Der zensierte Facebook-Neptun aus Bologna

Facebook hat erneut wegen einer unglücklichen Lösch-Aktion für Wirbel gesorgt. Das Netzwerk entfernte zunächst ein Foto von der Seite einer italienischen Nutzerin, das eine nackte Neptun-Statue aus dem Zentrum Bolognas zeigt.

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„Sexuell expliziter“ Inhalt

Wie der britische „Telegraph“ berichtete, begründete Facebook seine Entscheidung mit dem „sexuell expliziten“ Inhalt. Das Bild verstoße gegen die Werberichtlinien des US-Unternehmens, hieß es. Später bedauerte Facebook den Schritt. „Das war ein Versehen“, sagte ein Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Wir entschuldigen uns für den Fehler.“

Userin Elisa Barbari hatte das Foto der Renaissance-Figur aus dem 16. Jahrhundert gepostet, um damit ihre Facebook-Seite über Geschichten aus Bologna zu bebildern. „Ich wollte meine Seite bewerben, aber es scheint, dass die Statue für Facebook ein sexuell explizites Bild ist, das zuviel Fleisch zeigt. Wirklich, Neptun? Das ist verrückt“, sagte sie dem „Telegraph“.
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In einem Statement hatte Facebook ihr demnach erklärt, dass „die Verwendung von Bildern oder Videos mit nackten Körpern oder tiefen Ausschnitten“ nicht erlaubt sei, „selbst wenn die Verwendung einen künstlerischen oder erzieherischen Hintergrund hat“.

Erst vor wenigen Monaten musste Facebook scharfe Kritik einstecken, nachdem es ein berühmtes Foto aus dem Vietnamkrieg gelöscht hatte. Das Bild zeigt ein kleines Mädchen, das nach einer Napalm-Attacke nackt über eine Straße läuft. So hatte Facebook das historische Kriegsfoto der Kim Phuc aus Vietnam zuerst von der Plattform verbannt. Nach heftiger Kritik an der Entscheidung ging das berühmte Foto wieder online: Man erkenne die historische Bedeutung des Bildes an, teilte Facebook mit. Gepostet hatte es eine norwegische Zeitung.

Kinder sind die Verlierer der Krise

Die Verlierer der europäischen Schuldenkrise sind Kinder und Jugendliche. Sie sind zunehmend von Armut bedroht. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Den Link zu der Studie finden Sie hier

15.10.27-Bertelsmann Grafik zum Armutsrisiko von der Bertelsmann-Stiftung

Viele Kinder von Armut bedroht

Rund 26 Millionen Kinder und Jugendliche seien in der EU von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, ist dort zu lesen. Das ist fast jeder Dritte (27,9 Prozent) aller unter 18-Jährigen. Geringe Zukunftsperspektiven haben der Studie zufolge auch die 5,4 Millionen jungen Menschen, die weder in Beschäftigung noch in Ausbildung sind.

Die Kluft bei der sozialen Gerechtigkeit verläuft in Europa laut Studie zwischen Nord und Süd sowie zwischen Jung und Alt. Der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder sei im EU-Durchschnitt seit 2007 von 26,4 auf 27,9 Prozent gestiegen. Erhöht hat sich auch die Zahl der erwerbslosen EU-Bürger im Alter von 20 bis 24 Jahren. In der Altersgruppe ab 65 Jahren habe sich der von Armut bedrohte Anteil hingegen von 24,4 auf 17,8 Prozent verringert. Hauptgrund dafür sei, dass die Einkommen der jüngeren Bevölkerung wesentlich stärker geschrumpft seien als die Renten und Altersbezüge der älteren Menschen.

„Wir können uns eine verlorene Generation in Europa weder sozial noch ökonomisch leisten. Die EU-Staaten müssen besondere Anstrengungen unternehmen, um die Chancen junger Menschen nachhaltig zu verbessern.“

Aart De Geus, Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann Stiftung

Südliche Länder besonders gefährdet

In den südlichen Ländern Spanien, Griechenland, Italien und Portugal sei die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten jungen Menschen seit 2007 von 6,4 Millionen auf 7,6 Millionen gestiegen. Sie lebten in Haushalten, die höchstens 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hätten.

