wörtlich übersetzt „Kuschelkontakt“. Damit hatte Belgiens Gesundheitsminister Franck Vandenbroucke die erlaubten persönlichen Kontakte in der Pandemie bezeichnet.
Manche Flamen trauern dem Ende des Festes auf besonders kreative Weise hinterher. Manchmal wird es dabei auch etwas makaber, wie diese Traueranzeige zeigt.
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We zijn diep bedroefd u te moeten meedelen dat we vanavond afscheid nemen van een trouwe metgezel waarmee we afgelopen anderhalf jaar lief en leed deelden. Vaarwel, Knaldrang. Rest ons enkel nog te zeggen: LET'S FUCKING GO! #IWTDApic.twitter.com/6YgHlSmN6D
Belgien hat am Montag grünes Licht für die Anti-Covid-Impfung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren gegeben. Für die Gratis-Impfung sei das Einverständnis der Eltern oder der gesetzlichen Betreuer erforderlich, teilten die Behörden in Brüssel mit.
Für die Impfung werde eine für Kinder entwickelte Dosierung des Pfizer-Biontech-Impfstoffs eingesetzt. Diese werde in zwei Dosen im Abstand von 21 Tagen verimpft. Die belgischen Behörden verwiesen darauf, dass der Impfstoff von der EU-Arzneimittelbehörde EMA genehmigt wurde.
Die ersten Impfungen von Kindern in Belgien sollen Ende Dezember erfolgen. Dazu werden zunächst solche Kinder eingeladen, die wegen einer Vorerkrankung einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, eine „schwere“ Covid-Erkrankung zu erleiden. Eingeladen werden aber auch Kinder ohne Vorerkrankung. Nach Auskunft der belgischen Behörden ist es nicht vorgesehen, für diese Altersklasse einen Impfpass einzuführen.
Wie die Zeitung „Le Soir“ berichtet, ist die Omicron-Variante nun in Belgien für rund 20 Prozent der Infektionen verantwortlich. Nach den letzten Zahlen weist Belgien bei 11,5 Millionen Einwohnern täglich rund 10.000 Corona-Erkrankungen auf.
Die Fête de la Musique war in Frankreich die erste landesweite Veranstaltung nach dem Aufhaben der Ausgangssperren. Zwar wurden Regeln für die Konzerte erlassen, doch kaum jemand hielt sich daran.
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Kleiner Eindruck aus dem 9. Arrondissement von Paris. Beim alljährlichen, landesweiten Musikfest wurde getanzt – und alle Regeln missachtet, die wegen der noch immer herrschenden Pandemie erlassen worden sind.
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Als hätte es keine Pandemie gegeben
Tausende Nachtschwärmer – meist junge Leute – versammelten sich in vielen Städten Frankreich, um die Musik zu genießen und leider ignorierten sehr viele der Teilnehmer die Vorgaben der Gesundheitsbehörden. Viele schienen die Corona-Pandemie bereits abgehakt zu haben. Sogar Kultusministerin Roselyne Bachelot musste zugeben, dass es „gewisse Exzesse“ gegen habe.
In Paris strömten Tausende Menschen vor allem durch das Zentrum der Stadt. Nach Angaben des Innenministeriums waren fast 3000 Polizisten zusätzlich abgestellt – die auch immer wieder eingriffen, um Ansammlungen von mehreren hundert Menschen zu zerstreuen. Vor allem vor dem Rathaus und auf der Grünfläche vor dem Invalidendom kam es zu Räumungen.
Das alles störte die Feiernden aber nicht, sie verlegten ihre Party einfach an die Seine. Um 23 Uhr waren die Ufer voller Menschen – ohne Masken oder soziale Distanzierung. Auch in anderen Städten spielten sich ähnliche Szenen ab. Vor allem junge Menschen feierten „das Ende“ der Pandemie – oder zumindest der Ausgangsbeschränkungen.
Auch im Jardin des Tuileries versammelten sich am frühen Abend mehrere Hundert Jugendliche, bevor sie von der Polizei zerstreut wurden. Anschließend zogen die Menschen zum Hôtel de Ville, dessen Platz ebenfalls geräumt wurde. Zu Ausschreitungen kam es wieder einmal am Place de la République. Tränengas wurde verschossen und Wasserwerfer aufgefahren.
