Die AfD sorgt wieder einmal für Schlagzeilen. Ihr Vize Alexander Gauland äußert sich abfällig über den Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng. Die Empörung ist groß – und die AfD reagiert nach bekanntem Muster.
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Der verbale Ausfall Gaulands gegen Boateng ist ein großer Aufreger.
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Frauke Petry reagiert sofort. Ihr kommt die verbale Entgleisung Gaulands wie gerufen. Seit Monaten steht die AfD-Chefin in der eigenen Partei unter Druck. Auf Twitter schreibt sie: „Jerome Boateng ist ein Klasse-Fußballer und zu Recht Teil der deutschen Nationalmannschaft. Ich freue mich auf die EM.“
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Jêrome Boateng ist ein Klasse-Fußballer und zu Recht Teil der deutschen Nationalmannschaft. Ich freue mich auf die EM. #Nachbarn
— Frauke Petry (@FraukePetry) 29. Mai 2016
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In der „Bild“-Zeitung springt sie ihrem Vize dann noch einmal zur Seite – und ihn damit gleichzeitig zu kritisieren.
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„Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat. Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der entstanden ist.“
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Auslöser für die Aufregung ist ein Bericht in der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS), die Gauland mit folgendem Satz zitiert:
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„Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen Boateng nicht als Nachbarn haben.“
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Frauke Petry kommt es gelegen, dass die graue Eminenz der Partei nun rechtsaußen im Abseits steht. Petry war zuletzt in der AfD für ihr Treffen mit dem Zentralrat der Muslime angegangen worden – an vorderster Front: Alexander Gauland.
Die meisten Beobachter glauben aber nicht an einen Ausrutscher des 75-Jährigen. „Typisches Muster AfD: beleidigen, provozieren – später dann relativieren“, erklärt CDU-Vize Julia Klöckner dazu. Auch der SPD-Politiker Ralf Stegner erkennt dahinter eine Strategie:
„Goldene Rechtspopulistenregel: Provokation, Debatte, Rückzug, ‚War nicht so gemeint’.“
Auch Gaulands eigene Reaktion scheint dieses Schema zu bestätigen. Der Jurist und Publizist schreibt in einer Erklärung zu dem Vorfall: „Ich habe nie (…) Herrn Boateng beleidigt. Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten“. Er habe in einem vertraulichen Hintergrundgespräch mit Redakteuren der FAS die Einstellung „mancher Menschen“ beschrieben, „aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt sind“.
Gauland sieht sich offensichtlich also nur als eine Art Chronist des ganz alltäglichen Rassismus in Deutschland.
Und natürlich hat „die Presse“ auch eine Mitschuld an dem Durcheinander. So lief es auch ab, als Petry in einem Interview einen Schusswaffengebrauch als letztes Mittel gegen Flüchtlinge bei unerlaubtem Grenzübertritt guthieß, dann aber dem „Mannheimer Morgen“ eine verkürzte und „völlig sinnentstellte“ Fassung des Interviews unterstellte. Allerdings können die FAS-Redakteure nach eigenen Angaben Gaulands Sätze belegen.
Im Internet ist Gaulands Ausfall gegen den farbigen Spieler Boateng Topthema. Tausende solidarisieren sich mit dem 27-jährigen Verteidiger von Bayern München, der ein waschechter Berliner aus dem Wedding ist. Sein Vater ist aus Ghana.
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#Boateng #Gauland pic.twitter.com/jNseSrBRHp
— Winnetou Kraxlhuber (@WKraxlhuber) 29. Mai 2016
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Boatengs Schalker Nationalmannschaftskollege Benedikt Höwedes twittert: „Wenn du für Deutschland Titel gewinnen willst, brauchst du Nachbarn wie ihn.“
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Wenn du für Deutschland Titel gewinnen willst, brauchst du Nachbarn wie ihn. #Abwehr #🏆⚽️🇩🇪 pic.twitter.com/hXzsI5aCq2
— Benedikt Höwedes (@BeneHoewedes) 29. Mai 2016
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Und der frühere Bundesliga-Profi Hans Sarpei, ebenfalls mit ghanaischen Wurzeln, meint: „Jerome Boateng hat bisher 57x für die Nationalmannschaft gespielt. Damit hat er 57x mehr für Deutschland getan als die AFD.“
Beim DFB hat man kein Verständnis für die Äußerungen. Es sei geschmacklos, die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft „für politische Parolen zu missbrauchen“, sagt DFB-Präsident Reinhard Grindel. Und der Verband hat noch eine Video-Nachricht für Alexander Gauland.
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We are diversity. We are #DieMannschaft. #GERSVK #JederFuerJeden pic.twitter.com/sqg5BfC2io
— Germany (@DFB_Team_EN) 29. Mai 2016
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Und auch die Fans im Stadion beim Spiel Deutschland gegen die Slowakei haben eine passende Antwort auf die verbalen Ausfälle des AfD-Vize Gauland.
Gauland spricht. Das Volk antwortet. #gersvk of pic.twitter.com/iwVg9QCykI
— zeitonlinesport (@zeitonlinesport) 29. Mai 2016
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