Deutschland steht relativ gut da

Deutschland rangiert mit Rang sieben im oberen Viertel. Positiv wirke sich die sehr gute Arbeitsmarktsituation aus, hieß es. Die Bundesrepublik habe im EU-Vergleich mit fast 74 Prozent inzwischen die zweithöchste Beschäftigungsquote hinter Schweden. Zugleich sei Deutschland das Land mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit (7,7 Prozent). Allerdings befinden sich rund 40 Prozent aller abhängig Beschäftigten in sogenannten atypischen Beschäftigungsformen und der Anteil der Menschen, die trotz Vollzeitjob von Armut bedroht sind, ist zwischen 2009 und 2013 von 5,1 auf 6,3 Prozent gestiegen.

Der EU-weite Trend einer wachsenden Kluft zwischen Jung und Alt bei Armut und sozialer Ausgrenzung ist in Deutschland im Vergleich weniger ausgeprägt. Doch auch hier ist etwa der Anteil der unter 18-Jährigen, die von schweren materiellen Entbehrungen betroffen sind, höher als bei den über 65-Jährigen (5 gegenüber 3,2 Prozent). Insgesamt hat sich Deutschland in Sachen Generationengerechtigkeit im Vergleich zur Vorjahresuntersuchung von Rang 10 auf Rang 15 verschlechtert.

In der Studie untersucht die Bertelsmann Stiftung jährlich die Entwicklung sozialer Gerechtigkeit in den 28 EU-Staaten. Für die soziale Gerechtigkeit werden unter anderem Armut, Bildung und Arbeitsmarkt sowie Generationengerechtigkeit untersucht.

Populisten auf Stimmenfang in Europa

Populismus ist im Kommen. Überall in Europa machen Parteien mobil den Zuzug von Migranten, warnen vor Überfremdung und Überforderung: Sie versuchen aus der Flüchtlingskrise Kapital zu schlagen – längst nicht nur vom rechten Rand.

Bei den Wahlen in der Schweiz hat die SVP mit rechtspopulistischen Slogans Stimmen gewonnen. Und auch im Nachbarland Österreich erstarkte bei den Landtagswahlen die rechte FPÖ, die in der Flüchtlingskrise mit ausländerkritischen Parolen auf Stimmenfang ging. Auch anderswo in Europa wollen Parteien die Flüchtlingskrise für sich nutzen. Eine Übersicht:

15.10.21-flagge-schweiz In der SCHWEIZ nutzte die nationalkonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) die Flüchtlingskrise für ihren Wahlkampf – und sie haben damit gepunktet. Nach ihrem Triumph bei den eidgenössischen Parlamentswahlen verlangt die nationalkonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) eine stärkere Beteiligung an der Regierungsmacht. Die großen Flüchtlingsströme gehen derzeit zwar an der Schweiz vorbei. Die Regierung geht für 2015 von rund 30 000 Asylsuchenden aus. Aber die Schweiz gehört gemessen an der Bevölkerungszahl mit Deutschland und Schweden zu jenen Ländern Europas, die bislang die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben. Zudem ist der Ausländeranteil an der Bevölkerung mit 25 Prozent bereits vergleichsweise hoch.

15.10.21-flagge-polen In POLEN, wo am 25. Oktober Parlamentswahlen sind, ist die Aufnahme von Flüchtlingen ein großes Wahlkampfthema. Die nationalkonservative Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die Umfragen zufolge stärkste Kraft werden könnte, warnt vor Integrationsproblemen. Sie sagt, das Land sei nicht ausreichend auf die Aufnahmen von Menschen aus anderen Kulturkreisen vorbereitet. Die Sorge vor Wählerverlusten dürfte auch bei der zögerlichen Haltung der liberalkonservativen Warschauer Regierung eine Rolle gespielt haben. Regierungschefin Ewa Kopacz, die auch Vorsitzende der Bürgerplattform (PO) ist, sprach sich gegen verbindliche Aufnahmequoten aus und betonte, reine Wirtschaftsmigranten dürften nicht nach Polen kommen. Dort sind bisher weniger als ein Prozent der Einwohner Ausländer – und bisher stammen die meisten von ihnen aus EU-Staaten.

15.10.21-flagge-frankreich Die rechtsextreme Front National (FN) in FRANKREICH unter ihrer Chefin Marine Le Pen versucht seit Wochen, das Thema für sich zu nutzen. „Raus aus Schengen“ und „Schließung der Grenzen“ sind als alte FN-Forderungen nun noch häufiger zu hören, mit harten Worten greift Le Pen die deutsche Flüchtlingspolitik an. Bei den Regionalwahlen im Dezember rechnet die Partei sich Chancen aus, in mindestens zwei Regionen erstmals das Ruder zu übernehmen. In nationalen Umfragen konnte die FN noch keinen deutlichen Schub aus dem Thema gewinnen, allerdings liegt sie ohnehin meist etwa gleichauf mit der konservativen Opposition und vor den regierenden Sozialisten.

