Ein weiterer Verrat an der Kunst von Banksy

Nun also Graz. Die Ausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ wird in den kommenden Monaten in der Hauptstadt der Steiermark gezeigt. Wahrscheinlich wird sie zu einem Publikumsmagneten, schließlich werden Werke von Banksy gezeigt, einem der wohl populärsten Künstler unser Zeit.

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„An Unauthorized Exhibition“

Geworben wird mit dem Namen, der inzwischen zu einer Marke geworden ist. Dazu gehört auch die Aura des Geheimnisvollen – damit kokettieren auch die Macher der Ausstellung. Denn im Kleingedruckten ist zu lesen: „An Unauthorized Exhibition“. Im Klartext: Banksy hat weder an dieser Ausstellung mitgewirkt noch sie autorisiert hat.

In den Worten Kuratoren liest sich das dann so:

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Er ist weltberühmt und dennoch ein Mysterium – Banksy, der in Bristol geborene und bis heute anonyme Graffiti-Künstler und Maler, der dafür bekannt ist, die Grenzen des Kunstmarktes in Frage zu stellen und der mit seinen Arbeiten seit Jahren für Furore sorgt. Nun kommt mit „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ eine brandneue Schau zu Ehren der Kunst-Ikone nach Deutschland und Österreich!

Zitat von der Seite „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“

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Gezeigt werden Reproduktionen seiner Graffitis und angeblich auch einige Originale. Was mit im Zentrum steht bei dieser Wanderausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ wird allerdings schnell deutlich: es geht darum, Geld zu machen. Wer solch eine „offizielle“ Ausstellung bereits besucht hat, wird sich deshalb nicht über den üppig bestückten Shop am Ausgang wundern. Dort können allerhand Devotionalien erstanden werden. Wer davon wahrscheinlich nicht profitiert ist der Künstler selbst. Denn Banksy müsste seine Anonymität aufgeben, wollte er solche Ausstellungen verbieten. Also bleiben diese offensichtlichen Verletzungen des Urheberrechtes ungeahndet.

Schlimmer noch: mit solchen Ausstellungen wird die Kunst von Banksy verzerrt, ins Lächerliche gezogen und ihr Sinn wird völlig verdreht.

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Bansky entzieht sich dem Kunstmarkt

Denn der Brite entzieht sich seit jeher dem Kunstmarkt – auch wenn er mittlerweile zu den gefragtesten Künstlern weltweit gehört. Seine Graffitis sind für die Allgemeinheit bestimmt, nicht für potente Sammler, nicht für Leute, die sich Tickets kaufen. Zum Ethos der Streetart gehört, dass sie Kunst an öffentlichen, öffentlich zugänglichen Plätzen sprüht. Ursprünglich sind die Graffitis gelebte Anarchie, weil sie sich nicht darum scheren, auch als Beschädigung oder Vandalismus angesehen zu werden.

Für Banksy ist auch der Kontext wichtig, in dem seine Werke stehen. Er bindet seine Graffits in die Umgebung ein. Wenn er etwa an einer Gefängnismauer einen Ausbrecher sprüht oder den Einwanderer Steve Jobs an die Wand in der Nähe eines Flüchtlingscamps in Calais auferstehen lässt. Dadurch, dass seine Werke aus diesem Kontext gerissen werden, werden sie auch entwertet – nicht mehr interpretierbar, nur noch zur schnöden Hülle.

Zum Kontext seiner Arbeiten gehört auch, dass sich Banksy einer kapitalistischen Verwertungslogik verweigert. Seine Arbeiten sollen allen gehören deswegen sprayt er sie auf Mauern. Das ist keine Nebensache, das ist die Essenz dieser Kunstform. Auch darüber setzt sich die Ausstellung hinweg. Die Macher der „unautorisierten Ausstellung“ wollen viel Geld verdienen – was sich auch tun. In Graz kostet der reguläre Eintritt am Wochenende 19 Euro. Es ist ein Irrtum zu glauben, dort gäbe es echte Kunst von Banksy zu sehen: Was es dort zu sehen gibt, ist das Gegenteil dessen, was Banksy im Sinn hat. Genau gesehen ist es der Verrat an seiner Kunst.

Infos zur Ausstellung:

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Belgien gibt Nazi-Raubkunst zurück

Die Suche hat mehrere Jahre gedauert. Nun hat Belgien Gemälde aus den Königlichen Museen der Schönen Künste zurückgegeben. Das Werk war einem jüdischen Ehepaar während des Zweiten Weltkriegs gestohlen worden war. Nun soll auch eine Online-Forschungsarbeit zu 2800 anderen Werken ungewisser Herkunft gestartet werden.

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Ein starkes Signal in der Kunstwelt

Der der zuständige Staatssekretär Thomas Dermine zeigte sich sehr zufrieden über die Rückgabe des Bildes. Es sei die erste Restitution der Königlichen Museen und sende ein starkes Signal, sagte er.

