Viel Verwirrung um die „Rosen unter Bäumen“

Frankreich gibt ein von Nazis geraubtes Klimt-Gemälde zurück, doch der Weg dorthin war lang und verworren. Blamiert hat sich auf jeden Fall die Rückgabekommission in Österreich.

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Ein Kunstwerk für einen Spottpreis verkauft

Frankreich besitzt genau ein Gemälde von Gustav Klimt. Doch nun möchte der Staat das Werk nicht mehr haben, zu viel Leid und Unrecht sind damit verbunden. „Rosen unter Bäumen“ lautet der Titel des 1905 entstandenen Bildes, das seit fast 40 Jahren in Paris im Musée d’Orsay hängt. Der Schritt zur Rückgabe sei sehr schwer gefallen, gesteht Frankreichs Kulturministerin Roselyne Bachelot-Narquin. „Aber diese Entscheidung ist notwendig, unumgänglich“, schreibt sie auf Twitter.

Lange war die Geschichte des Werkes nicht geklärt, doch nun scheinen alle Zweifel beseitigt. Bis 1938 gehörte das Gemälde der jüdischen Österreicherin Nora Stiasny, die es damals auf Druck der Nazis zum Spottpreis von 395 Reichsmark verkaufen musste. Während des Krieges wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter ins Ghetto Izbica deportiert und vermutlich dort oder im Vernichtungslager Belzec ermordet.

Die tragische Geschichte einer jüdischen Familie

Mit dem Bild ist allerdings nicht nur eine tragische Familiengeschichte, sondern auch ein peinlicher Fehler verbunden. Eine Kommission, die in Österreich für die Rückgabe von Raubkunst zuständig ist, veranlasste im Jahr 2000, dass den Erben von Nora Stiasny das Gemälde von Gustav Klimt (1862-1918) zurückgegeben wird. Doch es stellte sich heraus, dass es sich um das falsche Werk handelte – ausgehändigt wurde nicht „Rosen unter Bäumen“, sondern Klimts „Apfelbaum II“ aus dem Jahr 1916, das im Belvedere Museum Wien gehangen hatte.

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Ein zu spät entdeckter Fehler

Entdeckt wurde der Fauxpas erst, als sich andere mögliche Erben zu Wort gemeldet hatten. Danach war die österreichische Kommission für Provenienzforschung noch einmal tätig geworden und klärte den Fehler auf. Die Verantwortlichen in Wien versuchten daraufhin den Irrtum zu revidieren, was sich allerdings rechtlich äußerst schwierig gestaltet, da die Rückgabe von „Apfelbaum II“ nicht nur ein reumütiger Akt von Vergangenheitsbewältigung, sondern offenbar ein Geschenk des Staates an die Erben von Nora Stiasny war. Zudem hatte die Familie das Gemälde vor vielen Jahren an einen unbekannten privaten Sammler verkauft.

Aber auch das richtige Klimt-Werk „Rosen unter Bäumen“ kann nun nicht ohne Probleme an die Erben ausgehändigt werden. Kulturministerin Roselyne Bachelot-Narquin erklärte, dass das Werk Teil der der staatlichen Sammlung ist. Es fehle noch ein entsprechender Gesetzentwurf, dann aber stehe der Herausgabe aber nichts mehr im Wege.

Kant und das Problem in Kaliningrad

Er ist der berühmteste Sohn der Stadt –  als Namensgeber für den Flughafen in Kaliningrad ist Immanuel Kant aber offenbar nicht willkommen. Der deutsche Philosoph sorgte in den vergangenen Tagen für eine skurrile Kontroverse in der russischen Exklave, in deren Verlauf er von offizieller Seite sogar als „Verräter“ gebrandmarkt wurde.

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Ein Sturm der Entrüstung gegen Kant

Kant wurde 1724 im damaligen Königsberg geboren und verbrachte fast sein ganzes Leben in der Stadt, die später unter sowjetischer Herrschaft in Kaliningrad umbenannt wurde. Bis vor kurzem führte Kant eine Online-Abstimmung zur Umbenennung des derzeitigen Chrabrowo-Flughafens an. Dies löste einen Sturm der Entrüstung aus. Der regionale Abgeordnete Andrej Kolesnik beschuldigte den Philosophen der „Russophobie“, obwohl es hierfür keine historischen Belege gibt. Er halte es für unpatriotisch, den Flughafen zu „germanisieren“.

Auch der Stabschef der russischen Ostseeflotte schaltete sich laut örtlichen Medien in die Debatte ein. In einem Video ist er zu sehen, wie er in einer Rede vor Soldaten dazu aufruft, nicht für den Philosophen zu stimmen. Kant wirft er vor, „sein Vaterland verraten“ zu haben.

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„Kant“ verliert die Online-Umfrage

Die Kritik zeigte Wirkung: Kant verlor in der Online-Umfrage an Zustimmung und landete schließlich hinter der russischen Kaiserin Elisabeth I., deren Armee Königsberg 1758 eroberte, aber fünf Jahre später wieder verließ. Kant hatte sich während der kurzen russischen Herrschaft erfolglos um einen Lehrposten an der örtlichen Universität bemüht – sein Brief an Elisabeth I. kam nie an.

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Wie aufgeheizt die Stimmung ist, hatte sich bereits in der vergangenen Woche gezeigt, als Kants Grab, ein Denkmal zu Ehren des Philosophen sowie eine Gedenktafel, die an sein Wohnhaus erinnert, mit Farbe beschmiert wurden. Auf Flugblättern äußerten Aktivisten sich erleichtert, „dass der Name des Deutschen nicht unseren Flughafen beflecken wird“.

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Die Stimmungsmache gegen Kant stieß aber auch auf Widerstand. Für „denkende Menschen“ sei Kant nicht Bürger eines bestimmen Landes, sondern ein Weltbürger, sagte der Sprecher der Kathedrale, die das Grab des Philosophen beherbergt. Auch der Leiter der Philosophischen Fakultät der Immanuel-Kant-Universität in Kaliningrad zeigte kein Verständnis für die Proteste.