Die beiden Tiere ziehen in einem Kanal mitten in der Stadt ihre Küken groß. Doch der Besucherandrang hat auch seine negativen Seiten.
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Die Schwäne sind in Paris zu einer Attraktion geworden
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Ein kleiner Lichtblick in Zeiten von Corona
In Paris sorgt ein tierisches Glamour-Paar überraschend für Aufsehen. Auf dem Canal de L’Ourcq, der sich schnurgerade durch das 19. Arrondissement zieht, brütet eine Schwanen-Familie. Seit in diesen Tagen die ersten Küken aus den insgesamt sieben Eiern geschlüpft sind, reist der Strom der Neugierigen nicht mehr ab. Für viele Passanten ist die kleine Idylle in den tristen Corona-Zeiten ein kleiner Lichtblick. Unter dem freudigen Gelächter der Zuschauer macht sich der tapsige Nachwuchs inzwischen dran, in Watschelschritten das kleine künstliche Floß zu erkunden, auf dem die Eltern ihr Nest gebaut haben. „Das ist so schön“, bricht es angesichts der flauschigen Baby-Schwäne aus einem Mann heraus und er umarmt überschwänglich seinen Partner.
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Die Stars aus #Paris: Odette und Siegfried, ein Schwanenpaar am Canal de l‘Ourcq. Zu sehen sind auch mehrere Junge – ein kleiner Lichtblick in #Corona -Zeiten und Pilgerziel für viele Leute. pic.twitter.com/VxJ0EZq9gA
— Knut Krohn (@knut_krohn) May 21, 2020
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Odette und Siegfried – die Stars von Paris
Und auch der der Bürgermeister des 19. Arrondissements, François Dagnaud, zeigt sich gerührt. Als am Mittwoch die ersten beiden Küken aus den Eiern schlüpfen, schreibt er auf Twitter: „Wenn das Leben die Oberhand gewinnt – unter den gerührten Blicken wohlwollender Anwohner.“ Die Natur in der Stadt, so der Lokalpolitiker weiter, das seien „bewegende Momente“. Und weil Menschen dazu neigen, sympathischen Wesen Kosenamen zu geben, heißen die beiden Eltern-Schwäne nun Odette und Siegfried – eine Anlehnung an das Ballett „Schwanensee“.
Die Natur erobert sich (etwas) die Stadt zurück
Für den Bürgermeister sind die brütenden Vögel auch ein Zeichen dafür, dass selbst die kleinen Maßnahmen zur Renaturierung des Kanals mitten in der Millionenmetropole in die richtige Richtung gehen. Erst im Februar war das knapp 35 Quadratmeter große Floß aus Schilf im Canal de L’Ourcq festgemacht worden. Es soll als eine Art „Hotel“ für die Tiere, Pflanzen und verschiedene Insekten dienen. An anderen Stellen in den Kanälen, die die Stadt durchziehen und auch in der Seine selbst, seinen solche Micro-Biotope bereits getestet worden.
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Quand la vie prend le dessus, sous le regard attendri de riverains bienveillants et grace aux protections mises en place par la Ville autour du radeau-nid. La nature en ville, ce sont aussi ces moments émouvants. @PKOMITES https://t.co/0yAM9TIMB6
— FrançoisDagnaud (@FrancoisDagnaud) May 20, 2020
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Alte Plastiktüten als Nistmaterial
Der aktuelle Bruterfolg der Schwäne scheint dem Bürgermeister Recht zu geben, allerdings nimmt die Symbiose von Zivilisation und Natur auch wunderliche Wendungen. Die beiden Elternvögel haben ihr Nest nicht nur aus Tang und Gras, sondern zum Teil auch aus alten Plastiktüten und McDonald’s-Verpackungen gebaut. Zudem hat der Andrang der Schaulustigen auch negative Seiten. Vertreter der Tierschutzgruppe Paris Animaux Zoopolis (PAZ) warnen davor, dass die Leute die Vögel bei der Aufzucht der Jungen stören oder sogar Unbefugte in böser Absicht das Floß besteigen können. Aus diesem Grund wurde inzwischen ein mannshoher Zaun errichtet, der die Passanten auf Abstand halten soll.
Die Tierschützer gehen aber noch weiter. Sie plädieren dafür, in einem toten Seitenarm des Kanals für die in der Stadt heimischen Tiere ein extra Schutzgebiet abzusperren, zu dem die Menschen keinen Zutritt haben. Pénélope Komitès, in Paris zuständig für Biodiversität, halt das für eine gute Idee. „Wir arbeiten dran“, lässt sie via Twitter wissen.