15.10.21-flagge-italien In ITALIEN hat die rechtspopulistische Lega Nord zwar zuletzt leicht an Zustimmung verloren, ist aber grundsätzlich im Aufwind. Den Umfragen zufolge kommt die Partei um den polarisierenden Chef Matteo Salvini landesweit auf etwa 13,5 Prozent der Stimmen. Sie wäre drittstärkste Kraft hinter der Demokratischen Partei (PD) von Regierungschef Matteo Renzi und der Protestbewegung „5 Sterne“. Die ebenfalls konservative Forza Italia (FI) von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat sie längst überholt. Die fremdenfeindliche Partei hetzt gegen Flüchtlinge und will die Boote am liebsten schon auf dem Mittelmeer abwimmeln – diesen Kurs unterstützen in der Krise immer mehr Italiener.

15.10.21-flagge-niederlande In den NIEDERLANDEN ist die Partei des Rechtspopulisten Geert Wilders durch die Flüchtlingsdebatte stark im Aufwind. Nach den neuesten Umfragen kommt seine „Partei für die Freiheit“ derzeit auf mehr als 30 Prozent der Stimmen – und wäre damit stärkste Kraft im Parlament. Bei der Wahl 2012 kam Wilders auf 10,1 Prozent. Die nächsten Wahlen sind allerdings erst für März 2017 geplant. Wilders macht mit einer scharfen Kampagne gegen die Aufnahme von Flüchtlingen von sich reden. Er rief Bürger zum Widerstand gegen Notunterkünfte auf und fordert die Schließung der Grenzen.

15.10.21-flagge-ungarn In UNGARN hat die regierende nationalkonservative Partei Fidesz von Ministerpräsident Viktor Orban von ihrer strengen Flüchtlingspolitik profitiert. In den Umfragen vergrößerte Fidesz den Abstand zu ihrem stärksten Rivalen, der rechtsradikalen Oppositionspartei Jobbik, um fünf Prozentpunkte. Da Jobbik nur zwei Prozentpunkte einbüßte, dürfte Fidesz laut Analysen auch aus dem Kreis der Unentschlossenen Anhänger hinzugewonnen haben. Jobbik ist nach Fidesz Ungarns zweitstärkste Partei. Die links-liberalen Parteien rangieren weit hinten – als stärkste von ihnen stand die sozialistische MSZP zuletzt bei 16 Prozent.

15.10.21-flagge-tschechien Alle großen Parlamentsparteien TSCHECHIENS von links bis rechts sind gegen die Aufnahme einer größeren Zahl von Flüchtlingen. Die Regierung in Prag schickte Hunderte Polizisten an die Grenze zu Österreich und kämpft gegen dauerhafte EU-Flüchtlingsquoten. Am rechten Rand verbündete sich die Splitterpartei „Morgenröte“ mit der Bewegung „Block gegen den Islam“. Auch Europaskeptiker um den früheren Präsidenten Vaclav Klaus versuchen, mit dem Thema zu punkten. In einem Jahr finden in Tschechien Kommunal- und Teilwahlen zum Senat statt.

15.10.21-flagge-griechenland In GRIECHENLAND wurde die rechtsextremistische Partei Goldene Morgenröte bei den jüngsten Parlamentswahlen am 20. September drittstärkste Kraft. Mit knapp sieben Prozent der Stimmen stellt sie 18 Abgeordnete im Parlament mit 300 Sitzen. Die Partei profitiert von der schlimmen Wirtschaftslage und der hohen Arbeitslosigkeit. Die Goldene Morgenröte setzt auch auf die Ängste der Menschen vor den steigenden Flüchtlingszahlen. Gegen die gesamte Parteiführung und dutzende Mitglieder läuft seit Monaten ein Prozess wegen Bildung einer kriminellen Organisation.

15.10.21-flagge-spanien In SPANIEN spielen rechte und ausländerfeindliche Parteien bei Wahlen keine Rolle. Das ist schon seit Jahrzehnten so, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Das Flüchtlingsdrama ist für die spanischen Wähler kein wichtiges Thema, denn Spanien ist vom Zustrom von Flüchtlingen aus Syrien oder vom Balkan kaum betroffen.