Das Gemälde „Blumen“ (1913) des deutschen Expressionisten Lovis Corinth hatte Gustav und Emma Mayer gehört, die sich auf der Flucht aus Deutschland in Brüssel niedergelassen hatten. Es wurde demnach von den Nationalsozialisten gestohlen und nach der Befreiung Brüssels den Königlichen Museen anvertraut, da die Besitzer nicht mehr bekannt waren. Durch jahrelange Recherchearbeit habe man die rechtmäßigen Eigentümer nun ermitteln können.

Eine Datenbank für die Suche nach Besitzern

Belgische Behörden richteten am Donnerstag zudem eine Online-Datenbank mit rund 2800 Kunstwerken ein, die dem Staat nach dem Zweiten Weltkrieg in die Hände fielen. Sie soll dabei helfen, mögliche rechtmäßige Besitzer der aus zweifelhafter Herkunft stammenden Werke zu ermitteln.

Gleichzeitig eröffneten die Königlichen Museen der Schönen Künste zwei Säle, einen zur Kontextualisierung von während des Krieges geplünderten Kulturgütern, den anderen zu Fragen des Kolonialismus und der Vielfalt. Letzteres steht im Mittelpunkt der Gemäldestudie von Rubens, die lange unter dem späten Namen „Têtes de Nègres“ bekannt ist und heute „Vier Studien eines Kopfes“ heißt.

Französischer Konzeptkünstler Boltanski in Paris gestorben

Christian Boltanski hat aus seiner Person nie großes Aufhebens gemacht. Zurückhaltend, elegant etwas melancholisch ging er durch die Welt der Kunst. Nun ist er im Alter von 76 Jahren in Paris gestorben.

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Ein sehr französischer Künstler

Sein Freund Bernard Bilstène, ehemaliger Direktor des Museums für Moderne Kunst im Centre Pompidou, überbrachte die Nachricht. „Ja, er starb heute Morgen im Hospital Cochin, wo er einige Tage verbracht hatte. Er war krank. Er war ein bescheidener Mann, er hat Dinge versteckt, solange er konnte.“

Christian Boltanski war in seiner Art ein sehr französischer Künstler, eine Art Charmeur. Licht- und Schattenspiele waren seine visuelle Signatur. Leicht zu erkennen waren seine Werke sie an ihrem meditativen, melancholischen Charakter, der an den Expressionismus grenzten. Als lizenzierter schlechter Schüler glaubte Boltanski immer an die Tugenden von Leere, Langeweile, Warten, Phantasie und Träumen. Daraus entstanden seine Parallelwelten, seine Ideen und seine Kunst. Es waren Äußerungen eines einsamen Kindes, eines grübelnden jungen Mannes, eines erst spät Erwachsenen, eines Erfinders von Zeichen, die das Leben verkörpern. Abwechselnd Filmemacher, Maler, Bildhauer und Fotograf, hat der Künstler die Welt der zeitgenössischen Kunst tief geprägt.

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Geprägt von der Mutter

Die Kindheit des kurz vor Kriegsende geborenen Christian Boltanski war geprägt von der Krankheit seiner an Kinderlähmung erkrankten Mutter und dem Schreckgespenst des Holocaust, dem sein Vater aus einer jüdischen Familie in Osteuropa nur knapp entkommt. Sein Werk wird 50 Jahre lang von den Themen Kindheit, Erinnerung und Abwesenheit geprägt sein. Zunächst Maler, schuf er zu Beginn seiner Karriere großformatige naive Gemälde, dann wandte er sich den Installationen zu.

Als Autodidakt hat er nie eine akademische Ausbildung absolviert. Er entwickelt ein ganz besonderes Universum, indem er Lebensmomente durch Alltagsgegenstände wie Bücher oder Kleidung rekonstruiert. Seine Bild- und Tonarbeiten sprechen die Emotionen der Zuschauer an und sind von Symbolik durchdrungen.

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Auseinandersetzung mit dem Tod

Erst 2019 widmete das Pariser Centre Pompidou ihm eine umfangreiche Retrospektive. Unter den Exponaten war auch sein erster Kurzfilm, „L’homme qui tousse“ (etwa: Der Mann, der hustet), aus dem Jahr 1969. In den vergangenen Jahren hat sich Boltanski auch immer mehr mit seinem eigenen Tod auseinandergesetzt. Wie in einem Werk von 2014, „Letzte Sekunde“: eine riesige Digitalanzeige, die die Sekunden des Lebens zählte, und mit seinem Tod aufhören sollte.

„Sein Tod ist ein sehr großer Verlust“, sagte Bernard Blistène. „Vor allem liebte er diese Übertragung zwischen Menschen, durch Geschichten, durch Erinnerungen. Er wird einer der größten Geschichtenerzähler seiner Zeit bleiben. Er war ein unglaublicher Erfinder.“

Das Museum des Milliardärs in Paris

In Paris eröffnet François Pinault sein neues Museum für seine Sammlung. Zuvor gab es einige Hindernisse zu überwinden.

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160 Millionen für den Umbau der Börse

Der Hang zur Tiefstapelei gehört nicht zu den Charaktereigenschaften von François Pinault. Er wolle zu einer „Renaissance des Pariser Kulturraums beitragen“ erklärte der französische Modemilliardär jüngst selbstbewusst. Um dieses ambitionierte Vorhaben zu verwirklichen, hat der 84-Jährige rund 160 Millionen Euro in den Umbau der Pariser Bourse de Commerce (Handelsbörse) gesteckt. Am 22. Mai wird der Kulturtempel eröffnet.