Das von der Regierung geplante Gesundheitsprotokoll der Fête de la Musique verbot es, „eine Versammlung von mehr als 10 Personen im öffentlichen Raum zu veranstalten“. Das kümmerte viele Leute aber nicht, Konzerte im Freien zu veranstalten. Gestattet waren allerdings nur Indoor-Konzerte in Bars und Restaurants, je nach Platzangebot auch Konzerte im Freien – allerdings nur mit Stühlen.
Ganz gepflegt ging es bei Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zu. Der hat den Elektropop-Pioneer Jean-Michel Jarre (72) zu sich eingeladen und nebenbei zum Kommandeur der Ehrenlegion gemacht. Im Ehrenhof des Élyséepalastes gaben er und andere Künstler ein Konzert. Macron hat zudem den Musiker und Komponisten Marc Cerrone (69) zum Ritter der Ehrenlegion gemacht. Die Ehrenlegion ist die höchste Auszeichnung in Frankreich. Zu dem Konzert unter freiem Himmel waren laut Élyséepalast rund 300 junge Menschen eingeladen – die blieben natürlich alle schön auf ihren Stühlen sitzen.
Ist damit die Corona-Pandemie offiziell für beendet erklärt. Tatsächlich ist die Geste von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ein deutliches Zeichen, dass die Franzosen sich entspannen können – aber dennoch vorsichtig sein müssen.
Der Präsident hat bei einer Feier zwei Weltkriegsveteranen auf die Wangen geküsst. Anlass war die öffentliche Auszeichnung mit der Ehrenlegion. Der 43-Jährige trug dabei einen Mund-Nasen-Schutz. Macron kehrte mit „la bise“ („Kuss“) zu einer in Frankreich üblichen herzlichen Begrüßung zurück, vor der wegen der Corona-Pandemie allerdings lange gewarnt wurde. Die Regierung lockerte wegen einer verbesserten Pandemie-Lage die Regeln, am Wochenende wird die nächtliche Ausgangssperre fallen.
Macron erinnerte mit der Feier in der Gedenkstätte Mont-Valérien bei Paris an dem legendären Aufruf von General Charles de Gaulle während des Zweiten Weltkrieges. Der spätere Staatschef hatte am 18. Juni 1940 von London aus seine Landsleute aufgerufen, den Kampf gegen Nazi-Deutschland fortzusetzen.
Immer mehr junge Franzosen wollen feiern. Sie haben keine Lust mehr, sich an die rigiden Corona-Regeln zu halten. Also starten sie illegale Partys, die allerdings regelmäßig von der Polizei aufgelöst werden.
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In Frankreich wird mit einigem Entsetzen über die illegalen Partys berichtet.
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Die Party zieht einfach ins nächste Dorf
Die Beamten rückten am Mai-Wochenende sehr häufig aus, um Feiern zu unterbinden. Zu einladend waren die warmen Temperaturen und die freien Tage. So versammelten sich in der Bretagne rund 500 Menschen zu einer illegalen Rave-Party in dem kleinen Dorf Haut-Corlay. Nach einiger Aufregung schien die Angelegenheit geregelt, es herrschte wieder Ruhe, da die Musikanlage beschlagnahmt worden war. Doch also die Beamten abgezogen waren, machten sich die Partygäste einfach auf den Weg in das nächste Dorf, um dort weiter zu feiern. Schließlich wurde auch diese Party beendet. Natürlich hagelte es Anzeigen wegen des Verstoßes gegen die Corona-Auflagen, aber auch einige Drogendelikten wurden von den Beamten aufgenommen.
In Dijon im Burgund wurde Polizei zu einer leerstehenden Halle gerufen. Auch dort fand eine illegale Party statt. Der mutmaßliche Veranstalter wurde festgenommen, mehr als 205 Strafanzeigen wurden gestellt. Regionalpräfekt Fabien Sudry verurteilte das „vollkommen unverantwortliche“ Verhalten der Feiernden angesichts der Corona-Lage: „Die Zeit ist noch nicht gekommen, die Wachsamkeit zurückzufahren.“
In den frühen Morgenstunden erklärte, Fabien Sucry, der Präfekt des Départements:
Aber auch die Hauptstadt blieb von der Feier-Gemeinde nicht verschont. In Paris verhinderten Polizisten mehrere illegale Rave-Party. Als die Polizei einschritt, wurde die Stimmung offensichtlich schnell aggressiv. Es flogen Flasche, Steine und andere Wurfgeschosse. Die Bilanz der Polizei: drei Festnahmen wegen Gefährdung von Menschenleben und Widerstands gegen die Staatsgewalt.
