Machtkampf in der Familie Le Pen

Natürlich tut es der Tante seid leid. Marine Le Pen bedauert den Rückzug ihrer Nichte Marion Maréchal-Le Pen aus der Politik. Doch so ganz unschuldig dürfte die Chefin des Front National an dieser Entscheidung nicht sein.

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Screenshot der Zeitung „Vaucluse Matin“

Machkampf in der Familie Le Pen

Die Niederlange soll eine Wende sein. Marine Le Pen will dem Front National einen gemäßigteren Anstrich geben. Dagegen hat sich ihre Nichte Marion allerdings immer gewehrt, denn sie gehört zum rechten Flügel und steht ihrem Großvater sehr nahe, den Marine allerdings wegen seiner radikalen Ansichten eigenhändig aus der Partei geworfen hat. So ist es nicht erstaunlich, dass die Front-National-Abgeordnete Marion Maréchal-Le Pen den Umbau der Partei nicht mitgestalten will.

Brief in der Zeitung „Vaucluse Matin“

In einem Brief, der in der Zeitung „Vaucluse Matin“ erschien, kündigt die 27-Jährige einen vorübergehenden Rückzug aus der Politik an. Aber sie werde „nicht endgültig den politischen Kampf aufgeben“. Die Nichte von Marine Le Pen erklärte, sie wolle „einige Zeit“ der Politik den Rücken kehren, um mehr Zeit für ihre Familie haben.

In dem Brief heißt es:

„ J’ai beaucoup manqué à ma petite fille dans ses premières années si précieuses. Elle m’a aussi terriblement manquée. Il est essentiel que je puisse lui consacrer plus de temps.“

Sie will sich allerdings nicht ausschließlich der Familie widmen. Ihr Plan sieht vor, in einem Unternehmen zu arbeiten:

„Par ailleurs, je n’ai jamais renoncé à l’idée de m’extirper un jour ou l’autre du monde politique pour une expérience dans la vie civile. J’aime le monde de l’entreprise, je n’ai jamais cessé de le défendre durant mon mandat et j’aspire aujourd’hui à y travailler.“

Den Franzosen müsse bewiesen werden, „dass es auch freie und unabhängige Abgeordnete gibt, die sich nicht um jeden Preis an ihren Status und ihre Aufwandsentschädigungen klammern“.

Aber „ich verzichte nicht endgültig auf den politischen Kampf“, fügt sie hinzu. „Ich könnte niemals dem Leiden meiner Landsleute gleichgültig gegenüberstehen.“

„Je ne renonce pas définitivement au combat politique.“

Und weiter:

„ J’ai l’amour de mon pays chevillé au cœur et je ne pourrai jamais rester indifférente aux souffrances de mes compatriotes.“

Aus den Reihen des rechtspopulistischen Front National hieß es schon seit geraumer Zeit, Maréchal-Le Pen werde sich bei der Parlamentswahl im Juni nicht erneut als Abgeordnete für das südfranzösische Département Vaucluse bewerben. Zudem wolle sie nicht länger als Oppositionschefin im Regionalrat der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur tätig sein. Auch sie selbst hatte mehrfach Andeutungen in diese Richtung gemacht.
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Beobachter vermuten, dass dieser Schritt auch mit dem angespannten Verhältnis zu ihrer Tante Marine und deren Chefstrategen Florian Philippot zusammenhängen könnte. Marine Le Pen hatte auch nicht davor zurückgeschreckt, ihre Nichte in der Öffentlichkeit zu disqualifizieren, indem sie sie als zu „unerfahren“ für einen Ministerposten bezeichnet hat. Auch Philippot legte nach: er hatte gesagt, Maréchal-Le Pen sei in der Partei „allein und isoliert“.

Hier die Erklärung von Marion Maréchal-Le Pen:
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Mit der Ankündigung von Marine Le Pen, die Partei einem grundlegenden Umbau zu unterziehen, scheint der Konflikt eskaliert zu sein und Marion hat die Konsequenzen gezogen. Auch der Name soll sich ändern, da er an Jean-Marie Le Pen erinnert, der die Partei 1972 gegründet hatte. Marine Le Pen hatte ihren Vater 2015 nach wiederholten antisemitischen Ausfällen aus der FN ausgeschlossen. Die 48-Jährige steht der Partei seit 2011 vor und versucht seitdem, sie für bürgerliche Wähler zu öffnen. Vertreter der Front National glauben, dass der Rückzug Maréchal-Le Pens ein „Erdbeben“ ankündige.

Vernichtungskrieg in der Familie Le Pen

Wie tief kann der Hass in einer Familie reichen? Die Antwort auf diese Frage gibt uns die französische Politikerfamilie Le Pen.

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Kampf bis aufs Blut

Als politische Erfolgsgeschichte gestartet, bekämpfen sich inzwischen Tochter Marine und Vater Jean-Marie bis aufs Blut. Vorerst letzter Akt der Tragödie ist eine verbale Breitseite der Chefin des rechtsextremen Front National (FN) gegen ihren Vorgänger. Marine Le Pen hat ihren aus der Partei ausgeschlossenen Vater spöttisch mit einer Femen-Aktivistin verglichen. „Sagen wir mal, dass er so etwas wie unsere kleine persönliche Femen(-Aktivistin) ist“, sagte Le Pen den Sendern Radio Classique und LCI. Sie reagierte damit auf die Ankündigung des 87-jährigen Parteigründers, am Wochenende am Sommertreffen der FN teilnehmen zu wollen – trotz seines Parteiausschlusses.

Aus der Partei geworfen

Dieser Attacke geht ein schmutziger Kampf um die Macht in der Partei voraus, der selbst hartgesottenen Politikbeobachtern den Atem stocken ließ. Die ausländerfeindliche Front National hatte ihren Gründer vor zwei Wochen wegen wiederholter antisemitischer Provokationen aus der Partei geworfen. Der Übervater des FN betonte zuletzt aber kämpferisch, er wolle bei der sogenannten Sommeruniversität der Front National in Marseille „vorbeischauen“.

Der kleine Unterschied

„Sein Ziel ist es natürlich, die Sommeruniversität zu stören und wenn möglich einen Vorfall, einen Medien-Hype auszulösen“, sagte seine Tochter Marine dazu. „Das ist genau das, was die Femen-Aktivistinnen machen, es gibt nur einen kleinen Unterschied bei der Bekleidung.“ Die Feministinnen-Gruppe Femen ist mit ihren aufsehenerregenden Oben-Ohne-Protesten bekannt geworden. Am 1. Mai störten drei barbusige Aktivistinnen auch eine Veranstaltung der Front National in Paris.

Für die Schlacht gerüstet

Jean-Marie Le Pen scheint allerdings für die Schlacht gegen seine Tochter gerüstet. Nach seinem Rauswurf tönte er, strotzende vor Selbstbewusstsein: “Ich bin der Front National, ich bin im Front National zu Hause, und ich werde gegen diesen theoretischen Ausschluss vor Gericht ziehen und ein viertes Mal gewinnen, wie schon die drei Male zuvor.” Den Kampf gegen seine Tochter sieht der Vater inzwischen offensichtlich als Vernichtungsfeldzug.  „Sie hat per Telefon das Exekutionskommando angewiesen, ihren Papa umzubringen, sie hat ihn nicht direkt getötet, aber ihre Handlanger haben es für sie erledigt.”

Das ganze Gespräch mit Marine Le Pen im TV

Die entscheidenden Sekunden des Gesprächs mit Marine Le Pen