Und wieder einmal steht Pipi Langstrumpf Patin. Weil der Führung Russlands das Rating der westlichen Agenturen nicht gefällt, soll eine eigene Rating-Agentur her. Ähnlich haben einst die Europäer reagiert, weil sie die Macht der Agenturen brechen wollten – haben den Plan dann aber nicht durchgezogen.
Gegenpol zu den Riesen
Die russische Zentralbank will bis Jahresende eine einheimische Ratingagentur als Gegenpol zu den Branchenriesen aus den USA aufbauen. „Der russische Markt braucht eine starke Ratingagentur mit einem hohen Maß an Führungsstärke und Professionalität“, teilte die Zentralbank am Freitag mit. Die Agentur solle in der Lage sein, „die Interessen der Wirtschaft“ zu erfüllen, und von in- wie ausländischen Investoren respektiert werden. Deshalb sei eine Neugründung beschlossen worden.
Immer wieder Spannungen
Zwischen Russland und den drei Agenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch hatte es immer wieder Spannungen gegeben. So stieß die Entscheidung von Standard & Poor’s sowie Moody’s, die Kreditwürdigkeit des Landes auf Ramschniveau herabzustufen, auf heftige Kritik. Moskau warf den Firmen politische Motive vor. In der vergangenen Woche gab Präsident Wladimir Putin grünes Licht dafür, die Tätigkeit internationaler Ratingagenturen in seinem Land gesetzlich zu regulieren. Die künftige russische Agentur soll nach Angaben der Zentralbank mit drei Milliarden Rubel (48 Millionen Euro) ausgestattet werden. Die Führung übernimmt demnach Jekaterina Trofimowa, die derzeitige Vizepräsidentin der Gazprombank. Sie arbeitete früher für Standard & Poor’s.
Klägliche Versuche
In der Vergangenheit haben verschiedene Schwellenländer immer wieder versucht, die Dominanz der drei großen Ratingagenturen zurückzudrängen – ohne nennenswerten Erfolg. Ein echter Konkurrent konnte sich bislang nicht etablieren.