15.10.21-flagge-österreich In ÖSTERREICH schwimmt die rechte FPÖ seit mindestens zwei Jahren auf einer Erfolgswelle. Schon vor der aktuellen Debatte um die Flüchtlinge sammelte die Partei von Heinz-Christian Strache Protestwähler ein. Anlass ist die große Unzufriedenheit der Bürger mit dem Stillstand im Land, den ausbleibenden Reformen, der stetig wachsenden Arbeitslosigkeit. Die rot-schwarze Bundesregierung, die eher einer Zwangsehe als einem Wunschpaar ähnelt, bekommt ganz schlechte Noten. Die Flüchtlingsfrage hat die Tendenzen erheblich verstärkt. SPÖ und ÖVP verlieren massiv, die ausländerkritische FPÖ eilt von Erfolg zu Erfolg wie jetzt bei der Landtagswahl in Wien. Landesweite Umfragen sehen die FPÖ aktuell bei 33 Prozent.

Berlusconi, ein Minister von Putins Gnaden?

Silvio Berlusconi ist immer für eine Schlagzeile gut. Sitzt der italienische Politiker bald im russischen Kabinett? Das fragt sich die italienische Zeitung „La Stampa“ – und übergießt ihn mit beißendem Spott.

15.05.28-francesca Berlusconi ist immer für eine gute Geschichte zu haben. Hier zeigt er sich auf Instagram mit seiner neuen Lebensabschnittsbegleiterin.

Berlusconi als Minister bei Putin

Wirklich sicher ist die Geschichte nicht – aber man traut sie dem eitlen und offensichtlich noch immer gekränkten Berlusconi allemal zu. Nach Informationen von „La Stampa“ hat Italiens Ex-Regierungschef bei einem Abendessen damit geprahlt, dass der russische Präsident Wladimir Putin ihm einen Ministerposten in Moskau übertragen würde. „In Italien wurde ich an den Rand gedrängt“, sagte der 78-Jährige demnach nach Angaben eines der Anwesenden. Putin hingegen habe ihm gesagt, er wäre bereit, ihm die russische Staatsbürgerschaft und die Leitung des Wirtschaftsministeriums anzubieten.

Süffisanter Kommentar

Eine solche Aussage kann allerdings nicht unkommentiert bleiben. Also spottete der Kommentator von „La Stampa“ über die angeblichen Äußerungen des 78-Jährigen: „Silviusko“ werde für das Scheitern seines ersten Fünfjahresplans wenigstens nicht „die ausufernde Macht von Richtern und Journalisten“ verantwortlich machen können, schrieb Massimo Gramellini. Von dieser „Plage“ habe sich Russland schon lange befreit. In Anspielung auf Berlusconis Vorliebe für junge Frauen fügte der Journalist hinzu: Wichtige Treffen mit Putin würden sicher nach Mitternacht in dessen Datsche abgehalten – „mit einer Gruppe junger Ökonominnen“.

Auf den Spuren von Depardieu

Berlusconi wäre nicht der erste prominente West-Europäer, der nach Russland übersiedelt: Der französische Schauspielstar Gérard Depardieu nahm aus Ärger über die Steuerpolitik in seiner Heimat 2013 die russische Staatsbürgerschaft an. Sein offizieller russischer Wohnsitz ist in der Stadt Saransk.

Der Link zu „La Stampa“

Berlusconi auf Abwegen

Peinlicher Fehler des Cavaliere. Der ehemaligen italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi nahm vor dem Regionalwahlen in Segrate bei Mailand an einem Straßenfest des konkurrierenden Mitte-Links-Kandidaten Paolo Micheli teil und warb für diesen.