In den Monaten zuvor musste aber der François Pinault erkennen, dass auch sein Einfluss an Grenzen stößt. Eigentlich sollte die Bourse de Commerce bereits im Juni 2020 ihre Pforten öffnen, doch die Corona-Pandemie machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Auch mehrere Ersatztermine mussten wieder abgesagt werden. Nun sind die Infektionszahlen nach der dritten Welle so weit gesunken, dass der Besuch unter bestimmten Hygieneregeln möglich ist. Der Eintritt ist in den ersten Tagen zwar gratis, doch um einen zu großen Ansturm zu verhindern, muss vorher ein Online-Ticket gelöst werden.

Eine außergewöhnliche Sammlung

Die außergewöhnliche Sammlung von Pinault umfasst insgesamt rund 10.000 Werke, davon werden etwa 200 zur Eröffnung in Paris gezeigt. Viele sind erstmals zu sehen. Zu den Besonderheiten gehören die 40 Arbeiten von David Hammons. Noch nie sollen so viele Werke des afro-amerikanischen Künstlers in Europa gezeigt worden sein, wie Martin Bethenod sagte, der Generaldirektor des neuen Museums. Der letzte Ausstellungsraum wird mit Malereien und Skulpturen der deutschen Künstler Thomas Schütte, Martin Kippenberger und Florian Krewer bespielt. 

Die Ausstellungen sollen nach Angaben der Macher einen „leidenschaftlichen und subjektiven Blick“ auf die Kunst unserer Zeit vermitteln, beginnende mit den 1960er Jahren bis heute. Von den rund 13.000 Quadratmetern Gesamtfläche sind etwa 7700 dem Publikum zugänglich, knapp 3000 sind Ausstellungen gewidmet. Im Untergeschoss befindet sich ein Auditorium mit über 250 Plätzen und eine Black Box, ein großer verdunkelter Raum für Installationen. 

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Zwei Museen stehen bereits in Italien

Es ist das dritte Museum von François Pinault, der einst an der Spitze eines gewaltigen Luxus- und Modeimperiums mit Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga stand. Der Palazzo Grassi und die Punta della Dogana in Venedig wurden bereits 2006 und 2009 eröffnet. Seine Pläne für ein Museum in Paris konnte der Milliardär allerdings erst im zweiten Anlauf verwirklich. Eigentlich wollte Pinault vor 15 Jahren einen ehemaligen Renault-Standort auf einer Seine-Insel südwestlich der Millionenmetropole zu einer Art Kunstzentrum ausbauen. Geplant war ein Museum, das einem Raumschiff auf dem Wasser gleichen sollte. Doch angesichts der exzentrischen Pläne gab es keine Einigung mit der zuständigen Gemeinde Boulogne-Billancourt über das Ausmaß der Bebauung, was das Ende der ehrgeizigen Pläne bedeutete. Reichlich verschnupft steckte Pinault sein Geld in seine beiden anderen Museumsprojekte in Italien. So geht für den Milliardär in Paris ein Traum in Erfüllung.

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Wie bei seinen Projekten in Italien ließ er auch in der Bourse de Commerce dem von ihm verehrten Architekten Tadao Ando freie Hand. Dieser habe mit großem Respekt für die Geschichte des Gebäudes gearbeitet und hat in den Augen des Mäzens eine Art Gesamtkunstwerk geschaffen. „Er hatte mir gezeigt, dass Beton ein edles Material ist und dass man damit außergewöhnliche Dinge machen kann“, erklärt der französische Milliardär sein Faible für den japanischen Baumeister. Auch im Fall der Pariser Börse habe er ein Meisterwerk geschaffen. So hat der 79-Jährige in den teilweise unter Denkmalschutz stehenden Rundbau mit Stilelementen, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen, einen 9 Meter hohen und 30 Zentimeter breiten Betonzylinder eingebaut. Das Urteil von François Pinault: „Alles was benötigt wird ist da, alles was überflüssig ist, ist nicht mehr da, es ist wie minimale Kunst.“

Scharfsinnige Kommentare in Bronze gegossen

Der Cartoonist Philippe Geluck stellt in Paris auf den Champs-Élysées seine Comics als drei Meter hohe Statuen aus. In Zeiten von Corona ist die Ausstellung ein besonderer Besuchermagnet.  

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Philippe Geluck scheint seine eigene Kunst zu genießen.

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Knubbelnasige Katze mit Hintergedanken

Philippe Geluck ist ein hinterhältiger Künstler. Leicht und verspielt umgarnen seine knubbelnasigen Katzen den schmunzelnden Betrachter, doch auf den zweiten Blick offenbaren die Figuren bisweilen eine tiefsinnige Tristesse, die gerade dadurch zum Denken anregt. Da stemmt eine griechisch anmutende Atlas-Karikatur das Himmelsgewölbe, das sich in diesem Fall als unsere Erde entpuppt – gefüllt mit Plastikmüll.