Diese Feste sind in der französischen Hauptstadt allerdings keine Seltenheit. Vor einigen Tagen ist in Paris im Parc des Buttes-Chaumont bereits eine spontane Rave-Party aufgelöst worden. Mehrere Hundert Menschen feierten dort auf dem Rasen ein ausgelassenes Fest.
Allerdings wirkte es etwas inkonsequent, dass am 1. Mai in vielen Städten Frankreichs große Demonstrationen genehmigt wurden. In Paris zogen, angeführt von der Gewerkschaft CGT, mehrere Zehntausend Menschen durch die Straßen. Die Meisten trugen zwar Masken, an Abstandhalten war angesichts des Gedränges natürlich nicht zu denken. Am Ende der Demo kam es schließlich auch zu den erwarteten Ausschreitungen. Randalierer zündeten Mülleiner und Autos an.
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Randale auf der 1.-Mai-Demo in Paris
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Der machtlose Innenminister Frankreichs
Innenminister Gérald Darmanin richtet immer wieder Appelle an die Franzosen, sich noch zu gedulden und sich an die Regeln zu halten. Doch die Worte des konservativen Politikers verhallen ungehört. Ein Problem ist auch, dass die Regierung und Präsident Emmanuel Macron durch ihren schlingernden Corona-Kurs das Vertrauen vieler Franzosen längst verspielt haben.
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Installation de rave party déjouée cette nuit en Bretagne. 330 verbalisations ont été dressées. Merci @prefet22 et aux gendarmes pour leur action. La vigilance reste de mise tout au long du week-end.
Die vor allem jungen Menschen wollen sich offensichtlich nicht an den Fahrplan der Regierung zur Öffnung des Landes halten. Die Außengastronomie, Kulturstätten und alle Geschäfte dürfen ab dem 19. Mai wieder öffnen. Am 9. Juni folgen die Innenbereiche von Restaurants, Cafés und Bars, sowie Fitnessstudios und andere Sportstätten. Die Polizei blickt schon mit einiger Sorge auf das lange Pfingstwochenende. Sie geht davon aus die freien Tage von vielen Leuten dafür genutzt werden, sich zu treffen und auch Partys zu feiern.
Viele Staaten in Europa präsentieren trotz teilweise hoher Inzidenzen Öffnungsstrategien. Die Hoffnung liegt auf den Impfungen, vielen Tests und einem Impfpass.
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Die Corona-Beschränkungen sollen in vielen Staaten Europas gelockert werden. Alle Regierungen setzen bei ihren Strategien vor allem auf die Impfung der Menschen und massenhafte Tests.
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Frankreich
Emmanuel Macron hat gesprochen. Wieder einmal hat sich Frankreichs Präsident in der Corona-Pandemie an sein Volk gewandt und präsentierte einen Fahrplan für umfassende Lockerungen. In den Augen vieler Mediziner beschreitet der Staatschef einen risikoreichen Weg, denn viele Intensivstationen sind überlastet und die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei rund 300 pro 100.000 Einwohner. Doch anders als in Deutschland blicken die Franzosen weniger gebannt auf diesen Wert und vor allem in den großen Städten wie Paris (Inzidenz aktuell rund 450) wird bei den Menschen eine gewisse Nachlässigkeit im Kampf gegen die Pandemie immer deutlicher.
Der Präsident sieht die Gefahren, doch die Öffnung ist beschlossene Sache, denn die angekündigten Lockerungen sind nicht an konkrete Zielwerte geknüpft – außer einer „Notbremse“ ab einer Inzidenz von 400. Oder wie Macron es in einem Interview ausdrückt: „Das Leben kann nicht allein von der Entwicklung von Infektionskurven abhängig gemacht werden.“
Die geplante Öffnung soll in vier Schritten verlaufen und wird begleitet von einer forcierten Impfkampagne. Am 3. Mai kehren alle Schulen grundsätzlich zum Präsenzunterricht zurück; zudem fällt die Zehn-Kilometer-Grenze weg, innerhalb derer sich Bürger um ihre Wohnung bewegen dürfen. Am 19. Mai öffnen dann Außenbereiche von Lokalen, Museen, Kinos und Theater sowie „nicht essenzielle Geschäfte“ unter Auflagen. Am 9. Juni folgen die Innenbereiche von Restaurants, Cafés und Bars, sowie Fitnessstudios und andere Sportstätten.