15.06.01-Berlusconi Ein Ausriss aus dem Corriere della Sera mit dem irrlichternden Berlusconi

Paolo Micheli zögerte natürlich keine Sekunde, diesen Fehltritt der Welt zu verkünden.  Berlusconi blieb demnach etwa fünf Minuten, bis er merkte, dass er das falsche Fest erwischt hatte. Ursprünglich wollte Berlusconi zu der Veranstaltung seiner Mitte-Rechts-Kandidatin Tecla Fraschini, die in der Nähe stattfand. „Berlusconi hat sich mit einigen Jugendlichen unterhalten, hat sie gefragt, wie der Name des Kandidaten lautet“, berichtete Micheli. „Dann hat er ihnen gesagt: „Am Sonntag findet ihr etwas Zeit, um für Paolo zu stimmen“, bevor er bemerkt hat, dass er auf dem falschen Fest ist.“

Hier der Link zum Bericht im Corriere della Sera

Nachtrag zum Wahlergebnis:

Die Demokratische Partei von Ministerpräsident Matteo Renzi hat in fünf von sieben Regionen gewonnen. Doch schnitt die Regierungspartei schwächer ab als bei der Europawahl vor einem Jahr. Stark schlug sich dagegen die ausländerfeindliche Lega Nord. Ihr Chef Matteo Salvini gilt Experten nun als kommende Führungsfigur der Konservativen. Auch die Fünf-Sterne-Bewegung des Komikers Beppe Grillo konnte regional punkten.

„Das Ergebnis zeigt den Aufstieg eines neuen führenden Kopfes für die rechte Mitte: Salvini“, sagte Experte Wolfgango Piccoli von der Organisation Teneo Intelligence. „Es gibt nun im Prinzip zwei Matteos in der italienischen Politik: Matteo Renzi und Matteo Salvini.“ Salvini, der seinen Wahlkampf vor allem gegen Migranten und die Europäische Union richtete, habe die Lega Nord von einer regionalen in eine landesweite Partei umgeformt.

Berlusconi entdeckt Instagram

Silvio Berlusconi ist zurück. 2013 war er wegen Steuerbetrugs verurteilt worden, musste Sozialdienst im Altenheim ableisten und durfte zwei Jahre kein öffentliches Amt bekleiden. Doch das alles ist Geschichte und Berlusconi will es noch einmal wissen. Für den Start ins neue politische Leben hat der „Cavaliere“ das Internet entdeckt. Seit einigen Tagen ist der 78-Jährige auf dem Fotonetzwerk Instagram unterwegs.

15.05.28-Berlu01 Berlusconi verfolgt den ESC

Tiefe Einblicke

Dort gibt er tiefe, manchmal auch ungeschminkte Einblicke in sein sagenumwobenes Privatleben. Das allerdings ist – entgegen vieler Vermutungen – eher gewöhnlich. Keine Bilder von ausschweifenden Bunga-Bunga-Partys mit minderjährigen Teilnehmerinnen in Nonnenkostümen, keine Trinkgelage mit teurem Schampus und Kaviar. Berlusconi hatte all diesen Darstellungen immer energisch widersprochen und stets nur von „eleganten Abendessen“ erzählt. Die Richter glaubten ihm und sprachen den Mann frei, der viermal Ministerpräsident von Italien war und fast 15 Jahre das Land regiert hat.

15.05.28-francesca Berlusconi und seine Freundin Francesca

Die ungeschminkte Wahrheit

Nun also zeigt Berlusconi auf Instagram seine Wahrheit – und die einzigen, die ausgelassen durch die sagenumwobene Villa Arcore toben sind seine drei Hündchen. Der 78-Jährige selbst gibt sich seriös, drückt beim ESC zu nächtlicher Stunde den italienischen Tenören die Daumen und schmiegt sich selig lächelnd an seine fast 50 Jahre jüngere Freundin Francesca Pascale. Die Botschaft ist eindeutig: Seht her, ich bin kein hormongesteuerter Hallodri und kaltblütiger politischer Strippenzieher! Hier präsentiert sich auf teils verschwommenen Bildchen ein ganz normaler Mann, der sehr hart für sein Land arbeitet – es ist die heile Welt eines italienischen Patrioten. Immer wieder sind auf den Bildchen geschickt beiläufig die Farben der italienischen Flagge drapiert – sei es als Blumengesteck im Hintergrund oder auf dem Teller als grün-weiß-rote Pasta.

15.05.28-pasta Berlusconi und seine Pasta

Kampf ums Überleben

Fast 100 Fotos sind in einer Woche hochgeladen worden und über 27.000 Abonnenten hat der Account. Und warum das alles? Es ist der Kampf ums politische Überleben! Berlusconis Partei „Forza Italia“ droht der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Kommenden Sonntag sind Regionalwahlen und es droht eine politische Katastrophe – aber daran ändert wahrscheinlich auch der patriotische Instagram-Auftritt Berlusconis herzlich wenig.