In den kommenden Monaten präsentiert der belgische Cartoonist zwanzig seiner Werke unter dem Titel „Le Chat Déambule“ (Die Katze flaniert) auf eine ganz besondere Weise: als fast drei Meter hohe Bronzestatuen auf den Champs-Élysées in Paris. „Eigentlich sollte die Ausstellung schon im vergangenen Jahr stattfinden“, erklärt Philippe Geluck, doch wegen der Corona-Pandemie habe sich alles verzögert. Nun, da in Frankreich alle Museen geschlossen haben, sind die in Bronze gegossenen Karikaturen unter freiem Himmel ein besonderer Besuchermagnet. „Es freut mich, wenn ich den Menschen mit meinen Arbeiten etwas Abwechslung bieten kann“, sagt der 66-Jährige, „ich denke, wir alle haben im Moment eine kleine Ablenkung sehr nötig.“

Eine Vorliebe für Bronzefiguren

Seit 1983 zeichnet Philippe Geluck seine Katzen, die in als Karikaturen unter dem Titel „Le Chat“ vor allem im französischen Sprachraum bekannt gemacht haben. Kaum bekannt ist allerdings, dass der Belgier immer auch kleine Bronzestatuen als hintersinnige Kommentare zu den gesellschaftlichen Entwicklungen kreiert hat. „Normalweise sind meine Figuren aber maximal 50 Zentimeter hoch“, erklärt der Künstler, „für eine Ausstellung auf den Champs-Élysées wäre das natürlich viel zu klein gewesen.“

Erinnerungen an die Kindheit

Zur Bronze habe er seit Kindestagen eine große Affinität, verrät Geluck. Auf seinem Schulweg sei er jeden Tag an einer großen Reiterstatue vorbeigelaufen, „und jeden Tag habe ich alle vier Hufe des Pferdes berühren müssen.“ Das sei immer wieder ein magischer Moment gewesen, mit den Fingern das kalte Metall zu berühren.

Nach dem Ende der Ausstellung in Paris werden die Figuren ab Juni eine Reise zuerst quer durch Frankreich und dann Europa antreten. Zu sehen sein wird „Le Chat Déambule“ auch in Italien, der Schweiz und Luxemburg. Geplant ist, dass die rund eine Tonne schweren Bronzestatuen 2024 dann in einem „Katzenmuseum“ ihre endgültige Heimat finden, das Philippe Geluck seit einigen Jahren in Brüssel plant. Allerdings werden dort wahrscheinlich nicht alle Katzen einziehen, denn natürlich können die Statuen auch gekauft werden. Der Preis: 300.000 Euro das Stück.

Aufstieg und Niedergang eines Genies

Alexandre Dumas hat Klassiker der Weltliteratur geschrieben, vor 150 Jahren ist er verarmt gestorben

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Ein Mann voller Lebenslust

Wer etwas über den Menschen Alexandre Dumas erfahren will, der muss Port-Marly besuchen. In der kleinen Gemeinde an der Seine in der Nähe von Paris steht in einem Park das Schloss Monte-Cristo, benannt nach dem großen Roman des französischen Schriftstellers. Es erzählt von der Lebenslust, dem Reichtum und vielleicht auch von einem gewissen Größenwahn dieses Vielschreibers, der am 5. Dezember 1870, vor 150 Jahren, gestorben ist. Über 300 Theaterstücke und Romane hat Alexandre Dumas verfasst, von denen der Graf von Monte Christo“ und „Die drei Musketiere“ heute zu den Klassikern der Weltliteratur zählen.

Der Erfolg nicht in die Wiege gelegt

Dabei war ihm der kometenhafte Aufstieg als Literat nicht gerade in die Wiege gelegt. Sein Vater wurde wegen seiner militärischen Erfolge unter Napoleon zwar zum Marquis geadelt, aber seine Mutter war eine schwarze Sklavin aus den Kolonien. Alexandre Dumas passte mit seinem dunklen Teint und den krausen Haaren zumindest äußerlich nicht in die Pariser Oberschicht. Doch mit seinen Texten traf er den Nerv der Leser. Im Jahr 1829 machte ihn das romantische Drama „Henri III et sa cour“ bekannt, zu Ruhm verhalfen ihm aber vor allem seine Abenteuerromane.  

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Dumas legte aber auch einen bewundernswerten Geschäftssinn an den Tag. Seine Geschichten veröffentlichte er zunächst als Fortsetzungsromane in den großen Pariser Zeitungen. So konnte zwei Mal kassieren, denn als Bücher verkauften sich die Werke hernach noch besser. So verfuhr er auch mit seinem bis heute wohl bekanntesten Roman: Die drei Musketiere. Viele Handlungsstränge und Figuren in Dumas‘ Werk sind nach Einschätzung von Literaturwissenschaftlern durch das Leben und die militärische Laufbahn seines Vaters inspiriert worden.