Ab dem 30. Juni soll dann auch die nächtliche Ausgangssperre entfallen, die derzeit landesweit um 19 Uhr beginnt. Ende Juni sollen zudem Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern wieder möglich sein. Voraussetzung sind negative Corona-Tests, eine Impfung oder ein anderer Immunitäts-Nachweis. Dafür plant die Regierung die Einführung eines Gesundheitspasses.
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Les prochaines semaines, nous allons construire ensemble le chemin qui nous ramènera à la vie normale. Tenir ensemble. Pour nous retrouver. Les étapes : pic.twitter.com/QdgM7bl9fk
Auch in den Niederlanden wurde inzwischen die Ausgangssperre aufgehoben. Geschäfte, Cafés und Restaurants sind wieder geöffnet. Auf Außenterrassen dürfen zwischen 12 und 18 Uhr unter Corona-Auflagen Gäste bewirtet werden. Die Infektionszahlen sind mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 317 weiterhin hoch, die Regierung setzt jedoch auf die Beschleunigung der schleppend angelaufenen Impf-Kampagne. Verboten bleiben alle Veranstaltungen mit Publikum wie etwa Museen, Kinos und Theater. Schüler und Studenten haben zumindest an einem Tag in der Woche Präsenzunterricht.
SCHWEIZ
In der Schweiz genießen die Menschen schon länger größere Freiheiten. Seit Anfang März haben Läden, Museen und Bibliotheken trotz steigender Infektionszahlen wieder geöffnet. Seit 19. April sind auch Restaurantterrassen, Kinos, Theater und Fitnesszentren wieder in Betrieb. Die Regierung will Kantonen schon im Juni eine kleine Anzahl von Pilotprojekten mit 300 bis 600 Personen erlauben. Ab Juli sollen womöglich wieder Open-Air-Feste mit bis zu 3000 Besuchern stattfinden können. Ab September könnten sogar Ereignisse mit bis zu 10.000 Besuchern durchgeführt werden – wenn es die epidemiologische Lage erlaubt. Teilnehmen dürften daran aber nur Personen, die geimpft, genesen oder negativ getestet seien. Dafür gebe es bis zum Sommer ein fälschungssicheres Covid-Zertifikat.
PORTUGAL
Seit Wochen sinken in Portugal die Infektionszahlen, weswegen auch im früheren Corona-Hotspot der Ausnahmezustand zu Ende geht. Restaurants, Cafés und Bars sowie Kinos, Theater und andere Kultur- und Freizeitstätten dürfen nun auch an den Wochenenden bis 22.30 Uhr offenbleiben. Neben weiteren Lockerungen dürfen Einkaufszentren künftig werktags bis 21 und an den Wochenenden bis 19 Uhr öffnen. Von den Lockerungen sind acht der insgesamt 278 Bezirke des Landes ausgeschlossen, in denen die Lage noch angespannt ist. Betroffen ist vor allem die Urlaubsregion Algarve.
ITALIEN
In Regionen mit moderaten Corona-Zahlen dürfen Restaurants und Bars auch abends im Außenbereich an Tischen servieren. Ab 22 Uhr gilt ein Ausgangsverbot. Museen und Kinos in weniger betroffenen Gebieten haben bereits geöffnet. Ab 1. Juni sollen die Menschen in Lokalen wieder drinnen sitzen dürfen. Dann soll es auch zum Start der Urlaubssaison weitere Erleichterungen geben. Bislang können Touristen zwar anreisen, das machen aber nur wenige, viele Hotels sind noch geschlossen. Wie genau die Regelungen für Einreisende im Juni aussehen werden, ist noch nicht bekannt.
