Das Wahrzeichen von Paris soll in Zukunft golden erstrahlen. Doch nun gibt es Probleme, die allerdings nicht ganz unerwartet sind.
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Eine nicht ganz überraschende Überraschung
Böse Überraschung am Eiffelturm. Das Wahrzeichen von Paris sollte pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen 2024 in einem neuen Farbkleid erstrahlen. Doch nun müssen die Arbeiten unterbrochen werden, denn am Fuß des Stahlriesen wurden in der Erde besorgniserregend hohe Konzentrationen von Blei gemessen.
Nach der Ursache musste nicht lange geforscht werden. Wie die Betreibergesellschaft Sete mitteilt, werde bei den Malerarbeiten dieses Mal gründlicher vorgegangen, als in der Vergangenheit. Das heißt, dass nicht nur eine neue Farbe aufgetragen wird, sondern vor dem Anstrich die alten Schichten mit speziellen Geräten abgetragen werden. Das soll die Haftung des neuen Anstrichs verbessern und die Metallstruktur des Turms in Zukunft besser vor Korrosion schützen.
Insgesamt werden 60 Tonnen neue Farbe aufgetragen, die Arbeiten sollen etwas zwei Jahre dauern. Seit 1968 trägt das eiserne Bauwerk die Farbe „Eiffelturm-Braun“. Sie soll einem golden schimmernden Farbton weichen. Diesen soll sich auch der Ingenieur Gustave Eiffel gewünscht haben, der den Turm für die Pariser Weltausstellung 1889 errichtete.
Die Wirkung von Wind und Regen
Die Verantwortlichen wussten allerdings, dass dieses Vorgehen auch Probleme mit sich bringen würde. Denn alle Farbschichten, die vor 1995 aufgetragen worden waren, sind mit Blei versetzt sind. Zum Schutz der Arbeiter und der unmittelbaren Umgebung wurden deshalb dünnmaschige Netze gespannt, die eine Kontamination verhindern sollten. Doch nun hat sich gezeigt, dass das nicht funktioniert und die Bleirückstände, von Wind und Regen fortgetragen, trotzdem auf der Erde landen.
„Als Vorsichtsmaßnahme haben wir die zuständigen Unternehmen angewiesen, die Arbeiten vorerst einzustellen“, erklärt die Betreiberfirma des Eiffelturms. Nun werde geprüft, welche „Mechanismen zum individuellen und kollektiven Schutz“ der 80 Arbeiter und der unmittelbaren Umgebung getroffen werden müssen, um die Renovierung gefahrlos fortzusetzen.
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Schlechte Erinnerung an Notre-Dame
Mit großem Bangen erinnern sich die Verantwortlichen an die großen Probleme mit Bleiverunreinigungen nach dem verheerenden Brand in der Kathedrale Notre-Dame. Durch das Feuer vor zwei Jahren war das Blei in dem Dach geschmolzen und ging in der unmittelbaren Umgebung des Gebäudes nieder. Der Platz um die Kirche wurde großräumig abgesperrt, sogar einige Schulen in der Nähe wurden geschlossen. Die Sanierungsarbeiten standen damals über Monate still und die giftigen Rückstände mussten mit großem technischen Aufwand eingesammelt und entsorgt werden.
Die Bleifunde an dem Wahrzeichen von Paris sind schlechte Nachrichten in einer katastrophalen Zeit. Wegen der Corona-Pandemie ist der Eiffelturm seit Monaten geschlossen. Das Defizit beläuft sich nach Angaben der Betreiber inzwischen auf über 50 Millionen Euro und noch immer ist nicht klar, wie und wann der Turm wieder für Besucher geöffnet werden kann.
Zudem war wegen des 130-jährigen Bestehens des Bauwerks und der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele eine umfassende Sanierung des Turms in Auftrag gegeben worden. Allein das gründliche Abtragen der alten Farbe und der neue Anstrich schlagen mit fast 60 Millionen Euro zu Buche. Insgesamt sollen die Arbeiten etwa 300 Millionen Euro verschlingen.
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Der Eiffelturm muss sich neu erfinden
Dazu gehört auch, dass den Besuchern in Zukunft mehr geboten werden soll. „Man muss den Eiffelturm neu erfinden“, sagt Partick Branko Ruivo, Generaldirektor der Betreibergesellschaft. Es genüge nicht mehr, das Bauwerk nur ansehen zu können. Aus diesem Grund wird auf der ersten Etage eine Art Erlebnisraum eingerichtet, in dem mittels interaktiver Bildschirme und Infoboxen die Geschichte begreifbar gemacht wird. Zudem werden dort in Zukunft auch Musikevents stattfinden und eine neue Brasserie soll die Gäste verpflegen.
Das alles aber ist Zukunftsmusik. Im Moment werden an ausgesuchten Stellen des Stahlmonsters neue Möglichkeiten getestet, um die Farbe gefahrlos abzukratzen. Zudem werden 70 Bodenproben pro Woche genommen, um die Verunreinigungen durch Bleirückstände zu messen. Die Betreiber blieben dennoch optimistisch, dass der Eiffelturm rechtzeitig zu den Olympischen Sommerspielen 2024 in seinem goldenen Farbton erstrahlen wird.
Infos zum Eiffelturm
BAUWERK: Der Eiffelturm wurde für die Weltausstellung gebaut – sie wurde am 6. Mai 1889 eröffnet. Er ist 324 Meter hoch – inklusive der Antenne auf der Spitze des Bauwerks. Auf der ersten Etage befinden sich Besucher in 57 Metern Höhe, auf der zweiten in 115 Metern. Die oberste Aussichtsplattform befindet sich auf 276 Metern Höhe. Die Stahlkonstruktion allein wiegt 7300 Tonnen, insgesamt wiegt das Bauwerk 10.000 Tonnen. Mehr als 18.000 Eisenteile wurden verwendet, rund 2,5 Millionen Nieten halten ihn zusammen.
ANSTRICH: Der Turm wurde seit dem Bau mehrfach komplett neu gestrichen. Die offizielle Farbe „Eiffeltum-Braun“ trägt er seit 1968. Dieser bronzefarbene Anstrich ist von oben nach unten in drei Schattierungen von hell nach dunkel abgestuft – so soll Leichtigkeit vermittelt werden. Zuvor war der Stahlbau auch schon Venedig-Rot und ockerfarben angemalt. Für den Anstrich werden 60 Tonnen Farbe verbraucht. Im Schnitt dauert das 18 Monate und kostet vier Millionen Euro.
LICHT: Am Abend funkelt der Turm zu jeder Stunde. Auch finden doch immer wieder Lichtshows statt. Alle Lichtinstallationen sind urheberrechtlich geschützt. Fotos davon dürfen zwar für den privaten Gebrauch gemacht werden. Wer die Bilder verbreiten will, braucht dafür aber eine Genehmigung.
TERROR: Nach der islamistischen Anschlagsserie, die Frankreich in den vergangenen Jahren erschüttert hat, wurde der Eiffelturm nachgerüstet. Seit 2018 schützen kugelsichere Glaswände den Stahlturm vor Terrorangriffen. Sie sind drei Meter hoch und stehen einmal auf der Seite zur Seine und gegenüber, Richtung Marsfeld. An den Längsseiten sind Metallzäune hinzugekommen. Die neuen Sicherheitsvorkehrungen waren durchaus umstritten, ist der Turm doch auch ein Symbol der Freiheit. Laut Betreiber waren sie aber notwendig.