Dumas beschreibt sein Leben

Wie sehr Alexandre Dumas trotz des Erfolges unter seiner Herkunft zu leiden hatte, lässt sein Roman „Georges“ (1843) erahnen. Darin kämpft der nach außen sehr erfolgreiche Protagonist immer wieder um Anerkennung, wegen seiner kreolischen Herkunft wird Georges aber von den weißen Siedlern auf Mauritius als nicht ebenbürtig angesehen.

Alexandre Dumas genoss seinen Ruhm und gab das Geld mit vollen Händen aus. Er veranstaltete Feste, versorgte seine Mätressen mit kleinen Wohnungen und unterstütze großzügig seine Künstlerfreunde, die nicht so viel Erfolg hatten wie er. Schnell aber überstiegen die Einnahmen die Ausgaben und der Schriftsteller musste sich 1851 nach Belgien absetzen, wollte er wegen seiner Schulden nicht ins Gefängnis wandern. In seinen letzten Jahren lebte Dumas bei seinem Sohn – er selbst war bankrott und starb im kleinen Ort Puys in der Normandie. Zum 200. Geburtstag des Schriftstellers im Jahr 2002 wurde ihm die größte Ehre zuteil. Seine Gebeine wurden ins Pariser Pantheon überführt, wo die sterblichen Überreste französischer Geistesgrößen ruhen. Dort liegt er neben seinem Freund Victor Hugo. Die Zeremonie war nicht nur die Ehrung eines der größten Schriftsteller Frankreichs, sondern auch ein politisches Signal gegen Rassismus und eine späte Anerkennung des Menschen Alexandre Dumas.

Ritterschlag in Frankreich für Anselm Kiefer

Im Zuge der Ehrung des französischen Schriftstellers Maurice Genevoix werden sechs Werke des deutschen Künstlers werden im Pathéon aufgestellt

Anselm Kiefer (links) und der französische Komponist Pascal Dusapin im Panthéon in Paris.

Viel der Ehre für Anselm Kiefer

Diese Geste gefällt nicht allen Franzosen. Ein deutscher Künstler wird mit seinen Werken ins Panthéon in Paris einziehen, die nationale Ruhmeshalle, Grabstätte der größten französischen Persönlichkeiten. Sechs mächtige Skulpturen von Anselm Kiefer werden in Zukunft im Querschiff des symbolträchtigen Gebäudes stehen. Es ist das erste Mal seit fast 100 Jahren, dass neue Kunstwerke im Panthéon aufgestellt werden. Zuletzt wurde im Jahr 1924 dem französischen Bildhauer Louis-Henri-Bouchard mit seiner monumentalen Skulptur „Aux héros morts inconnus“ (Den unbekannten toten Helden) diese große Ehre zuteil.

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Maurice Genevoix kommt ins Panthéon

Doch nicht Anselm Kiefer, der seit fast 30 Jahren in Frankreich lebt, steht im Mittelpunkt einer symbolträchtigen Zeremonie am Mittwoch, sondern der französische Schriftsteller Maurice Genevoix, dessen sterbliche Überreste ins Panthéon überführt werden. Dort wird er neben 70 Männern und fünf Frauen aufgebahrt werden. Das berühmteste Werk Genevoix‘ trägt den Titel „Ceux de 14“, ein vierbändiges Werk über die Grauen des Ersten Weltkrieges. Er hatte an den Kämpfen an der Marne und bei Verdun teilgenommen und wurde schwer verletzt. Aus diesem Grund ist seine Überführung auch eine tiefe Verneigung vor den französischen Kriegsteilnehmern, die in jener Zeit des Infernos ihr Leben lassen mussten. Der 11. November, der Tag des Waffenstillstandes, wird in Frankreich jedes Jahr feierlich begangen.

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Zeremonie für den Schriftsteller

Die sichtbare Verbindung zwischen Maurice Genevoix und den Toten des Krieges knüpft Präsident Emmanuel Macron. Vor der Zeremonie im Panthéon wird er am Grabmal des unbekannten Soldaten am Arc de Triomphe in Paris einen Kranz niederlegen. Wenn danach der Sarg des Schriftstellers in der Ruhmeshalle auf dem Hügel der heiligen Genoveva aufgebahrt wird, wird ein Musikstück des zeitgenössischen französischen Komponisten Pascal Dusapin aufgeführt – auch das eine Premiere. 70 Lautsprecher sollen das Vokalstück im Innern des Gebäudes in eine Klangwolke verwandeln. Stellvertretend für die Opfer des Ersten Weltkrieges werden die Namen von 15.000 gefallenen Soldaten vorgelesen.

Eine Initiative von Macron

Der Auftrag an Anselm Kiefer kam vom französischen Präsidenten Macron persönlich, der den deutschen Künstler im Jahr 2018 in Aachen getroffen hatte. Der Politiker ist offenbar beeindruckt von der Art, wie sich Kiefer Zeit seines Schaffens mit der emotionalen Zerrissenheit kultureller Identität gegenüber der Verstrickung in historische Schuld auseinandersetzt. Zudem repräsentiert sein Pendeln zwischen Deutschland und Frankreich eine gelebte, sehr produktive Verbindung zwischen den beiden einst verfeindeten Staaten. Hinzu kommt eine überwältigende haptische Materialität der Werke Kiefers, dessen Lieblingswerkstoffe Asche und Blei sind.