BELGIEN
Geschäfte haben in Belgien seit einigen Tagen wieder ohne Terminvergabe geöffnet. Im Freien dürfen sich zehn Personen mit Maske treffen. Ab dem 8. Mai dürfen Restaurants und Bars wieder ihre Außenbereiche öffnen. Auch die nächtliche Ausgangssperre fällt dann weg. Da die Infektionslage noch immer angespannt ist, sind Einreisen nur mit negativem PCR-Test erlaubt. Danach müssen Menschen zudem mindestens für sieben Tage in Quarantäne. Wer mit Auto, Bus oder Bahn einreist und weniger als 48 Stunden bleibt, ist von PCR-Test- und Quarantänepflicht ausgenommen.
SPANIEN
Am 9. Mai endet in Spanien der Corona-Notstand und soll wegen der guten Entwicklung nicht verlängert werden. Damit entfällt die Grundlage für die meisten Maßnahmen wie Reisebeschränkungen, nächtliche Ausgangssperren, Obergrenzen bei Versammlungen und Schließung von Gaststätten. Wie es danach weitergehen soll, ist noch nicht klar. Alle Hoffnungen des extrem vom Tourismus abhängigen Landes für eine wieder normale Sommersaison richten sich auf den digitalen Impfpass.
ÖSTERREICH
Ab 19. Mai dürfen die Gastronomie, Hotels, Bühnen und Sporteinrichtungen wieder öffnen. Dabei setzt die Regierung auf Zutrittstests als Schutzmaßnahme. Veranstaltungen sind draußen auf 3000 und drinnen auf 1500 Personen beschränkt. Die Quarantänepflicht gilt ab 19. Mai nur für Reisende aus Hochrisikogebieten. Touristen aus Deutschland brauchen nur mehr negative Tests, Impfungen oder Genesungsnachweise.
Für die Polizei ist es ein mühsames Katz-und-Maus-Spiel. Rund 800 Beamten waren allein in der Region Île-de-France unterwegs, um die Ausgangsbeschränkungen zu kontrollieren. Zwar reißt den Franzosen der Geduldsfaden, doch die Wissenschaft warnt immer lauter vor der neuen, sehr ansteckenden Corona-Variante.
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Corona-Zahlen in Frankreich
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Eine Party mit 60 Leuten ausgehoben
Bei ihren Kontrollen in Sachen Ausgangssperre waren die Polizisten leider sehr erfolgreich. Allein von Samstag auf Sonntag wurden 113 Verwarnungen wegen illegaler Zusammenkünfte in Bars und Restaurants ausgesprochen. Auf einer Party wurden mehr als 60 Teilnehmer gezählt.
Nicht zuletzt aus diesem Grund dringen Epidemiologen darauf, die Maßnahmen in Frankreich wesentlich zu verschärfen. So warnt Arnaud Fontanet vom Institut Pasteur in der Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ davor, dass vor allem die zuerst in Großbritannien entdeckte Mutation mit den aktuellen Maßnahmen kaum zu einzudämmen sei. Er weiß allerdings, dass sich das nicht so einfach machen lässt. Der Mediziner sagt, dass es nun Aufgabe der Politik sei, zwischen gesundheitlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen zu vermitteln.
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„L’alternative aurait été un confinement tout de suite, qui, s’il avait été accepté par la population, aurait permis de soulager les hôpitaux et de reprendre le contrôle de l’épidémie avec un „Tester-Alerter-Protéger“ plus efficace une fois le nombre de nouveaux cas ramené à quelques milliers par jour. Mais le coût économique, social et scolaire aurait été très élevé. Du coup, le gouvernement a choisi de laisser une dernière chance au non-reconfinement, au risque de voir la situation sanitaire se dégrader encore, et d’être contraint plus tardivement au reconfinement.“
Arnaud Fontanet
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Ausgangssperre ab 18 Uhr in Frankreich
In Frankreich gilt aktuell eine strenge abendliche Ausgangssperre ab 18 Uhr. Die Menschen dürfen dann nur in Ausnahmefällen vor die Tür – dazu zählt etwa der Arbeitsweg. Restaurants, Bars oder kulturelle Einrichtungen wie Museen und Theater sind geschlossen. Schulen, Kindergärten und der Einzelhandel haben aber weitgehend geöffnet. Einen von vielen erwarteten neuen Lockdown hat die Regierung bisher nicht verkündet. Stattdessen droht sie seit Wochen damit, da die Lage beunruhigend sei. Zuletzt waren regelmäßig deutlich mehr als 20 000 Neuinfektionen pro Tag gemeldet worden.
Nach Einschätzung von Fontanet, der als Mitglied im Wissenschaftlichen Rat auch die Regierung berät, wird sich die in Großbritannien zuerst entdecke Variante um Anfang März herum in Frankreich durchsetzen. Am 7. und 8. Januar sei sie für 3,3 Prozent der Neuinfektionen verantwortlich gewesen, am 27. Januar bereits für 14 Prozent, sagte der Wissenschaftler unter Berufung auf vorläufige Ergebnisse einer Untersuchung. Er warnt davor, dass Frankreich vom Tempo der Epidemie überrascht werden könne. „Zumal zwischen dem Zeitpunkt, an dem Maßnahmen ergriffen werden, und dem Zeitpunkt, an dem sie wirksam werden, eine Verzögerung besteht.“
Inzwischen veröffentlicht das Gesundheitsministerium immer wieder Zahlen, dass die Impfungen voranschreiten – doch gibt es dabei große Probleme.
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#Vaccination | Au 5 février, 1 843 763 premières injections et 233 274 deuxièmes injections ont été réalisées.
— Ministère des Solidarités et de la Santé (@Sante_Gouv) February 6, 2021
Wieder ist das Elsass schwer von der Corona-Pandemie betroffen. In der Region wird nun eine verschärfte abendliche Ausgangssperre in Kraft gesetzt. Auch in anderen Départements ist die Lage äußerst angespannt.
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Die Grafik des „Le Parisien“ zeigt, wo die verschärften Ausgangsbeschränkungen in Frankreich gelten
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Ausgangsbeschränkungen auf 18 Uhr vorgezogen
In den an Deutschland grenzenden französischen Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin wird das sogenannte couvre-feu auf 18 Uhr vorgezogen. Die Corona-Lage in dem Département Bas-Rhin mit der Elsass-Metropole Straßburg gebe Anlass zu großer Sorge, teilte die zuständige Präfektur mit. Daher werde die Ausgangssperre von 20 auf 18 Uhr vorverlegt. Ähnlich äußerte sich das Département Haut-Rhin. Bereits seit Anfang Januar gilt diese Regelung auch in dem an Deutschland grenzenden Département Moselle.
Seit einer Woche gilt bereits in 15 Départements eine Ausgangssperre ab 18.00 Uhr. In allen anderen Landesteilen müssen die Menschen ab 20 Uhr zu Hause bleiben. Die besonders strengen Ausgangssperren ab 18 Uhr, die bereits in stark von der Pandemie betroffenen Regionen gelten, sollen nun auf acht zusätzliche Départements ausgeweitet werden, sagte Frankreichs Regierungschef Jean Castex in der südwestfranzösischen Stadt Tarbes. Angesichts zunehmender Kritik an den scharfen Maßnahmen verteidigte Castex diese als „schwierig, aber notwendig“. Die besonders betroffenen Regionen liegen im Osten und Süden des Landes.
Die Menschen dürfen während der Ausgangssperre weiterhin zur Arbeit fahren oder wegen zwingender familiärer Gründe das Haus verlassen. Spaziergänge, Einkäufe oder Sport an der frischen Luft sind aber untersagt.
Für Unruhe sorgt nun in Frankreich, dass in der Region Bouches du Rhône mehrere Infektionsherde entdeckt wurden, wo die neuartige Mutation des Corona-Virus nachgewiesen werden konnte. Diese Form des Virus hat in Großbritannien zu einer explosionsartigen Zunahme der Corona-Fälle geführt.
Immer lauter wird die Kritik unterdessen am der Impfstrategie der Regierung. In der ersten Woche nach dem Start am 27. Dezember gab es in Frankreich Medien zufolge nur einige Hundert Impfungen. Offizielle Zahlen suchte man zunächst vergebens. Französische Regionalpolitiker warfen der Regierung in Paris Versagen vor und fühlten sich nicht eingebunden. Frankreichs Impfkampagne sah vor, im Januar und Februar erst einmal ältere Menschen in Pflegeheimen und älteres Personal vor Ort zu impfen. Das sei logistisch schwierig, verteidigten die Behörden das schleppende Tempo. Nach massiver Kritik wurde der Personenkreis schließlich erweitert – zum Beispiel auch auf Menschen über 75 Jahre, die nicht in Heimen leben, sowie weiteres Gesundheitspersonal. Nun sollen außerdem Hunderte Impfzentren öffnen.