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Eine Stimme des Krieges

Für das Panthéon hat Anselm Kiefer sechs monumentale Vitrinen aus Glas und Stahl geschaffen, drei Meter hoch und fast sechs Meter breit. Zwischen bedrohlichem Blei und Stacheldraht sind dort auch getrocknete Mohnsamen zu finden, eine Erinnerung an die im Kampf getöteten Soldaten. Am Fuß der Skulpturen finden sich Zitate von Maurice Genevoix, der Mann der in Frankreich dem Grauen des Kriegs eine Stimme gegeben hat.

Corona verleiht Giorgio de Chirico erschreckende Aktualität

Das Musée de l’Orangerie in Paris zeigt Werke der metaphysischen Malerei des italienischen Künstlers.

Wegen der Corona-Beschränkungen darf nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern ins Museum. Das bringt Ruhe beim Betrachten der Bilder.

Keine Schlange am Eingang des Museums

Wir leben in besonderen Zeiten. In Paris wird eine Ausstellung eröffnet und es bildet sich keine unendlich lange Schlange vor dem Eingang des Museums, allein das ist ein kleines Ereignis. Das irritiert umso mehr, da im Musée de l’Orangerie Werke von Giorgio de Chirico (1888-1978) gezeigt werden, einem der bedeutendsten italienischen Künstler der Avantgarde. Zudem sind die Macher der Werkschau kein Risiko eingegangen und legen den Fokus auf seine metaphysische Malerei, die mit Abstand berühmteste Periode des Künstlers – unter normalen Umständen ein absoltes Muss für jeden Paris-Touristen. Aber: die französische Hauptstadt ist Corona-Risikogebiet und viele Menschen machen einen großen Bogen um die Stadt.

Beängstigende Aktualität des Werkes

Beängstigend aktuell wirken die Werke Girogio de Chiricos, die alle zwischen 1911 und 1918 entstanden sind. De Chirico gilt als Hauptvertreter der bis in die 1920er Jahre dauernden Strömung der metaphysischen Malerei, die durch rätselhafte Bilder die wahre Realität enthüllen und überwinden wollte. Im Musée de l’Orangerie zu sehen sind unheimliche, traumähnliche Stadtlandschaften, deren Leere an die Plätze in Paris während des zweimonatigen Corona-Lockdowns erinnern. Die gesichtslosen Figuren in den Gemälden wirken wie die Maskenträger, die in jenen Wochen im Frühjahr vereinzelt und verloren wirkend über die verwaiste Champs-Èlysées huschten.

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München, Paris, Ferrara

Etwas holzschnittartig teilen die Macher der Werkschau das Schaffen Giorgio de Chiricos in drei Perioden ein: München, Paris, Ferrara. Verständlich werden manche Entwicklungen und Seitenstränge seines Schaffens erst durch die Lektüre des sehr guten Ausstellungskataloges mit vielen pointierten Aufsätzen. Schwerpunkt der aktuellen Schau liegt natürlich auf der Zeit in Paris, wo sich der Maler und Grafiker erstmals zwischen 1911 und 1915 längerfristig aufhielt. Während seines Aufenthalts in der französischen Hauptstadt kam de Chirico mit Pablo Picasso, André Derain und dem Dichter und Kunstkritiker Guillaume Apollinaire zusammen, der von der Originalität der Bildsprache des Italieners fasziniert war.

Klare Trennung zum Spätwerk

Die Ausstellungsmacher ziehen dann einen konsequenten Trennungsstrich zu seinem späteren Werk, in dem der Künstler sich von der Moderne abwandte und die Alten Meister in seinen Fokus rückte. Enttäuscht urteilte damals der Surrealist André Breton, dass es zwei Teile in Giorgio de Chiricos Schaffen gebe, eine frühe und eine schlechte Phase. Die Organisatoren der aktuellen Ausstellung scheinen diese Auffassung in gewisser Weise zu teilen. ENDE-ENDE

Die Ausstellung im Musée de l’Orangerie ist bis zum 14. Dezember täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, Dienstag geschlossen; Eintritt normal: 12,50 Euro, ermäßigter Tarif: 10 Euro. Online-Reservierung und das Tragen von Mund- und Nasenschutz sind zwingend.

Ein Gemälde sucht seinen Besitzer

Ein Wehrmachtsoldat hat einst ein Bild von Frankreich nach Berlin gebracht – Nun soll das Werk zurückgegeben werden, doch das ist nicht so einfach.

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20.08.19-verdun

Auf der Homepage des Weltzentrums für Frieden in Verdun wird über die Hintergründe des Bildes informiert.