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[Direct] Top 3 de la #vaccination dans l'UE : 1/ Italie avec 504 000 injections; 2/ Allemagne (476 000); 3/ Espagne (277 000) ▶ En France, «nous passerons probablement le cap symbolique des 100 000 vaccinés dans le week-end», selon Olivier Véran > https://t.co/BVuzW8qpxipic.twitter.com/ErlDwIWSwN
Keine gute Corona-Entwicklung in Frankreich. Fast jeden Tag werden neuen Rekordwerte bei den Infektionen gemeldet. Zuletzt waren es 18 746 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. 82 Menschen sind gestorben. Angesichts eines neuen Höchststandes bei den Corona-Neuinfektionen wird in Frankreich mit weiteren Schritten der Regierung gerechnet.
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Karte mit den einzelnen Corona-Zonen in Frankreich
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Neue Corona-Einschränkungen erwartet
Präsident Emmanuel Macron hat die Franzosen nach einem Besuch im Hochwassergebiet in Südfrankreich auf neue Restriktionen vorbereitet. „Wir müssen uns auf den Weg zu zusätzlichen Einschränkungen machen“, sagte der Staatschef Emmanuel den Fernsehsendern TF1 und France2 in dem südfranzösischen Ort Saint-Martin-Vésubie. „Das Virus zirkuliert seit einigen Wochen schneller“, warnte Macron.
EN DIRECT | Je réponds aux questions de Marie Chantrait et Jeff Wittenberg depuis Saint-Martin-Vésubie. https://t.co/jCQ4PVcmNQ
Er verwies auf Einschränkungen, wie sie bereits in den hart getroffenen Metropolen Paris und Marseille gelten. In Paris und den direkt angrenzenden Vorstädten hatten die Behörden erst am Dienstag Bars und Cafés geschlossen – zunächst für zwei Wochen. In der Stadt und den Vororten gilt die „maximale Alarmstufe“. Diese war zuvor nur in Marseille und dem französischen Überseegebiet Guadeloupe ausgerufen worden. In Frankreich gilt ab Samstag in weiteren Städten die höchste Corona-Warnstufe – damit treten dort strengere Schutzmaßnahmen in Kraft.
Die unter anderem bereits für die Hauptstadt Paris ausgerufene Höchstwarnstufe gelte ab dem Wochenende auch für Lille, Lyon, Grenoble und Saint-Etienne, kündigte Gesundheitsminister Olivier Véran am Donnerstagabend an. Zudem sei die Situation in Toulouse und Montpellier besorgniserregend.
Die Gesundheitsbehörde der Region um Paris warnte vor einer deutlichen Verschlechterung der Lage. Derzeit sind nach ihren Angaben bereits 40 Prozent der Intensivbetten in der französischen Hauptstadt belegt, wo die höchste Corona-Warnstufe gilt. In zwei Wochen dürften es demnach bereits 50 Prozent sein. Derzeit werden in ganz Frankreich mehr als 1400 Menschen wegen der Lungenkrankheit Covid-19 auf Intensivstationen behandelt, bei insgesamt 5000 Betten für Notfallpatienten. In Deutschland gab es laut Statistischem Bundesamt zuletzt mehr als fünf Mal so viele Plätze.
Die Regierung in Paris versichert allerdings immer wieder, dass es auch angesichts der angespannten Situation zu keinem generellen Lockdown kommen soll, wie er auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle angeordnet worden war. Neue Reisebeschränkungen schloss Macron vor den französischen Herbstferien ab dem 17. Oktober aus.
Auch Deutschland hat auf diese Entwicklung in Frankreich reagiert. Bis auf die an Baden-Württemberg und das Saarland grenzende Region Grand Est und die Insel Korsika gilt für Frankreich eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts.
Es wird nun damit gerechnet, dass Gesundheitsminister Olivier Véran in einer Ansprache am Donnerstag die neuen Corona-Einschränkungen bekanntgeben wird.
Bisher starben in der Covid-19-Pandemie rund 32 500 Menschen. In vielen Städten Frankreichs gilt die Maskenpflicht auch unter freiem Himmel.