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Kein bedeutendes, aber ein wichtiges Gemälde

Der französische Maler Nicolas Rousseau ist nicht wirklich ein Künstler von Weltgeltung. Dennoch ist eines seiner Gemälde aus dem 19. Jahrhundert im Moment eine Attraktion. „So etwas hat es zuvor noch nie gegeben“, sagt Philippe Hansch, Direktor des Weltzentrums für Frieden in Verdun, wo das Werk zu sehen ist. Dargestellt ist eine von zwei Baumgruppen gerahmte Landschaft, die ein schmales Gewässer durchzieht – viel wichtiger aber ist die Geschichte des Bildes. Neben dem etwa 40 mal 60 Zentimeter großen Gemälde hängt ein Zettel, darauf ist zu lesen: „Wenn Sie diese Bild kennen oder irgendwelche Informationen dazu haben, bitten wir Sie, dies am Empfang mitzuteilen.“

Das Bild wird nach Berlin verfrachtet

Die Odyssee des Werkes, dessen Wert auf rund 3000 Euro geschätzt wird, beginnt im Frühjahr 1944. Damals hatte der junge Luftwaffenunteroffizier Alfred Forner den Befehl bekommen, das Bild aus dem Nordwesten Frankreichs nach Berlin zu bringen. Doch als er die Raubkunst in Deutschland an der angegebenen Adresse abgeben will, steht er vor einer zerbombten Ruine. Er lässt das Gemälde in Berlin zurück, weil er wieder nach Frankreich an die Front muss, wo er nur wenige Wochen danach getötet wird.

Ein Mann will sein Gewissen erleichtern

So hing die idyllische Landschaft viele Jahrzehnte in einer Wohnung in Spandau, bis Peter Forner, der Sohn des damaligen Unteroffiziers, im vorigen Jahr kurz vor seinem Tod entschied, das Bild an den rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. „Es heißt, dass er noch einige Dinge in seinem Leben regeln wollte“, erzählt Julien Acquatella, der in Deutschland für die Entschädigungskommission CIVS arbeitet. „Die Frage des Gemäldes war ihm sehr wichtig, er wollte sein Gewissen erleichtern.“

Eine Große Ehre für das Zentrum in Verdun

Für das Weltzentrum für Frieden in Verdun sei es eine große Ehre, das Gemälde auszustellen, unterstreicht dessen Direktor Philippe Hansch. „Wir reden ständig vom Krieg“, erklärt er. „Den Krieg darzustellen ist sehr einfach. Es gibt Tausende Objekte. Aber den Frieden darzustellen, das ist viel komplizierter.“ Im Gemälde von Nicolas Rousseau und dessen Geschichte sieht er ein herausragendes Symbol für den Frieden. „Peter Forner hatte Angst, dass seine Familie wegen des gestohlenen Bildes in Misskredit geraten würde – aber genau das Gegenteil ist der Fall.“ Für den alten Mann sei die Rückgabe ein Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft und der Aussöhnung gewesen.

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Das Gemälde helfe, die deutsch-französische und europäische Geschichte besser zu erklären, ist Philippe Hansch überzeugt. Damit werde auch für Verdun eine neue Seite im deutsch-französischen Geschichtsbuch geschrieben. Bei Verdun gab es im Ersten Weltkrieg eine der blutigsten Schlachten zwischen Deutschland und Frankreich.

Eine sehr komplizierte Suche

Die Verantwortlich wollen sich allerdings nicht darauf verlassen, dass in Verdun zufällig ein Besucher des Zentrums Informationen über den möglichen Besitzer des Bildes liefern kann. Auch in Deutschland sucht die Entschädigungskommission weiter nach Hinweisen. „Wir wissen, dass Alfred Forner in der Normandie und im Pas-de-Calais stationiert war“, sagt Julien Acquatella. Leider habe auch sein Sohn nicht mehr über die Herkunft des Gemäldes gewusst. Also beginnt nun für alle Beteiligten das, was in Französisch eine „travail de fourmi“ genannt wird – eine Ameisenarbeit.

Vincent van Gogh und das gelöste Geheimnis der Wurzeln

Forscher entdecken im französischen Auvers-sur-Oise den Ort, an dem der Künstler sein letztes Gemälde angefertigt hat. Der Ort entwickelt sich zu einer kleinen Pilgerstätte der Kunstfreunde. 

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Vincent van Gogh ist in Auvers-sur-Oise praktisch an jeder Straßenecke präsent

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Das Herz der Kunstfreund schlägt höher

„Ich sehe nichts“, klagt die kleine Marie. Ihr Vater hebt das quengelnde Mädchen ächzend auf seine Schulter, damit es über den mannshohen Bauzaun schielen kann. „Man erkennt nichts, nur viel Erde und ein paar alte Wurzeln“, lautet ihr vernichtendes Urteil. Exakt diese Wurzeln aber sind es, die das Herz der Kunstwelt im Moment einige Takte höher schlagen lassen. In Auvers-sur-Oise glaubt ein Forscher die Stelle entdeckt zu haben, wo der niederländische Maler Vincent van Gogh sein letztes Bild mit dem bezeichnenden Titel „Baumwurzeln“ gemalt hat. Nur wenige Stunden später hat er sich in dem nordfranzösischen Städtchen erschossen.

Das Museum bestätigt die Entdeckung

Kaum hatte das Van Gogh-Museum in Amsterdam den eher unscheinbaren Ort etwas oberhalb der Gemeinde in diesen Tagen als besondere Sehenswürdigkeit ausgezeichnet, setzte ein kleiner, aber nicht enden wollender Pilgerstrom von Verehrern des Meisters ein. Zupass kam dabei, dass die Entdeckung rechtzeitig zum 130. Todestag des Künstlers am 29. Juli 1890 bekanntgegeben wurde.

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Den Fund verdankt die Nachwelt eher dem Zufall – und der Corona-Pandemie. Wouter van der Veen, Direktor des Van Gogh-Instituts in Auvers-sur-Oise, nutze die Zeit der strengen Ausgangssperre in Frankreich dazu, in seinem Archiv zu stöbern. „Vor einigen Monaten hatte ich einige alte Ansichtskarten aus den Jahren 1900 bis 1910 sortiert, die einer alten Dame aus Auvers gehören“, erzählt der Wissenschaftler. Als er eine vergilbte Karte mit einem Radfahrer etwas länger in der Hand hielt, fiel sein Blick auf einen Ausschnitt hinter dem Mann, einen steilen Hang mit mehreren Bäumen. Wouter van der Veen: „Ich hatte den Eindruck, dass ich diese Wurzeln schon einmal gesehen hatte.“

Van Gogh – das lange verkannte Genie

Mitarbeiter des Amsterdamer Museums bestätigten anschließend den Eindruck. „Auf der Grundlage von Van Goghs Arbeitsweise und dem Vergleich von Gemälde, Ansichtskarte und dem heutigen Zustand des Hügelrandes kommen die Experten zu der Schlussfolgerung, dass es sehr wahrscheinlich um den richtigen Ort geht,“ heißt es in einer Mitteilung des Museums.

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Auf einem Spaziergang durch Auvers-sur-Oise wird deutlich, dass Vincent van Gogh sehr viele Motive aus der direkten Umgebung als Vorlage für seine Werke nahm. In den nur 70 Tagen, in denen der Künstler in dem Städtchen lebte, schuf er rund 80 Gemälde und 60 Zeichnungen. Von seiner Kunst leben konnte der Maler allerdings nicht, er war auf die finanzielle Unterstützung seines Bruders Theo angewiesen. Nur wenige seiner Werke fanden einen Käufer, der weltweite Ruhm und der Ruf eines Genies stellten sich erst sehr lange nach seinem jähen Tod ein.

Kleiner Rundgang durch die Welt von van Gogh

In Auvers am Ufer der Oise können die Einwohner vom späten Glanz des Künstlers allerdings sehr gut leben. Rund 500.000 kunstsinnige Besuchern kommen jedes Jahr in den Ort. An einigen markanten Stellen in den engen Gassen sind Kopien der berühmten Gemälde des Malers aufgestellt, die der Besucher direkt mit der Realität vergleichen kann. Die Gemeinde hat daraus einen kleinen impressionistischen Van-Gogh-Spaziergang zusammengestellt, der am Rathaus beginnt, die Kirche passiert und über eine steile Straße zu den von van Gogh auf unnachahmliche Weise verewigten Getreidefeldern führt. Dort, etwas oberhalb des malerischen Städtchens, liegt auch der kleine Friedhof, auf dem Vincent van Gogh und sein Bruder Theo Seite an Seite ruhen. Diese ganze Szenerie mit dem von Efeu umrankten Grab fügt sich zu einem stimmigen Bild, denn der Maler schrieb in einem seiner zahlreichen Briefe an den Bruder, dass dort auf der Anhöhe immer wieder eine große Melancholie und Einsamkeit von seinem Gemüt Besitz ergreife.

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Die Kirche von Auvers-sur-Oise ist von Vincent von Gogh verewigt worden

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Der Ort wird hergerichtet und konserviert

In diesen kleinen Van-Gogh-Rundkurs wird in Zukunft wohl auch die Stelle mit den „Baumwurzeln“ integriert werden. „Mich hatte es etwas verwundert, als vor einigen Tagen plötzlich Bauarbeiter den Hang mit einem Bauzaun abgesichert haben“, sagt ein Anwohner. „Aber jetzt ist mir alles klar. Wahrscheinlich wollte man das alles auch vor Souvenirjägern schützen, die auf der Suche nach einem besonderen Andenken sonst den ganzen Berg abgetragen hätten.“ Inzwischen hängen an der Bretterwand eine Kopie des berühmten Kunstwerkes und eine Vergrößerung der Ansichtskarte. Es benötigt einige Fantasie, doch mit einem Quäntchen guten Willens werden die Parallelen deutlich, zumal der größte Baum mit seinen offenliegenden Wurzeln noch erhalten ist. Von dort musste Van Gogh mit seiner Staffelei auf dem Rücken nur einige Schritte die enge Gasse hinabgehen, um zu der Herberge zu kommen, wo er ein Zimmer gemietet hatte.

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Auf dem Friedhof ruhen Vincent van Gogh und sein Bruder Theo 

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Im Moment sei alles noch etwas verdeckt, aber man werde die Stelle in den nächsten Monaten entsprechend herrichten und konservieren, erklärt eine Mitarbeitern im Tourismusbüro Auvers-sur-Oise. Dann kann den geneigten Besuchern, die durch das malerische Städtchen auf den Spuren des berühmten Niederländers wandeln, ein neues Highlight geboten werden.